Alte Klangkultur blüht prima auf

2.11.2010, 10:00 Uhr
Alte Klangkultur blüht prima auf

© Joachim Sobczyk

Wie es Magdalena Abspacher (Traversflöte), Anja Schaller (Barockvioline), Tina Groth (Gambe) und Johannes Brinkmann (Cembalo) schaffen, ihre unterschiedlichen Instrumente derart in einen Klangkörper zu integrieren, dass sie gänzlich darin aufgehen, das zeugt schon von Klasse. Und offenbart zugleich das Defizit heutiger Instrumente, die ihre Kraft mit Facettenreichtum erkauft haben.

Dass die vier Musica Antiqua Spezialisten ihr Handwerk beherrschen, stellten sie auch solistisch unter Beweis – mit Stücken, die dem Charakter ihrer Instrumente Rechnung trugen. Ein Allegro von Carl Friedrich Abel (1723–1787) ließ die Viola da Gamba in Akkorden schwelgen, eine Suite von Elisabeth Jacquet de la Guerre (1649–1725), der berühmte Clavecinistin des Königs von Neapel, machte das Cembalo zum Springbrunnen der Verzierungen und Georg Philipp Telemann (1681–1767) ließ den barocken Charme von Flöte und Geige aufblühen.
 

Raffinierte Wendungen

 


Konzertante Glanzlichter setzte das Ensemble mit der Sonate in d-Moll von Carl Philipp Emanuel Bach (1714–1789) und Telemanns Quartett in e-Moll. Ungemein dicht geriet ihm der Schluss des langsamen Mittelsatzes der Sonate des Bachsohnes. Souverän meisterte es die diffizile Metrik und überraschte das Ohr mit raffinierten Wendungen. Zum Best-of geriet der Ausklang mit Telemann. Die Instrumente gingen vollständig ineinander auf. Dass der Schlusssatz im Unsisono endet, hat Symbolkraft für ein Musizieren, bei dem sich jeder Musiker als Teil eines Organismus versteht.

 Sensible Zurückhaltung, vor allem der Flöte und Geige, äußerste Konzentration und subtiles Gespür für das Ganze und das Eigenleben, das die musikalische Zeit entwickelt, formten ein Klangbild, das kompakter und filigraner zugleich nicht sein konnte. Hinzu kommt die Lockerheit, die den Musikern selbst in den schnellsten Läufen nicht verloren ging. Das gewitzt ins Zentrum des Programms gestellte Bonbon: ein Afrika-Medley aus der Feder des Zeitgenossen Sören Sieg (Tenor der Hamburger a-cappella-Gruppe LaLeLu), zeigte in seiner Klangverliebtheit und Lebensfreude überraschende Parallelen zum barocken Klangkosmos auf.