5. Fürther Erzählnacht im Kulturforum mit eigenem Charme

2.12.2014, 16:00 Uhr
5. Fürther Erzählnacht im Kulturforum mit eigenem Charme

© Foto: Peter Romir

„Darf ich hier fränkisch reden?“, fragt die ältere Dame vorsichtig, als sie im Korbstuhl auf der Bühne des Fürther Kulturforums Platz nimmt. „Natürlich!“, schallt es aus dem Publikum zurück. Bei der 5. Fürther Erzählnacht ist jeder eingeladen, genau so zu reden, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, über die Themen, die ihm oder ihr am Herzen liegen.

Da sind zum Beispiel Hanne Wiest und Christine Herzog. Die beiden Erzieherinnen aus dem Kinderhort „Pfisterkiste“ berichten von der letzten Hortübernachtung der Viertklässler, bei der es zu kuriosen Vorfällen kam. Zorica Otto erzählt eine Sage aus ihrer slowenischen Heimat und von ihren ersten Begegnungen mit den „Ziganos“ der Gegend.

Viel zu lachen gibt es bei Gertraud Engel, die über das Leben in der Nachkriegszeit berichtet: „Damals wollte ich zum Zirkus und habe versucht unsere Hühner so abzurichten, dass sie über eine Stange springen. Das hat die Tiere so geschockt, dass sie wochenlang keine Eier mehr legten.“

Über ein Dutzend Menschen hatten sich im Vorfeld angemeldet, um maximal zehn Minuten lang zu erzählen, dazu kommen eine Handvoll „Spontan-Erzähler“, die sich direkt am Abend zu Wort melden. Manche der Erzähler haben auch selbst geschriebene Bücher dabei, wie Heidemarie Opfinger, deren Band „Auf der Suche nach dem Weihnachtsengel“ zu Gunsten des Hortes „Pfisterkiste“ verkauft wird. Gerhard Weisser hat einen Band mit „Fürther Geschichten“ geschrieben.

Authentische Menschen

Da die meisten Redner schon ältere Semester sind, wirkt das manchmal wie ein Poetry Slam für Senioren. Doch die Fürther Erzählnacht vermeidet die aggressive Wettkampfstimmung der Slams genauso wie das dröge Setting einer klassischen Autorenlesung – sie findet ihren ganz eigenen Weg, ihre ganz eigenen Stimmen. Hier sprechen authentische Menschen über Dinge, die sie bewegen: über Reiseabenteuer, witzige Erfahrungen, aber auch über Geburt und Tod von Familienmitgliedern.

Beinahe hätte es diese fünfte Auflage der Veranstaltung gar nicht mehr gegeben – zumindest nicht als kostenloses Angebot für alle. „Die Erzählnacht ist jedes Jahr gewachsen und braucht immer mehr Organisation“, erzählt Veranstalterin Alexandra Schwab vom Quartiersmanagement Fürth. „Das war aus unseren Mitteln allein nicht mehr zu stemmen.“ Da sprang zum Glück Gerhard Weisser von „Weisser-Immobilien“ als Sponsor ein: „Ich war seit der ersten Ausgabe Gast und fand das immer eine tolle Sache“, sagt er. Zum 30. Firmenjubiläum verzichtete er daher auf eine Feier und steckte das Geld lieber in die Erzählnacht. „Da haben viele Leute was davon.“

Und tatsächlich ist der eng bestuhlte Saal im Kulturforum bis auf den letzten Platz besetzt, auch weiter hinten stehen noch Besucher. „Trotzdem wollen wir nicht in den großen Saal umziehen“, meint Schwab. „Uns ist diese familiäre Atmosphäre eben sehr wichtig, bei der sich die Erzähler wie daheim im Wohnzimmer fühlen können“.

Einen großen Anteil daran hat Moderator Martin Ellrodt. Der professionelle Geschichtenerzähler führt sympathisch und einfühlsam durch den Abend und sorgt mit leisen Hinweisen dafür, dass sich manche Erzähler nicht in ihrer Geschichte verzetteln oder das Zeitlimit von zehn Minuten sprengen. Im Vorfeld bot Ellrodt auch Workshops an, bei denen die Besucher die Grundlagen des Vortrags lernen konnten.

So gelingt es der Erzählnacht einmal mehr, ihren eigenen Charme zu entfalten – und ganz nebenbei zu zeigen, wie viele außergewöhnliche verborgene Talente es in Fürth gibt. Möge diese Geschichte noch lange weitergehen.

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