Ab in die Natur: Warum es Kinder bis heute zu den Pfadfindern zieht

31.8.2019, 10:00 Uhr
Ab in die Natur: Warum es Kinder bis heute zu den Pfadfindern zieht

© Foto: Herbert Voll

Nur in sechs Ländern sind die Pfadfinder nicht vertreten: Andorra, Nordkorea, China, Kuba, Laos und Myanmar. Im Rest der Welt sind schon über 300 Millionen Kinder zu den Pfadfindern gegangen, davon sind aktuell circa 260.000 in Deutschland.

Rund vierzig von ihnen gehören dem Stamm "Truchseß" in Zirndorf an. Ihr Stammesführer Felix Reichardt ist seit seinem zehnten Lebensjahr Mitglied. Auf einem internationalen Pfadfinder-Treffen hat der 28-Jährige seine Frau Kia kennengelernt. Die gebürtige Finnin erzählt, dass in ihrer Heimat die gleichen Werte gelten wie in Deutschland: "Es geht darum, dass wir versuchen, die Welt ein bisschen besser zurückzulassen, als wir sie vorgefunden haben."

Diese Mission geht auf General Robert Baden-Powell zurück, der 1907 das erste Zeltlager organisiert hat. Baden-Powell hat die Bewegung als Erziehungsinstitution auf die Beine gestellt, um Kindern und Jugendlichen beizubringen, Verantwortung zu übernehmen. In Zirndorf funktioniert das so: Die Älteren betreuen die jeweils Jüngeren und organisieren eigenständig Gruppenstunden und Lager.

Am wichtigsten ist Felix aber, dass seine Schützlinge viel frische Luft schnuppern: "Wir versuchen, wann immer es geht, in der Natur zu sein." Dort bauen die Gruppen zusammen Zelte auf, singen Lieder und lesen natürlich Spuren.

Bei den Pfadfindern sollen Kinder spielerisch einen Zugang zur Natur finden. Und nicht nur das: "Durch die Kinder wollen wir die gesamte Gesellschaft sensibilisieren", sagt Felix. Die kleinen Pfadfinder tragen den Respekt vor der Natur nach Hause in ihre Familien und in die ganze Welt – ein altruistischer Gedanke. Zuerst einmal sei es aber wichtig, die Kinder überhaupt vom Wald zu begeistern.

Es sollte ein Ausgleich zu Stadt und Maschinen sein

Die Pfadfinder wurden zu Zeiten der Industrialisierung gegründet, um dem Menschen einen Ausgleich zu Stadt und Maschinen zu bieten, sagt Kia. "Heute ist das wieder so". Viele Mädchen und Jungen seien sehr auf ihre Smartphones und Videospiele fixiert. Im Wald können sie ihren Gedanken freien Lauf lassen und wortwörtlich abschalten. Das hat auch Felix festgestellt: "Oft sitzen die Kids einfach am Boden und bewundern die grünen Blätter über ihnen." Freude an kleinen Dingen zu haben sei eine wichtige Fähigkeit, die die Wölflinge in Zirndorf lernen.

Allerdings gehe das nur, wenn der Verein gut funktioniert. Und hier hapert es momentan, denn es gibt nicht genug Betreuer. "Die älteren Pfadfinder studieren alle woanders, gehen ins Ausland oder haben aus anderen Gründen keine Zeit mehr für uns", sagt Felix. Die Situation sei momentan sogar so schlimm, dass es bei den Wölflingen, also den ganz Kleinen, einen Aufnahmestopp gibt. Wer gerne mit Kindern in der Natur Zeit verbringen will, solle sich einfach melden, bitten die Reichardts. Am besten am 14. September auf dem "Chillbox"-Gelände in der Burgfarrnbacher Straße 23 in Zirndorf. Da feiert der Stamm ab 15 Uhr eine große Geburtstagsfeier anlässlich 40 Jahre Truchseß.

Hier kann sich jeder einmal als Pfadfinder ausleben, mit Stockbrot und Musik. Und vielleicht freundet sich ja gleich ein neuer Gruppenleiter mit den Wölflingen an.

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