Als ein Stück Gemütlichkeit in den Felsenkeller einzog

11.4.2018, 21:00 Uhr
Als ein Stück Gemütlichkeit in den Felsenkeller einzog

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Wenn Hans Müller an vergangene Zeiten im Felsenkeller denkt, hat er jede Menge Bilder im Kopf. Von lustigen Runden, die sich im Winter mit Schlitten oder auf Skiern dort trafen, um sich wahlweise mit Kaffee oder Bier aufzuwärmen. Vom Nachhauseweg durch den nächtlichen Wald und unheimlichen Käuzchen-Rufen. Und von jeder Menge Improvisationstalent, das damals nötig war, um dem rustikalen Treffpunkt im Wald ein wenig Gemütlichkeit abzuringen. Dazu beigetragen hat ganz wesentlich das Stüble des Felsenkellers – der einzige Teil des riesigen ehemaligen Hopfenspeichers aus dem Jahr 1863, der eine gewisse Aufenthaltsqualität hat. Dass es den etwa 15 Quadratmeter großen Raum überhaupt gibt, ist Hans Müller und vier seiner Stammtischfreunde, allesamt Handwerker, zu verdanken.

Kein Strom

Sie heckten gemeinsam mit dem damaligen Pächter den Plan aus, einen Raum zu schaffen, der Schutz vor scheußlichem Wetter bietet. Zunächst allerdings galt es, etlichen Widrigkeiten zu trotzen. Denn: Im Wald gab es damals, im Winter 1980/81, weder Strom- noch Wasseranschluss. Gemeinsam mit dem Wirt schaffte Müller sämtliche Materialien und Baustoffe mit einem alten VW-Bus in den Wald — Ytong-Steine, Rigipsplatten, Holzlatten und Werkzeug. Selbst das Wasser, mit dem der Mörtel angerührt wurde, karrten sie mühsam heran. Und weil der Strom fehlte, mussten die Männer alles mit Muskelkraft erledigen. Also beispielsweise jede einzelne Schraube von Hand eindrehen. An diese Szene erinnert sich Hans Müller noch lebhaft. Als sie die Decke mit Rigipsplatten abgehängt hatten, mussten zwei Männer diese oben festhalten, während er, der Schreiner, sie festschraubte. "Irgendwann haben sie mich angefleht, schneller zu sein, weil sie nicht mehr konnten." Um überhaupt an die Decke zu gelangen, bauten die Freunde ein Gerüst — aus leeren Bierkästen.

Trotz solcher Improvisationen achtete der Handwerkertrupp, der drei Monate mit dem Ausbau beschäftigt war, auch auf ästhetische Gesichtspunkte. So ließen die Fünf ein riesiges altes Eichenholzfass als Dekoelement in die Wand ein. Inzwischen ist das Fass etwas mehr als nur Schmuckwerk: Die neuen Pächter haben es aufgesägt, so dass jetzt ein Tisch mit Stühlen darin Platz findet.

Gardinenstange mit Vorhang

Auch die Holzbalken an der abgehängten Decke, hat Müller extra bearbeitet, damit sie alt und rustikal aussehen. Nicht fehlen durfte natürlich die Gardinenstange samt Vorhang über der Fensterfront. Auch an die Zukunft des Felsenkellers dachten die Männer. Der Elektriker unter ihnen verlegte in weiser Voraussicht Leitungen, baute Steckdosen ein und Auslässe für Lampen. Als einige Jahre später die nahe gelegene Bauschuttdeponie vergrößert und an das Strom- und Wassernetz angeschlossen wurde, profitierte davon das Ausflugslokal.

Müller erinnert sich noch an die etwas unorthodoxe Art des Pächters, das Spülen zahlloser Biergläser ohne Wasseranschluss zu erledigen. Dazu musste der Wirt das kostbare Nass in einem großen Fass im Auto hinfahren. Das schüttete er in einen Bottich, in dem er die Gläser durchschwenkte. "Am Ende war mehr Bier als Wasser in der Wanne", sagt Müller.

Schmunzeln muss er nicht nur bei dieser Anekdote. Er und seine Frau erinnern sich an zahllose schöne Stunden unter dem Blätterdach des Stadtwaldes. Noch immer existiert der Stammtisch von damals, auch wenn sich die Runde inzwischen fast völlig verändert hat. Einige der Kumpels von damals sind verstorben, viele neue Gesichter nachgerückt. Trotzdem wollen die Müllers wieder öfter den 20-minütigen Fußmarsch von ihrem Zuhause in Burgfarrnbach in den Stadtwald zurücklegen. Eine Stippvisite haben sie dem ehemaligen Hopfenlager bereits vor ein paar Wochen abgestattet. Jetzt, wenn das Lokal wieder öffnet, freut sich Hans Müller schon auf eine frisch gezapfte Maß und eine Brotzeit.

Am Freitag, 13. April, eröffnet der Grüner-Felsenkeller unter der neuen Leitung der Comödie. Los geht‘s um 11 Uhr. Dann ist der Felsenkeller, der nur zu Fuß oder per Rad erreichbar ist, am Wochenende sowie an Feiertagen jeweils von 11 bis 21 Uhr wieder bewirtschaftet.

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