Abschied vom ,pädagogischen Leuchtturm‘

24.7.2011, 16:00 Uhr
Abschied vom ,pädagogischen Leuchtturm‘

© Pfrogner

Es ist nicht leicht, aus dem vollen Lauf zurückzublicken. Eines fällt Hans Peter Haas aber sofort ein, wenn eine Rückschau von ihm gefordert wird: „Ich bin froh, dass viele Dinge, mit denen wir angefangen haben, heute Standard sind.“ Dazu gehört nicht nur die Ganztagsbetreuung. Als Vorreiter gilt die Pestalozzischule unter der Leitung des 64-Jährigen auch beim gemeinsamen Lernen von behinderten und nichtbehinderten Kindern in einer Klasse. Seit 1999 kooperiert die „Pesta“ eng mit der Hallemannschule. Der Freistaat hat dies kürzlich mit dem Titel „Profilschule Inklusion“ belohnt.

Die Konrektorinnen Gabi Wille und Petra Pohl moderierten das Treffen, das bewusst keine steife Feierstunde werden sollte, und verrieten nicht nur, dass der scheidende Chef intern HP genannt wird, sondern machten klar, wie viele Initiativen von Haas ausgingen oder aktiv unterstützt wurden. Nachdem der Chor musikalisch einen Regenbogen als Geschenk überreicht hatte, beantwortete Haas zwei Schülerinnen Interview-Fragen. So erfuhren die Gäste, dass für ihn zum schönsten Moment in seinem Berufsleben wurde, als klar war, dass der Erweiterungsbau der „Pesta“ realisiert werden kann: „Da, wo ich jetzt in dieser Aula stehe, gab es damals bloß einen Fahrradständer ...“ Nicht alle seine Wünsche wurden erfüllt: „Ich hätte gerne noch die große Turnhalle gesehen, die genehmigt ist und nur noch gebaut werden müsste.“ Auch auf eine „echte Ganztagsschule“ mit umfassender Ausstattung hat er bislang vergebens gehofft.

Auf die Schüler-Frage „Bekommen wir einen neuen Haas?“ stellte er seinen Nachfolger vor: Thomas Bauer wechselt Anfang August von der Dr.-Theo-Schöller-Schule in Nürnberg nach Fürth. In einem vergnügten Video-Beitrag schlugen Schülerinnen und Schüler Haas vor, was er tun kann, wenn er aus der Schule kommt: „Sie können den Hund ausführen, die Schach AG leiten, nächtelang in der Disco tanzen, Schülerlotse werden.“

Auch wenn es keine langen Reden gab, so betonte doch Bürgermeister Markus Braun – er war selbst zwei Jahre Referendar an der „Pesta“ – Haas’ besondere Fähigkeit, Netzwerke zu bauen. Als Schulleiter sei er nie zum Einzelkämpfer geworden, sondern habe stets im Team gewirkt. Braun: „Sie sind ein pädagogischer Leuchtturm.“ Auch die Landtagsabgeordnete Petra Guttenberger bekräftigte, von Haas seien viele Impulse ausgegangen: „Die Zusammenarbeit war immer sehr interessant, selbst wenn wir nicht immer einer Meinung waren.“ Im Namen des Pesta-Fördervereins überreichte Vera Dirscherl eine Einladung für eine Tour mit einem Heißluftballon.

Nicht nur das soll nun auf seinem Terminkalender stehen, machte der Geehrte klar: „Bislang waren 80 Prozent meiner Zeit mit Dienstlichem gefüllt, jetzt will ich erst einmal bei mir ankommen.“ Überdies gebe es „noch vieles, was zu Hause liegen geblieben ist, dazu der Garten, und im Süden lockt ein Gebirge, in dem ich gerne mal wieder wandern will.“

Zuvor verriet Haas aber noch zwei Details. Zum einen, dass sein Ohrring es bis zu einem Hinweis ans Kultusministerium brachte: „Der Ohrring war ein Geschenk meiner Tochter zu meinem 40. Geburtstag. Sie wollte wissen, ob ihr Papa sich traut, ihn zu tragen.“ Das tat er. Der Vater eines Schülers übermittelte dieses Detail nach München. „Aber das hat mir nicht geschadet“, lacht Haas. Zum anderen verriet er den Unterschied zwischen einem Schulleiter und einem Zitronenfalter: „Es gibt keinen. Der Zitronenfalter faltet auch keine Zitronen.“

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