Knoblauchsland gegen Flächenfraß verteidigt

6.5.2008, 00:00 Uhr
Knoblauchsland gegen Flächenfraß verteidigt

© Thomas Scherer

Unter dem Motto: «Bayerns Schönheit bewahren, Flächenverbrauch stoppen» unternimmt die Aktionsgemeinschaft zum Schutz der Fürther Innenstadt und des Knoblauchslandes jetzt einen neuen Anlauf gegen den Komplex aus Möbelhaus, Bau- und Gartenmarkt mit 58 000 Quadratmetern Verkaufsfläche und eigenem Anschluss an die A 73.

Eine 17 Fußballfelder große Grünfläche soll dem Projekt geopfert werden. Für Reinhard Scheuerlein, Kreisvorsitzender des Bundes Naturschutz (BN), Paradebeispiel für Fehlentwicklung. Angesichts weltweiter Knappheit von Flächen für intensive Landwirtschaft, müsse man vielmehr bestrebt sein, wohnortnah Lebensmittel zu produzieren. Auch dem Klimaschutz werde ein Bärendienst erwiesen, weil der Möbelhandel erfahrungsgemäß nur motorisierte Kundschaft eines großen Einzugsbereichs anlockt.

Bereits präsent

Neben dem BN gehören der Aktionsgemeinschaft der Bürgerverein Fürth-Nord, der Bayerische Möbelfachverband und zahlreiche engagierte Bürger an. Bad-Boutique-Inhaberin Petra Büttner-Krauss von den Kreativen Fürther Einzelhändlerinnen sieht überhaupt keine Notwendigkeit für einen Möbelhaus-Neubau, da Höffner seit 2005 durch Übernahme von Franken Wohnland mit 35 000 Quadratmeter Verkaufsfläche unweit der geplanten Neuansiedlung bereits am Frankenschnellweg präsent sei.

Als Sprecher des Einzelhandelsverbandes befürchtet Thomas Friedel, der in Fürth ein Modelleisenbahngeschäft betreibt, ein Ausbluten der Innenstadtgeschäfte. Denn die umfangreichen Randsortimente des Möbelhandels konkurrieren mit dem innerstädtischen Angebot. An das Entstehen neuer Arbeitsplätze glaubt Friedel nicht, allenfalls an eine Verlagerung. BN-Regionalreferent Tom Konopka fordert, dass Fürth seinen Ruf als Stadt der kurzen Wege pflegen und die Läden der Innenstadt vor Kaufkraftverlusten schützen soll.

Befürchtet wird auch eine Zunahme der ohnehin schon hohen Verkehrsbelastung der Ortsteile im Fürther Norden. Denn es wird erwartet, dass die Höffner-Kundschaft aus den Landkreisen Ansbach, Neustadt und Fürth nicht über den Frankenschnellweg anrollt, sondern auf den untergeordneten Straßen. Auch der neue Autobahnanschluss würde für zusätzlichen Verkehr im Norden sorgen.

Das Großprojekt im Knoblauchsland widerspricht laut Scheuerlein in eklatanter Weise dem bayernweiten Bündnis zum Flächensparen, dem auch die Stadt Fürth über den bayerischen Städtetag angehöre. Die Bemühungen um flächensparenden Wohnungsbau würden damit konterkariert. Da Fürth erst vor wenigen Wochen Einspruch gegen das in Herzogenaurach geplante Adidas-Salomon-Outlet eingelegt habe, müsse die Stadt konsequenterweise einem Fachmarktzentrum auch auf ihrem Gebiet kritisch gegenüberstehen.

Die Aktionsgemeinschaft fordert den neuen Fürther Stadtrat zur Einstellung des Bebauungsplanverfahrens auf, sie beruft sich dabei auf den einstimmigen Stadtratsbeschluss von April 2001, der Höffner-Ansiedlung nicht zuzustimmen, weil «eine objektive Würdigung aller Entscheidungsfaktoren diese weder für die Gesamtentwicklung der Stadt noch in besonderem Maße für die Entwicklung des innerstädtischen Einzelhandels und die angestrebte Attraktivitätssteigerung der Innenstadt als sinnvoll erscheinen lassen».

Das Planfeststellungsverfahren geht wegen fachtechnischer Nachbesserungen und der Aufnahme eines Nürnberger Straßenstücks der Schmalau jetzt in eine neue Runde. Im Sommer werden die Pläne nach Angaben von Baureferent Joachim Krauße erneut ausgelegt. Abgekoppelt wird zudem das Verfahren zur Ansiedlung des Teppichhauses Kibek mit 9000 Quadratmeter Verkaufsfläche in unmittelbarer Nachbarschaft von Höffner. Grund dafür sind die nicht ausgeräumten Differenzen beider Unternehmen in Detailfragen der Flächennutzung.