Altenberg: Kärwa überlebt nur mit der Festwiese

7.12.2019, 10:55 Uhr
Altenberg: Kärwa überlebt nur mit der Festwiese

© Foto: Thomas Scherer

Der Winter naht. Wem aktuell Festivitäten in den Sinn kommen, der denkt jahreszeitlich bedingt an Adventsmärkte. Ganz anders Oberasbachs Stadträte. Sie mussten sich mit dem Sommer beschäftigen und im ganz speziellen Fall mit der Altenberger Kirchweih. Schließlich stand nicht weniger als deren Zukunft auf dem Spiel. So formuliert es jedenfalls Christian Kanhäuser vom Ordnungsamt im Stadtrat.

In diesem Jahr gab es ein Novum: Das Kärwatreiben auf der Festwiese im Zentrum war in der Vergangenheit bei den Beschickern ein Termin, den sie gerne mitnahmen. Aber ausgerechnet heuer, als die Traditionsveranstaltung erstmals auf dem benachbarten neuen Rathausplatz abgehalten wurde, musste der Festwirt, so hieß es im Stadtrat, Karussell- und Budenbetreiber nachdrücklich bitten, doch in Oberasbach anzurücken.

Das Problem: Seit die Festwiese für das sommerliche Vergnügen eigentlich tabu ist, ist es eng geworden mit Bierzelt, Fahrgeschäften und Kärwa-Ständen. Verwunderlich, schließlich hat die Stadt in den extra multifunktional angelegen Rathausplatz und die darunter liegende Tiefgarage Millionen von Euro investiert.

Mehr als eine Parkfläche

Schon dessen wunderbarer Arbeitstitel "Platz für alle" transportierte einst den künftigen Zweck. Hier sollten eben nicht mehr nur Autos parken, sondern die Oberasbacher auch feiern. Allerlei bauliche und statische Vorkehrungen mit Verankerungen wurden getroffen, so dass sich Bierzelte verschiedener Größe breit machen können. Doch seit die Fläche ziemlich dröge offiziell zum Rathausplatz mutiert und heuer die Kärwa-Premiere über die Bühne gegangen ist, scheint der Zauber verflogen. Weil nämlich nicht alles zwischen Rathaus und der Platzmauer an der Vorderen Hochstraße, pardon dem "Stadtmöbel", unterzubringen ist. So drängten sich die drei großen Fahrgeschäfte – wie etwa der Autoscooter –, die angeblich notwendig sind, damit die wirtschaftliche Kalkulation aufgeht, auf dem neuen Platz. Das Zelt musste deswegen auf die Festwiese umziehen. Nicht nur das setzte dem Grün zu. Die Lkw zum An- und Abtransport der Kärwa-Hardware besorgten den Rest und bescherten den Gärtnern Arbeit. Das schrie nach Lösungen, deshalb erarbeitete das Ordnungsamt vier Varianten.

Die SPD will das Bierzelt künftig auf dem Multifunktionsplatz sehen, weil man für "den nicht umsonst viel Geld ausgegeben hat". Damit lag die Variante 1 auf dem Tisch. Hier kommen Zelt und Fahrgeschäfte auf den Rathausplatz. Die Kirchweih-Verkaufsstände bilden an dessen Ostseite eine Straße, wobei eine Reihe einen drei Meter tiefen Streifen in der Festwiese belegt. Die Budengasse dient gleichzeitig im Ernstfall auch als Zufahrt für die Feuerwehr.

Matten zur Stabilisierung?

Jürgen Schwarz-Boeck (CSU) schlug dazu vor, die entsprechenden Wiesenbereiche mit speziellen, in den Boden eingelassen Matten, durch die das Gras wachsen kann, für die Belastungen zu stabilisieren.

Auf wenig Gegenliebe stieß der Vorschlag, alles so zu machen wie in diesem Jahr. Und das auch mit Blick in die Zukunft. Schließlich sollen auf der Festwiese die vornehmlich durch Gewerbe genutzten sogenannten Ergänzungsbauten errichtet werden – falls sich dafür noch ein Investor findet. Den Wunsch der Stadt gibt es nämlich schon länger. Aber: Irgendwann wird das Areal wohl nicht mehr zur Verfügung stehen.

Auch die Lösung, die Kirchweih auf die Vordere Hochstraße auszudehnen, behagte den Stadträten nicht. Zum einen würde das Festtreiben durch die Platzmauer geteilt, zum anderen fürchteten die Politiker Klagen der Anwohner wegen des Lärms und der gesperrten Straße. Deshalb also nun Variante 1. Das heißt: Bierzelt und Fahrgeschäfte auf den Rathausplatz, ein Teil der Buden auf die Festwiese. Und anschließend eine Frischzellenkur für das Grün.

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