100 Jahre lang neugierig aufs Leben

28.8.2019, 19:00 Uhr
100 Jahre lang neugierig aufs Leben

© Foto: Thomas Scherer

Geboren als Tochter des früheren stadtweit bekannten Gesundheitsamtsleiters Roderer verbrachte das jüngste von insgesamt sechs Kindern eine glückliche Kindheit in der Kleeblattstadt. Bereits damals erfreute sich das adrette Mädchen an allerlei sportlichen Aktivitäten, besonders das Turnen hatte es ihr angetan.

Nach den ausschweifenden 1920er Jahren und dem erfolgreichen Schulabschluss lernte die heutige Jubilarin ihren späteren Mann, den Metallwarenhändler Adam Schoder, kennen und lieben.

Leider machte den beiden der heraufziehende Nationalsozialismus einen Strich durch ihre Zukunftspläne, da Adam zur Wehrmacht eingezogen wurde und den rüden Drill in einer Kaserne im hessischen Frankfurt, weit weg von seiner geliebten Hanne, ertragen musste.

Hochzeit im Krieg

So oft es ging, besuchte sie aber ihren Liebsten, und mitten im Krieg, im Jahre 1941, erhielt er für wenige Tage Fronturlaub, um den Bund fürs Leben zu schließen. Erst auf dem Fürther Standesamt im Rathaus und später in der nahe dem Elternhaus von Adam gelegenen Michelskirche bekannten sich beide vor Gesetz und Gott zueinander.

Schwere Jahre sollten folgen, besonders als zum Ende des Krieges die Nachricht der Gefangennahme von Adam durch französische Soldaten die Jubilarin erreichte. Eine schier unendliche Zeit der Ungewissheit bis Anfang 1950 folgte, als schließlich die beiden in ihrer geliebten Heimatstadt wieder vereint waren. Resignieren oder gar die Flinte ins Korn werfen gab und gibt es im Leben der rüstigen Jubilarin nicht. Denn bis heute geht ihr Blick stets nach vorne und nur ganz selten zurück in die Vergangenheit.

So erfüllte sich im Herbst 1952 endlich der lang ersehnte und vom Krieg verwehrte Kinderwunsch mit der Geburt des einzigen Kindes, Friedrich. Viel Freude bereitete der aufgeweckte Junge den überglücklichen Eltern. Bald schon erkundete er ausgiebig seine Heimat, die Fürther Innenstadt.

Schwere Krankheiten oder auch nur ein Schnupfen suchten Hanne Schoder zeitlebens so gut wie nie heim. Gerne kocht sie und ihre Vorliebe für ausgefallene Gerichte hat sie sich bis heute bewahrt. Saure Nierchen oder "Berliner Schnitzel" stehen immer noch ganz oben auf ihrem Speiseplan. Eine weitere Leidenschaft war das Reisen. Hier hatte es der Familie besonders Italien angetan. Sonne, Meer, Kultur und das südliche Leben waren das Lebenselixier für das Geburtstagskind.

Als dann der geliebte Gatte Ende der achtziger Jahre viel zu früh verstarb, richtete nicht zuletzt der große Freundeskreis die Witwe nach und nach wieder auf, sodass sie bald neuen Lebensmut fasste. Inzwischen machen die Augen zwar nicht mehr so ganz mit wie in früheren Zeiten, das Interesse am Leben in all seinen Facetten ist aber bei der 100-Jährigen ungebrochen.

Daher liest Sohn Friedrich ihr jeden Tag die Zeitung vor. Besonderes Interesse hat die Jubilarin am Lokalteil der Fürther Nachrichten. Darüber hinaus verpasst die 100-Jährige kaum eine Talkshow und macht auch aus ihrer Abneigung für die Politik des US-Präsidenten Donald Trump keinen Hehl.

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