Alles fließt

23.8.2019, 12:00 Uhr
Alles fließt

© Foto: Roland Fengler

Wie diffizil es ist, in die komplexe Allgegenwart des Urstoffs einzutauchen, haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Projekts "Streaming Bodies" bei einer Performance in der kunst galerie fürth gezeigt. Der Beginn ist statisch. Sechs Frauen und ein Mann sind erstarrt, harren aus wie in eisiger Umklammerung gefangen. Langsam, sehr langsam tauen sie auf. Zögernd ertastet jeder für sich Bewegungsmuster, die einfach wirken, aber mit großer Aufmerksamkeit und Vorsicht erkundet werden.

Die Besucher haben sich in den Galerieräumen, die zwischen zwei Ausstellungen vorübergehend leer sind, selbst einen Platz gesucht, der ihnen behagt, oder folgen den Aktionen der Aufführenden. Eine Projektion von Meer und Strand und Wellen hat sie längst eingestimmt.

Zwölf Tage lang hat sich die Gruppe, die auch offen war für Teilnehmer ohne Vorkenntnisse, zuvor in den Räumen der Fürther Tanzzentrale in der Kaiserstraße 177 mit ihrem großen Thema auseinandergesetzt. "Wasser dient uns als Metapher für Bewegung und Tanz, wir haben gemeinsam intensiv dazu geforscht", sagen die Projektleiterinnen Rosalin Hertrich und Valentina Eimer. Ihre Inspiration sei gespeist von "Physical Theatre, zeitgenössischem Tanz, Butoh, Somatics, Contact Improvisation, Performance-Kunst. . ." Quellen genug also.

Doch vom großen "Alles fließt" des Abends soll auch der Transfer zur "kritischen Hinterfragung der zeitgenössischen Gesellschaft" glücken. Ein weites Feld, das wie selbstverständlich zu den Strömen des Datenflusses führt, der sich längst um uns herum ausgebreitet hat.

Wie Marionetten

Mehrere meterlange Kabel kommen jetzt zum Einsatz und nachdem zuvor Aggregatszuständen oder Wellenphänomenen nachgespürt wurde, lassen sich drei Frauen nun wie Marionetten verbinden. Ihre Konfrontation mit diesen Strängen mutet kämpferisch an, leidend, erduldend. Die anschließende Loslösung erscheint wie eine Befreiung, auch wenn die verhedderten Kabel mit einem gewissen Respekt weitergetragen werden.

Zum Finale dieser gut einstündigen Performance steht noch einmal das Wasser im Fokus. Ausgeteilt an alle – Mitwirkende und Zuschauende – wird es zurückgeführt auf eine existenzielle Fähigkeit: Durst zu stillen.

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