2018 ist ein Zeckenjahr: Das Infektionsrisiko steigt

21.7.2018, 08:43 Uhr
Ob beim Picknicken im Park oder auf dem Fußballplatz: Die gefürchteten Blutsauger lauern überall.

© Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa Ob beim Picknicken im Park oder auf dem Fußballplatz: Die gefürchteten Blutsauger lauern überall.

Haben es die kleinen Spinnentiere erst einmal auf den menschlichen Körper geschafft, krabbeln sie unbemerkt über die Haut und suchen sich eine geeignete Stelle, um sich festzusaugen. Dabei übertragen sie gefährliche Krankheiten.

Am häufigsten sind die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und die Lyme-Borreliose. FSME wird durch ein Virus verursacht. Zunächst treten grippeähnliche Symptome wie Kopfschmerzen, Erbrechen und Fieber auf. Später kann es zu einer Hirnhautentzündung kommen.

"In diesem Jahr ist das Risiko insgesamt besonders hoch", sagt Gerhard Dobler vom DZIF. "Wir werden die höchste Zahl an Zecken in den letzten zehn Jahren haben." Seit 2009 erforscht der DZIF-Wissenschaftler am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr die Ausbreitung und Aktivität des FSME-Virus in Deutschland.

Grund für den Anstieg ist laut Uwe Drochner das Wetter. Er ist Sachgebietsleiter für Infektionskrankheiten im Landkreis Nürnberger-Land. Der Winter war sehr mild und der Sommer sehr warm. "Das mag die Zecke", sagt Drochner. Auch er rechnet im Landkreis mit mehr Erkrankungen durch Zeckenbisse.


"Alleine in der vergangenen Woche wurden bei uns sechs Borreliosefälle gemeldet." Seit Januar hat es im Nürnberger Land bereits vier FSME-Fälle gegeben, 2017 waren es insgesamt fünf. "Und das Jahr ist ja noch nicht zu Ende." Borrelioseinfektionen wurden 2017 insgesamt 44 gemeldet, in diesem Jahr sind es bis jetzt schon 30. "Ob man daraus einen Trend ablesen kann, weiß ich nicht", sagt Dr. Drochner.

Schwankungen gebe es immer. Wenn es aber in Zukunft weiter immer mehr Zecken gebe, sei das die Folgeerscheinung des klimatischen Wandels. Deutschlandweit gab es im Vorjahr 485 FSME-Erkrankungen, wie das Robert-Koch-Institut meldet. Das sind 40 Prozent mehr als noch im Jahr davor. Mehr als die Hälfte (51 Prozent) wurden in Bayern registriert.

Fünf neue Risikogebiete

Das zeigt sich auch in der Risikoeinstufung des Robert-Koch-Instituts. In Bayern gelten 88 von insgesamt 96 Landkreisen und kreisfreien Städten als Risikogebiete, darunter auch Mittelfranken. 2017 kamen wieder fünf neue Landkreise dazu (München, Günzburg, Augsburg und Weilheim-Schongau).

Zwar führt nicht jeder Biss einer infizierten Zecke zu einer FSME-Infektion. Krankheitserscheinungen treten laut dem Bayerischen Amt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit bei rund 30 Prozent der Infizierten auf. Jedoch gebe es gegen FSME keine wirksame Behandlung. Man könne die Symptome mindern, Spätfolgen aber nicht vermeiden. Um der Gefahr einer Hirnhautentzündung vorzubeugen, rät die Ständige Impfkommission (STIKO) zur FSME-Impfung.

Gegen die zweite Zeckenkrankheit Borreliose gibt es keine Impfung. Die Erreger sind laut DZIF in etwa jeder vierten Zecke zu finden – unabhängig von der Region. Um sich zu schützen, wird geraten, in der Natur möglichst lange Hosen und geschlossene Schuhe zu tragen und hohes Gras und Unterholz zu meiden.

1 Kommentar