2100 gute Freunde

18.2.2009, 00:00 Uhr
2100 gute Freunde

© Hans-Joachim Winckler

Es sah wirklich nicht gut aus. Statt Erbauung stand Dilemma in Fürths neobarockem Musenbau auf dem Spielplan. In der Saison 1967/68 lag die Platzausnutzung gerade noch bei mickrigen 59 Prozent. Die Bühne war zu klein, die Sicherheit mangelhaft, die Zusammenarbeit mit Nürnberg - sehr vorsichtig formuliert - problematisch. Nicht ohne Grund war das Stadttheater als Operettenbude von zweifelhaftem Ruf verschrien.

Doch so, wie sich die Fürther anno 1898 für den Neubau ihres Theaters stark gemacht hatten, so setzen sie sich 1969 dafür ein, dass ihre Bühne nicht untergeht.

Angeregt von Operettensängerin Annelie Grundig, der zweiten Ehefrau des Fürther Rundfunk-Milliardärs Max Grundig, und Hermann Fiedler, gründen sieben unentwegte Bürger den Theaterverein. Zu den Mitgliedern der ersten Stunde gehören die Sparkasse Fürth, bis heute einer der größten Förderer des Vereins, und die CSU-Stadtratsfraktion. Die bis dato längst ungeliebte Theaterliaison mit den Nürnbergern wurde glücklich geschieden, die Renovierung in Fürth unter der Regie des Berliner Theaterarchitekten Thomas Münter beschlossen.

Der junge Verein versprach, kräftig für den Umbau zu sammeln. Ein Gastspielprogramm wurde organisiert – und an der Kasse durfte man plötzlich wieder Schlange stehen. Ein ungewohntes Erlebnis.

1973 war das Stadttheater endlich wieder wie neu, die Arbeit des Vereins damit aber nicht beendet. Bernd-Uwe Schinzel, zweiter Vorsitzender, und Geschäftsführer Werner Rossmanith, erinnerten gestern an die vielfältigen Aufgaben und Aktionen, die seither geschultert wurden. Seit 1974 beteiligt sich der Verein zum Beispiel an der Herausgabe des Bretterberichts. Man engagierte sich für die erste Drehbühne und die Errichtung des Zwischenbaus zwischen Theater und City-Center, in dem der Vorverkauf untergebracht ist. Fünf große Tombolas wurden organisiert, um Gelder bereitstellen zu können.

Josef-Peter-Kleinert-Preis

Schinzel: «Seit 1982 stiftet der Verein auch den Fürther Talentpreis, der vor kurzem in Josef-Peter-Kleinert-Preis umbenannt wurde.» Kleinert war seit den Gründungstagen dabei, ab 1971 als Geschäftsführer. Der unermüdliche Motor des Vereins, der vor wenigen Monaten starb, organisierte unter anderem den Theaterdienst mit Schülern des Schliemann-Gymnasiums.

Die Unterstützung des Theaters rechnet sich aber auch für Vereinsmitglieder. So gibt es Karten nicht nur mit bequemer Vorauswahl-Option, sondern auch mit einem Preisnachlass von 20 Prozent. Schinzel: «Außerdem kann man den Mitgliedsbeitrag von der Steuer absetzen.»

Die Mitgliederversammlung des Theatervereins wird im 40. Jubiläumsjahr an einem ganz besonderen Ort stattfinden. Tagungsschauplatz wird die Bühne sein. Auf dem Programm stehen auch Neuwahlen. Rainer Heller stellt sich wieder als erster Vorsitzender zur Verfügung, Bernd-Uwe Schinzel und Werner Rossmanith als Stellvertreter. Einen Geschäftführer soll es in dem verschlankten Vorstand nicht mehr geben. Rossmanith: «Dieses Amt war auf Josef Peter Kleinert zugeschnitten, der unschätzbare Dienste für den Verein erbracht hat.»

Intendant Werner Müller - 1990 kam der Schweinfurter als damals jüngster Intendant Deutschlands nach Fürth - zollt den engagierten Bürgern Respekt. «So eine konstruktive, unbürokratische Zusammenarbeit ist selten.» Seine 2100 Mitglieder machen den Theaterverein zudem zu einer der größten Organisation dieser Art in Deutschland. Bis heute summieren sich seine Zuwendungen an das Theater aus Mitgliederspenden und Aktionen auf insgesamt weit über 1,5 Millionen Euro.

An neuen Aufgaben mangelt es nicht. Intendant Müller: «Die Klappstühle müssen dringend ausgetauscht werden.» Keine Frage, auch die Unterstützung bei diesem bislang spürbar unbequemen Problem steht schon auf der Agenda des Theatervereins. SABINE REMPE