Ammerndorfer Wassersuche

14.12.2016, 13:00 Uhr
Ammerndorfer Wassersuche

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Bürgermeister Alexander Fritz wird nun mit diesem einstimmigen Votum in die Verhandlungen mit dem Wasserversorger einsteigen. Die Marktgemeinde hat drei Möglichkeiten: die Wasserversorgung künftig gänzlich in die eigenen Hände zu nehmen, sie gemeinsam mit einem Fremdversorger zu meistern oder diese komplett extern auszulagern.

Die Zukunft des eigenen Tiefbrunnens als erstes Standbein ist indes weiter unsicher. Das Wasserrecht konnte um ein Jahr bis Ende 2017 verlängert werden, in den kommenden sechs Monaten muss ein Konzept erstellt werden.

Keine Hoffnung sah eingangs der Geologe Matthias Wick hingegen für die drei Quellen als Teil der Eigenversorgung, die im Wasserschutzgebiet im Buttendorfer Wald beim Tiefbrunnen fließen. Früher für die hälftige Lieferung geeignet, darf nun wegen erhöhter Nitratwerte, Problemen mit Pflanzenschutzmitteln, unter anderem Atrazin, deren Wasser nur noch in geringen Mengen beigemischt werden. Das Wasser müsste teuer aufbereitet und laut Wick das Wasserschutzgebiet „deutlichst vergrößert“ werden. Die Folge wären jährlich rund 15 000 Euro Entschädigung an die betroffenen Nutzer und Eigentümer, die durch die Ausweitung bei der Bewirtschaftung eingeschränkt würden. Er sei leider zu dem Entschluss gekommen, die Quellen nicht zu erhalten, erklärte Experte Wick.

Die Sanierung des eigenen etwa 100 Meter tiefen Brunnens stieß hingegen bei den Vertretern des Wasserwirtschaftsamts (WWA) auf wenig Begeisterung. Nach der Sanierung vor 20 Jahren wundere sie sich, dass sich dieser sich so gut gehalten habe, meinte Diplom-Ingenieurin Claudia Zetlmeisl, zuständige Sachgebietsleiterin für Wasserversorgung.

Damals war Oberflächenwasser durch undichte Stellen ins Tiefenwasser abgesickert. Die Risse von damals seien schließlich rundum bis zu einer bestimmten Tiefe auf mehrere Meter mit einer zentimeterdicken Betonschicht versiegelt worden. Das Problem heute: Es habe sich eine Art „Flaschenhals“ ergeben, durch den es erheblich schwieriger werde, den unteren Bereich des Brunnens zu reinigen und zu sanieren. Wick warnte hier vor Eisen und Mangan, das sich erhärtet im Kiesfilter absetzt und den Ertrag des Brunnens mindert.

Um den Tiefbrunnen zu erhalten, müsste neben der Sanierung für etwa 250 000 Euro auch die Aufbereitung kostenintensiv verbessert sowie das Wasserschutzgebiet vergrößert werden. Dazu kommen Kosten für einen späteren Rückbau.

Von der Bohrung eines neuen Tiefbrunnens in unmittelbarer Nähe riet Hydrogeologe Udo Kleeberger vom WWA ab: 200 Meter Distanz müssten es schon sein. Er empfahl, die Eigenversorgung („immer teurer“) in fünf Jahren komplett aufzugeben und diese einem großen Versorger zu überlassen.

Die Alternative, einen neuen Tiefbrunnen an einem anderen Standort zu bohren, und die Versorgung der 2000-Seelen-Gemeinde dann mit zwei eigenen Brunnen zu stemmen, dürfte zu teuer werden. Allein die Neubohrung käme laut Wick auf etwa 220 000 Euro, dazu kämen noch neben laufenden Kosten neue Leitungen, Aufbereitung und die Ausweisung eines neuen Wasserschutzgebiets.

Bürgermeister Fritz zog die Bilanz, dass ein neuer Brunnen „definitiv mehr“ koste, als bei der Dillenberggruppe ein zweites Standbein einzukaufen. Keine Aussicht sah er bereits für die weitere Variante, einen Flachbrunnen im Wasserschutzgebiet der Dillenberg-Gruppe bei Vincenzenbronn zu bohren: „Die lassen uns nicht rein.“

Für eine Entscheidung forderte schließlich Olaf Seltmann Vergleichszahlen, denn im Hinblick auf nachfolgende Generationen müsse die Versorgung auf Dauer bezahlbar sein.

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