Ammerndorfer Brauerei steht vor einer Durststrecke

8.5.2020, 06:58 Uhr
Ammerndorfer Brauerei steht vor einer Durststrecke

© Foto: Thomas Scherer

An der Corona-Krise scheitert auch Ihr traditionelles Brauereifest, das nur alle fünf Jahre stattfindet und Anfang August geplant war, wie finden Sie das?

Claudia Behounek-Murmann: Es hätte zum neunten Mal stattgefunden. Dass wir es jetzt zum ersten Mal absagen müssen, ist schade. Unser Hof, alle Scheunen und die Straßen rundum werden zum Biergarten, es ist wie ein kleines Volksfest und wir haben immer extra ein Festbier dafür gebraut, doch das wird heuer nichts. Aber vielleicht klappt ja unserer Bockbier-Nacht im Oktober. Die findet nach der Fürther Kirchweih statt, dort hofft man ja auch noch.

 

Auch die Landkreis-Kirchweihen in den Hauptorten sind abgesagt, die Veranstalter in den Ortsteilen sind angehalten, die Kärwas ebenfalls zu streichen. Was bedeutet das für Sie?

Christine Murmann: Das ist natürlich ein Schlag ins Gesicht, das tut uns weh. Es gibt kaum eine Kirchweih in der Region, die wir nicht beliefern würden, angefangen bei der Langenzenner und endend bei der Fürther. Mit unserer neuen Sudanlage, die wir 2015 installiert haben, könnten wir jede Woche 45 000 Liter Bier produzieren. Eine Auslastung, die wir in den Sommermonaten in der Vergangenheit durchaus gefahren sind, heuer aber sicher nicht. Mit den ganzen Festen, die jetzt bis August wegfallen, dürften wir ein Viertel unseres Umsatzes einbüßen.

Claudia-Behounek-Murmann: Die Kontakt- und Ausgangssperre ab Mitte März hat uns quasi über Nacht ereilt. Mittwochs füllen wir immer ab, am Donnerstag kam die Ansage Markus Söders, dass die Gastronomie geschlossen bleibt. Auf den 3000 Litern Fassbier, die wir am Tag zuvor abgefüllt haben, sitzen wir noch immer, auch wenn die noch lange nicht schlecht werden. Beim Fassbier geht gar nichts mehr.

 

Eine unterfränkische Brauerei hat Fassbier, das kurz vorm Verfallsdatum stand, der Bundeswehr gespendet, wäre das für Sie keine Option?

Christine Murmann: Wir verkaufen unser Bier regional, im Umkreis von etwa 50 Kilometern, so groß ist unsere Lagerhaltung nicht. Fassbier hält sich vier Monate, insoweit stellte sich die Frage, das Bier in den Kanal zu kippen, noch nicht. Wir hoffen jetzt, dass wir es ab 18. Mai, wenn Biergärten unter Auflagen wieder öffnen können – Stand Dienstagnachmittag – verkaufen können.

 

Werden Sie die Sommerflaute verkraften?

Claudia Behounek-Murmann: Wir hoffen es. Unser Hauptabsatz liegt beim Flaschenbier über den Getränkehandel und gleich ab Hof. Und unsere Privatkunden halten uns zum Glück die Stange. Im April sind wir noch mit leicht rückläufigen Umsätzen davongekommen.

Christine Murmann: Ich hatte neulich sogar eine Kundin da, die gar keine Biertrinkerin ist. Sie hatte in der Zeitung gelesen, dass es den Brauereien so schlecht gehe, als Ammerndorferin wollte sie uns unterstützen und hat dann auch drei Kästen Bier mitgenommen. Bisher haben

wir für unseren Betrieb mit insgesamt zehn Mitarbeitern noch keine Kurzarbeit anmelden müssen, womit wir eine Ausnahme unter den Brauereien und worauf wir auch stolz sind.

 

Um Ihre berufliche Zukunft ist Ihnen also nicht bange?

Christine Murmann: Wir haben von unserem Vater einen gesunden Betrieb übernommen. Auch wenn wir in alten Gemäuern angesiedelt sind, hat er uns alles andere als einen Investitionsstau hinterlassen. Die Brauerei steht gut da, wir werden die Krise meistern und unsere Familientradition fortführen. Die nächsten Investitionen stehen bereits an.

 

Und welche sind das?

Christine Murmann: Wir planen neue Gärtanks, die die alten, offenen Gärbottiche ersetzen. Außerdem wollen wir ein Sudhaus im Mini-Format einrichten, in dem wir Braukurse anbieten und das mit der alten Gaststube, in der unsere Oma Gäste noch bewirtet hat, kombinieren. Geplant war das ab Ende des Jahres. Ob es sich zu diesem Zeitpunkt realisieren lässt, steht derzeit freilich in den Sternen.

Claudia Behounek–Murmann (34) und ihre Schwester Christine Murmann (35) haben 2013 die Geschäfte der Dorn-Bräu in Ammerndorf von ihrem Vater Helmut Murmann übernommen. In zehnter Generation führen sie das Familienunternehmen, das seit 1730 besteht. Beide haben Betriebswirtschaft studiert und im Anschluss die Brau-Akademie Doemens in München absolviert, um ihren Abschluss als Braumeisterinnen zu machen.

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