Abschied nach 114 Jahren Dienst

8.8.2009, 00:00 Uhr

Früher gingen sie zu den Kranken und pflegten sie, egal ob diese arm oder reich, katholisch, evangelisch oder jüdischen Glaubens waren. Später kümmerten sie sich auch um Schützlinge in den Kindergärten. Zu Hause waren sie in den Pfarreien Zu Unserer Lieben Frau (bis 1989) und zuletzt in St. Heinrich.

In der Kirche St. Heinrich versammelte sich mit Pfarrer Norbert Geyer und Dekan Georg Dittrich eine eher wehmütig gestimmte Gemeinde. Pfarrer Geyer stellte in seiner Predigt zur Brotvermehrung angesichts einer «geistigen Hungersnot» die Frage, ob sich die Gläubigen der Gemeinde so verhalten, « dass wir geistliche Berufungen unter unseren Jugendlichen fördern?» Hoffnung, so Geyer, gebe es vor allem in anderen Erdteilen. Ein indischer Priester habe ihm von einer Hochzeit in seinem Heimatland mit nicht weniger als 4000 Gästen erzählt. Darunter hätten sich 71 Priester befunden.

Trost von der Provinzoberin

Die aus Neumarkt angereiste Provinzoberin, Schwester Marie Petra Beck, versuchte mit Worten aus dem Buch «Prediger» die Stimmung aufzuhellen: «Es gibt eine Zeit zu säen und eine Zeit zu ernten, eine Zeit des Abschieds und eine Zeit, Neues zu wagen.»

Neben dem Rückblick auf die 114-jährige Geschichte der 123 in St. Heinrich tätigen Schwestern erinnerte die Provinzoberin an die bis 1989 in der Königstraße angesiedelte Schwesternstation, die sich in der Pfarrei Unsere Liebe Frau um Krankenpflege und Kinderbetreuung kümmerte. Bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 sei die Schwesternschaft auch im jüdischen Krankenhaus tätig gewesen. Besonders hob Marie Petra Beck die am längsten (1950 bis 2004) in Fürth ansässige Schwester Gerwalda hervor, die bis 1994 noch als Krankenschwester tätig war.

Aktueller Grund für den Abschied der Niederbronner Schwestern aus Fürth ist der Nachwuchsmangel. Von derzeit 870 Niederbronner Schwestern sind nur 14 jünger als 50 Jahre.

So begleiten die guten Wünsche aus der Pfarrei Schwester Christiane, die ins Nürnberger St.-Theresien-Krankenhaus wechselt. Schwester Dominika wird in der Münchner Pfarrei St. Benno helfen, eine neue internationale Ausbildungsgemeinschaft aufzubauen, und Schwester Gisela übernimmt in Chemnitz - ähnlich wie in Fürth - Aufgaben im Haushalt der Gemeinschaft und Besuchsdienste in der Pfarrei.