Alles anders: Fürther Abi in Corona-Zeiten

25.7.2020, 21:00 Uhr
Alles anders: Fürther Abi in Corona-Zeiten

© Foto: Florian Burghardt

Sich zusammen mit der Familie in Schale schmeißen, mit dem Jahrgang die Nacht durchfeiern und auf ewige Freundschaft anstoßen, während man sich in den Armen liegt: Wie man das bestandene Abitur gebührend zelebriert, hat Marlene Hammer schon erlebt.

Trotzdem lief ihre eigene Abi-Feier ganz anders ab. Ebenso wie die Prüfungsvorbereitung, und auch die freie Zeit danach wird anders aussehen, als sie dachte. Die letzten Monate standen ganz im Zeichen der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden Regeln.

Eigentlich hätte Marlene Hammer schon 2019 ihr Abitur gemacht. Doch weil sie in der elften Klasse ein Schuljahr in England verbrachte, verschob sich der Abschluss nach hinten. Vergangenen Sommer war sie dann bei der Abschlussfeier ihres früheren Jahrgangs mit dabei. "Ich möchte mein Jahr in England nicht missen. Aber der Kontrast zu unserem Schulabschluss war schon gewaltig", erzählt die nun ehemalige Schülerin des Heinrich-Schliemann-Gymnasiums. Um heuer trotz Abstandsregeln und Personenobergrenzen einen feierlichen Rahmen zu schaffen, wurden die Zeugnisse auf der Freilichtbühne im Fürther Stadtpark übergeben (wir berichteten). Allerdings ohne stolze Eltern, Familien und Freunde. "Nicht einmal alle Lehrer konnten dabei sein, weil wir sonst den Rahmen von 100 Personen gesprengt hätten", sagt die 19-Jährige, die bei der Organisation der Feier mithalf.

Privat weitergefeiert

Lange hieß es, dass Abschlussfeiern gar nicht möglich sein werden. Erst drei Wochen vorher kam dann das "Go". Entsprechend nüchtern fiel der offizielle Teil aus: Kein Essen, keine Getränke und nach den Fotos im feinen Zwirn war die Veranstaltung auch schon beendet. "Wir Abiturienten hatten danach aber noch privat ein Lokal gemietet und haben dort die Feier fortgesetzt", so Hammer.

Hinter den Absolventen liegen lange Wochen des Lernens – und auch dabei mussten sie mit Einschränkungen klarkommen. "Als es hieß, dass die Schulen schließen müssen, war das Abi noch weit weg", erinnert sich Marlene Hammer. Der Gedanke "Toll, keine Schule!" wich dann aber nach und nach der Sorge um eine anständige Vorbereitung auf die Prüfungen. In Mathe habe noch ein ganzer Themenblock gefehlt. Diesen aufzuholen, habe den Schülerinnen und Schülern viel Eigeninitiative abverlangt. In Hammers Schwerpunktfach Musik bietet das Schliemann normalerweise einen Intensivierungskurs an einer Musikhochschule an. Doch auch dieser ist coronabedingt ausgefallen.

Die Prüfungen liefen zum Glück weniger stressig ab, als zunächst befürchtet, so Hammer. Die Stadthalle bot den Abiturienten genug Raum. Bis zum Platz mussten alle eine Maske tragen, während des Schreibens jedoch nicht. Ansonsten galt aber höchste Vorsicht, um Ansteckungen zu vermeiden. "Wer sich beispielsweise im Deutsch-Abitur einen Duden von vorne holen wollte, musste sich vorher Einweghandschuhe anziehen."

Jede abgelegte Prüfung haben sie und ihre Schulkameraden nur bedingt gefeiert: draußen, in kleinen Gruppen und mit Abstand. "Wir hatten ja noch Prüfungen vor uns und wollten uns auf keinen Fall anstecken."

Auswirkungen auf die Zukunft

Auf der Strecke bleiben wird dieses Jahr die Abifahrt. Die Reise im nächsten Jahr nachzuholen wird wohl fast unmöglich sein, da sich der Jahrgang dann voraussichtlich in alle Himmelsrichtungen verteilt hat. Die Pandemie beeinflusst auch die Zukunftspläne von Marlene Hammer: "Ich wollte eigentlich ein Freiwilliges Soziales Jahr in Südafrika oder Südamerika machen. Das ist jetzt aber nicht möglich." Nun wird sie ein Jahr früher als geplant mit ihrem Studium der Kommunikationswissenschaften beginnen.

Dass der Schulabschluss ein Jahr zuvor nicht zwingend die bessere Option gewesen wäre, zeigen Geschichten aus ihrem Freundeskreis. Eine Absolventin aus dem Vorgängerjahrgang wollte eigentlich sechs Monate durch Neuseeland reisen und hatte lange dafür gespart. Aufgrund des Virus musste sie aber schon nach sechs Wochen wieder nach Hause.

Keine Kommentare