Ab Ende 2020: Fürther Busse fahren samstags häufiger

28.12.2019, 10:00 Uhr
Ab Ende 2020: Fürther Busse fahren samstags häufiger

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Wer sich gegen Verbesserungen im öffentlichen Personennahverkehr wendet, hat in Zeiten des Klimawandels schnell den Schwarzen Peter. Diesmal zogen die ungeliebte Karte Marcus Steurer und Stefanie Ammon, der Chef der für den ÖPNV zuständigen infra und die städtische Finanzreferentin.

Beide sind der Meinung: Die weitere Verdichtung des Bustakts kommt momentan mit ihren kalkulierten Kosten von rund 300.000 Euro pro Jahr für Fahrer und Material zu teuer. Denn zu unwägbar sei, was außerdem 2020 aufs kommunale Versorgungsunternehmen zurollt – etwa durch die wegen des EU-Rechts notwendig gewordene Trennung der Busbetriebe von Nürnberg und Fürth. Oder durch das 365-Euro-Ticket für Schüler und Azubis.

Schon jetzt, mahnt Steurer, rechne die infra mit einem ÖPNV-Defizit von 14 Millionen Euro im Jahr, das durch Einnahmen aus anderen Unternehmensbereichen kompensiert werden muss. Tendenz steigend.

Steurer und Ammon plädierten deshalb für eine Verschiebung der Maßnahme auf Ende 2021 – doch sie kämpften auf verlorenem Posten. Zu groß ist die Sehnsucht der Kommunalpolitik nach greifbaren und vor allem vorzeigbaren Verbesserungen in diesem Sektor geworden.

Und natürlich kann sie sich darauf berufen, dass die Samstagsverdichtung von Experten schon Anfang 2018 in einem städtischen Nahverkehrsplan als probates Mittel gepriesen wurde, um die Attraktivität des Busverkehrs zu erhöhen; die Grünen hatten Mitte 2019 mit einem Antrag nachgehakt. Die engere Taktung trage unter anderem der Tatsache Rechnung, dass viele Läden im Zentrum längst bis in den Abend hinein geöffnet haben, so eines der Argumente.

In der Ratssitzung kurz vor Weihnachten gingen nun alle Hände nach oben, als es galt, die Investition abzusegnen. Ab Dezember 2020 fahren Busse deshalb samstags auch nach 16 Uhr und bis 20.30 Uhr häufiger – will heißen: je nach Linie alle 15 bzw. 30 statt wie bisher alle 30 bzw. 60 Minuten.

Handeln gefragt

Meine man es ernst mit der Verkehrswende, bei der ein ÖPNV mit Zugkraft zu den wichtigsten Faktoren gehört, müsse man entsprechend handeln, so der Tenor. Und das zügig. Auch das Stadtplanungsamt gab dieser Haltung Nahrung. Sowohl "Bedienungshäufigkeit als auch Geschwindigkeit und Pünktlichkeit" müssen nach seiner Ansicht "deutlich attraktiver werden".

In einer Vorlage für den Stadtrat formuliert die Behörde: "Es würde zu kurz greifen, den ÖPNV rein unter Kostengesichtspunkten zu betrachten. Die positiven Wirkungen auf die Wohn-, Arbeits- und Aufenthaltsqualität in der Stadt sowie auf Umwelt und Klima müssen ebenfalls mit einbezogen werden."

Nicht einmal eine drastische finanzielle Folge für die Kommune selbst, die die Kämmerin aufzeigte, konnte die Haltung ändern: Mit den zusätzlichen Ausgaben, so Stefanie Ammon, wird eine entscheidende Schwelle überschritten: Die infra muss dann wegen ihrer hohen eigenen Kosten keine Verkehrskonzessionsabgabe – derzeit stolze 580.000 Euro pro Jahr – an den städtischen Haushalt mehr abführen. Sie wird dafür fällig, dass die infra etwa Straßen und andere Flächen Fürths für ihre Zwecke nutzen darf.

Ammon räumte aber im Gespräch mit den FN auch ein: Die Abgabe wäre wohl in naher Zukunft ohnedies weggefallen – denn mit steigenden Investitionen in einen zeitgemäßen ÖPNV muss die infra in den nächsten Jahren zwangsläufig rechnen. Ob nun mit oder ohne Taktverdichtungen.

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