AfD will in den Fürther Stadtrat einziehen

13.4.2019, 06:00 Uhr
AfD will in den Fürther Stadtrat einziehen

Der Abend beginnt nicht gut für die Partei. Auf die Schnelle muss ein neuer Raum her, die Wirtin einer Fürther Gaststätte hat die AfD kurzerhand ausgeladen – nach einem Hinweis aus der linken Szene. Sie habe zuvor nicht gewusst, wer hinter der Reservierung stand, beteuert die Frau. Die Sache sei ihr "zu heiß" geworden.

Offenbar ein "Missverständnis", meint man bei der AfD und verlegt den "kommunalpolitischen Abend" in ein Lokal jenseits der Stadtgrenze. Dort passen die 16 Parteifreunde gut in einen Nebenraum. Die Luft ist stickig, trotz der lauen Frühlingstemperaturen bollert die Heizung unter den Bänken. Vor allem Männer über 50 nehmen Platz.

Andreas Haas ist mit sechs Jahren Mitgliedschaft so etwas wie ein Urgestein seiner Partei. Er trat im April 2013 in die AfD ein, zwei Monate nach ihrer Gründung. Mittlerweile ist er Bezirksvorsitzender und macht klar, worum es hier und heute geht: Man wolle die ersten Fürther Stadtratskandidaten für die Wahl 2020 finden. "Stellt euch am besten auch gleich vor", bittet er.

Ziel: 17 Kandidaten

Etwa die Hälfte der Anwesenden kann dabei nur zuschauen. Sie kommen nicht aus Fürth, sondern aus anderen Ecken des Kreisverbands, dem Fürther Land und dem Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim. In der Kleeblattstadt könnte die Partei 50 Frauen und Männer nominieren, aber mangels Masse backt der Kreisverband kleinere Brötchen. Da jeder Name bis zu dreimal aufscheinen darf, würden schon 17 Kandidaten genügen, um die Liste zu füllen. Es ist das Minimalziel.

"20 bis 25 wären besser", sagt Thomas Klaukien, der sich vor Jahren enttäuscht von der SPD abwandte und seit Herbst für die AfD im Bezirkstag sitzt. "Es ist allen klar, wie wenige wir sind. Wir brauchen jeden, der es sich vorstellen kann, zu kandidieren", appelliert er an die Runde.

Man fühlt sich missverstanden

Inzwischen hat jemand eine AfD-Fahne an die Wand gehängt – als Kulisse für ein Team des Bayerischen Rundfunks, das sich ebenfalls in den Raum quetscht. Vor laufender Kamera tragen sich sieben Männer als potenzielle Bewerber für den Fürther Stadtrat in eine Liste ein. Der jüngste ist Johannes Köhler, ein Mitdreißiger mit Zopf und geflochtenem Kinnbart. Er will Vorurteile bei den Wählern abbauen. "Damit wir als Menschen wahrgenommen werden." Überhaupt fühlt man sich missverstanden. "Hier ist niemand ausländerfeindlich", sagt Andreas Haas und behauptet: Auch manche Türken wählten AfD.

Und was sagt man zum ultrarechten Flügel um den Thüringer Björn Höcke? "In unserem Kreisverband gibt es keine extremen Strömungen, wir sind bürgerlich und konservativ", entgegnet Theodor Förster, der für die AfD in den Oberasbacher Stadtrat einziehen will.

Klaus Pöllmann, 1954 in Fürth geboren, hat sich ebenfalls ein Ziel gesetzt. "Meine Stadt soll wieder so schön werden wie in meiner Jugend." Was er damit meint, untermauert er mit Beobachtungen, über die sich viele Fürther wundern dürften: Wenn er durch die Fußgängerzone, durch Parks und über Spielplätze laufe, habe er den Eindruck, es werde "immer weniger für die Bevölkerung" getan. Vieles sei "verdreckt". Darum wolle er sich kümmern, sagt er. Die Worte Müll, Schmutz und Sauberkeit fallen an diesem Abend häufiger.

"Wo sind wir denn rechtsradikal?"

Das BR-Team möchte von der Parteibasis in Fürth noch wissen, was sie über den Austritt zweier AfDler aus der Landtagsfraktion denkt. Schnell zeigt sich, dass die beiden Abtrünnigen hier keine Freunde haben. Den einen, Raimund Swoboda, nennt Andreas Haas "extrem schwierig". Dem anderen, Markus Plenk, wirft man vor, er sei "menschlich überfordert" gewesen und habe die AfD keinesfalls wegen eines Richtungsstreits, sondern wegen "persönlicher Animositäten" verlassen.

Dass Plenk seine Ex-Partei nun "fremdenfeindlich und extremistisch" nennt, empört eine Seniorin, neben ihrer Tochter die einzige Frau im Raum. "Wo sind wir denn rechtsradikal?", fragt sie, um am Ende doch die völkische Karte zu spielen: "Wir sind normale Menschen, die ihre Heimat lieben und das deutsche Volk. Sonst nix."

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