Altfeld: Es bleibt beim Status quo

3.12.2010, 10:46 Uhr

Wie wiederholt berichtet, hatten Grüne und die Bürgerinitiative „Pro Zirndorf“ nach dem Bürgerentscheid gegen die Verlängerung der U3 gefordert, das Altfeld als Bauerwartungsland aus dem Flächennutzungsplan (FLNP) — dem Basispapier für die langfristige Entwicklung der Kommune — zu tilgen. Die Rentabilität einer U-Bahn in Zirndorfs Zentrum hatte die VGN von der Besiedlung

der grünen Wiese abhängig gemacht. Womit eine Uralt-Diskussion in der Bibertstadt neu entfacht war.

Drei Varianten

Nach dem Bürgerentscheid, mit dem die Mehrheit der Wähler einer Bahn-Trasse unter der Auflage der Altfeld-Besiedlung eine Absage erteilte, ging Ende 2009 der Auftrag an die Stadtverwaltung, binnen eines Jahres Perspektiven für eine Wohnbebauung zu entwickeln. Neben dem bestehenden Entwurf, die Fläche weitgehend zu überplanen und damit Wohnraum für bis zu 2800 Bewohner vorzuhalten, legte das Bauamt dem Stadtrat zwei weitere Varianten vor, die beide an die bestehende Bebauung anknüpften. Variante 1 entwarf sechs Hektar Wohnfläche und damit Platz für 500 bis 600 Neubürger. Variante 2 sah lediglich an der Fuggerstraße sowie am Fasanenweg 7000 Quadratmeter (0,7 Hektar) für etwa 50 Wohneinheiten im Geschosswohnungsbau oder für bis zu zehn Einfamilien- oder Doppelhauser vor.

„Ich kann Ihnen nur empfehlen, den Status quo beizubehalten“, appellierte Bürgermeister Thomas Zwingel ans Gremium. Keinerlei Druck hätte die Stadt gehabt, das Altfeld anzufassen, „hätte uns der VGN nicht dazu gedrängt“, meinte er rückblickend. Nachdem sich das Thema U-Bahn erledigt hat, sieht Zwingel „in naher Zukunft keinerlei Bedarf, erneut eine Überplanung anzugreifen“. Allerdings würde eine Tilgung des Altfelds einer Totalaufgabe gleichkommen. Bekanntlich liegt es im Wasserschutzgebiet der infra Fürth. Bauerwartungsland, das in solchen Zonen ausgewiesen ist, genießt Bestandsschutz, neu ausgewiesen werden darf keines.

„Nehmen wir es raus, kriegen wir es nie mehr rein“, stellte Zwingel klar. Unnötig beschneide man damit den Handlungsspielraum künftiger Generationen — was nach Zwingels Einschätzung „anmaßend wäre“. „Wenn’s so liegen bleibt“, so der Bürgermeister, „ist’s gut aufgehoben. Wenn es was zu ändern gibt, dürfte das Aufgabe unserer Nachfolger sein.“ Ob das aus dem derzeitigen Stadtrats-Plenum noch jemand erlebt, ist für Zwingel fraglich.

Ähnlich äußerte sich SPD-Fraktionssprecherin Sandra Hauber, die „überhaupt keine Notwendigkeit“ sah, späteren Generationen vorzugreifen. „Wir würden auf Jahrzehnte die Türe schließen“, meinte auch CSU-Fraktionschef Jürgen Grötsch. Er unterstrich, dass eine Ausweisung im FLNP nicht bedeute, „dass hier gleich die Bagger anrücken“. Sollte tatsächlich eines Tages eine Bebauung erwogen werden, bedarf es in jedem Fall eines Bebaungsplan-Verfahrens.

Wichtige Reserve

Persönlich eine Altfeld-Bebauung abzulehnen, erklärte Marcus Baritsch (Freie). Doch könne keiner absehen, „was in 10, 20 Jahren ist“. Schließlich sei das Altfeld wichtige Bauland- Reserve. Die 33 Hektar, so informierte die Tischvorlage, halten etwa 40 Prozent der Bauland-Reserven Zirndorfs vor. Im Verbund mit der Kernstadt betrachtet, böte das Areal 70 Prozent der noch bebaubaren Flächen.

Nicht durchsetzen konnte sich Wolfram Schaa von den Grünen mit dem Antrag, die Abstimmung zu vertagen, um die Planvarianten, die den Stadträten erst wenige Tage vor der Sitzung zugingen, „in größerem Rahmen“ diskutieren zu können. Er verwies auf landesplanerische Grundsätze, die etwa verstärkten Wasserschutz und sparsamen Umgang mit Bauland diktieren. „Demnach müssten wir das Altfeld eigentlich komplett aus dem FLNP nehmen“, so Schaa. Maßgeblicher für die Stadtentwicklung, so hielt Norbert Ruffertshöfer vom Bauamt Schaa entgegen, sei der Regionalplan, der die grundsätzlichen landesplanerischen Ziele für die einzelnen Regionen konkretisiert. Und der weise Zirndorf explizit als Siedlungs-Schwerpunkt aus — „mit der Maßgabe, etwas für Wohnen und Einzelhandel zu tun“.