120 Stunden Funkstille in Stadeln

19.7.2011, 16:00 Uhr
120 Stunden Funkstille in Stadeln

© Günter Distler

„Das war überhaupt nicht schlimm,“ sagt Laura Karatas, als sie ihr Mobiltelefon nach 120 Stunden Funkstille wieder in den Händen hält. Die 13-Jährige ist eine der knapp 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer am „Handyfasten“ der Schule an der Hans-Sachs-Straße.

Fünf Tage ohne simsen, surfen und natürlich telefonieren. So könnte man die Aktion zusammenfassen, die Susanne Wolf, Klassenlehrerin der 8a, ins Leben gerufen hat. Inspiriert worden ist Wolf dabei von Medienberichten über ähnliche Unternehmungen in anderen Schulen.

Gut ein Drittel der insgesamt 149 Schüler hat sich am Fasten beteiligt, „ein tolles Ergebnis“, wie die designierte Schulleiterin Silke Nicolai bemerkt. Ihr ist es bei der Aktion vor allem darauf angekommen, die Kinder und Jugendlichen von der Bilderflut zu befreien, die tagtäglich auf sie einströmt.

„Unsere Schüler sollen den Kopf freibekommen und lernen, dass sie nicht abhängig sind von dem elektronischen Ding“, sagt Nicolai, derzufolge viele das Handy sogar mit ins Bett nehmen. Diesen Eindruck kann Ingrid Zrenner nur bestätigen. Ihr Sohn Alexander nehme das Handy überallhin mit, „ob er nun zur Mülltonne oder zum Bäcker geht.“ Die Vorsitzende des Elternbeirats ist froh, dass ihr 13-jähriger Sprössling anscheinend nicht so abhängig von der Technik ist, wie sie erwartet hat.

Um sich mit seinen Freunden zu treffen, brauche Alexander das Telefon auch nicht mehr, berichtet Zrenner. „Nach der Schule machen die Jungs eine Zeit aus und sind dann auch pünktlich auf dem Bolzplatz.“ Schulleiterin Nicolai stimmt zu: „Ohne Handy muss man eben mal pünktlich sein, wenn man sich trifft.“

Der 13-jährige Philipp Fähnrich hat in dieser Hinsicht mehr Probleme. In den fünf handylosen Tagen hat er nichts ausmachen können. Einige von Philipps Freunden gehen auf andere Schulen, und über das Festnetz will er nicht telefonieren. Bei den Fähnrichs zu Hause sei es nämlich möglich, Gespräche über ein zweites Telefon mitzuhören.

„Das alles war schon ein bisschen komisch“, erzählt Philipp. Und langweilig. Der 13-Jährige hört auf dem Weg zur Schule auch gern Musik über sein Handy. Trotz solcher Eindrücke sei das Fasten laut Schulleiterin Silke Nicolai insgesamt aber ein Erfolg gewesen. Laura Karatas ist sich beispielsweise jetzt sicher, dass sie auch in Zukunft öfter auf ihr Handy verzichten wird.

Am Ende kommt Nicolai dann auch nicht umhin, den Klassiker unter den Floskeln zu entstauben: In den fünf mobilfunkfreien Tagen sei eben „alles „genau wie früher“ gewesen.