Ulrich Druck muss nach 80 Jahren aufgeben

27.12.2008, 00:00 Uhr
Ulrich Druck muss nach 80 Jahren aufgeben

© Hans-Joachim Winckler

Noch sausen die Papierbögen durch die Offsetmaschine, doch Ende April ist Schluss. «Es ist ewig schade, aber hoffentlich die richtige Entscheidung», sagt Geschäftsführer Klaus Ulrich. Seit Jahren gehen die Umsätze zurück, kann Ulrich Druck in der Badstraße nicht mehr gegen die Billigpreise aus dem Internet oder größere Anbieter bestehen.

Gerade, weil die alteingesessene Firma eine so breite Palette - von der gewöhnlichen Visitenkarte zum edel gedruckten, großformatigen Buch auf schwerem Papier - anbietet, kommt sie nicht mehr gegen die Konkurrenz an.

Ende des Erfolgs

Damit endet – auch – eine Erfolgsgeschichte. 1928 hatte Firmengründer Hanns Ulrich eine gebrauchte Boston-Druckpresse gekauft, druckte in den 30ern für Schickedanz, Grundig und Krügel. Nach der Währungsreform kommt ein Heidelberger Zylinderautomat ins Haus, Vierfarbdruck ist möglich. In den 50ern erfolgt der entscheidende Aufschwung, 1964 wird die erste Offsetdruckmaschine installiert, später eine Stanzerei eingerichtet und eine Schnelldruckmaschine angeschafft. 1978 stellt die Firma auf Lichtsatz um, druckt in den 90ern größere Formate. Die Firmenleitung geht auf Klaus Ulrich und Manuela Weiß über, noch 2001 stellen sie auf digitale Druckplattenbelichtung um. Auch im vergangenen Jahr hat Klaus Ulrich noch über einen Anbau nachgedacht, doch nach der jüngsten Bilanz im Sommer war dem 51-Jährigen klar: «Wir sehen kein Licht am Ende des Tunnels.» 15 Mitarbeiter, viele davon über lange Jahre im Unternehmen, verlieren ihren Arbeitsplatz.

«Wir haben vor der Insolvenz die Reißleine gezogen», sagt Klaus Ulrich. Die Lieferanten können noch bezahlt, die Aufträge abgewickelt werden. Doch das Lager ist geräumt, die Maschinen stehen zum Verkauf und für das Grundstück – «Die Uferpromenade hat es aufgewertet, da können wir dem OB ewig dankbar sein» – ist ein Käufer gefunden.

Große Plakate

Schultheiß-Wohnbau baut. Das Nürnberger Unternehmen wirbt mit großen Plakaten und hat bereits einen Info-Container auf das Gelände von Ulrich-Druck gestellt. Geplant ist ein dreigeschossiger Bau mit aufgesetzten Penthouses, Tiefgarage und Lift. Zwölf Wohnungen werden entstehen, sagt Vertriebsleiter Jörg Wischnewsky. Die Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen sollen zwischen 190 000 und 250 000 Euro kosten. Ein 120 Quadratmeter großes Penthouse ist deutlich teurer: 350 000 Euro. Die «Lifestyle-Lage» (Wischnewsky) an der Uferpromenade und der unverbaubare Blick, dazu die Nähe zum Stadtzentrum machen das «Casa Rio» attraktiv.

Im Mai soll der Abriss beginnen, bis Frühjahr 2010 die neue Wohnanlage stehen. Mit der Stadt ist das Konzept abgesprochen, nun muss es den Weg durch die Instanzen gehen bis zur Baugenehmigung.