Annäherung an seelisches Leid

19.4.2019, 21:00 Uhr
Annäherung an seelisches Leid

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Manchmal kann es Anton Berndl kaum glauben, wie wenig bekannt seine Dienststelle in der Öffentlichkeit ist. Leider meist erst, wenn Hilfe benötigt werde, wenden sich Betroffene oder Angehörige an den Sozialpsychiatrischen Dienst in der Frankenstraße, sagt er. "Dabei ist es doch viel besser, wenn jemand vor dem Ausbruch einer Krankheit oder Krise zu uns kommt." Folglich musste er auch nicht lange überzeugt werden, als Ansprechpartner und Referent an der Veranstaltungsreihe "Präventionsgespräche" teilzunehmen.

Was hilft in seelischen Notlagen und Ausnahmesituationen? An wen kann man sich wenden und welche Selbsthilfestrategien gibt es? Fragen wie diese werden dabei von dem Schweizer Psychiater Manuel Rupp und anderen anerkannten Therapeuten, Medizinern in Theorie und Praxis beantwortet. Willkommen sind sowohl Fachleute als auch interessierte oder betroffene Laien.

Bislang sind vier von acht Gesprächsterminen im kleinen Saal des Kulturforums über die Bühne gegangen. Eva Göttlein von der Gesundheitsregion Fürth zieht zur Halbzeit ein positives Fazit. Die Nachfrage nach den Veranstaltungen, die kostenlos und ohne Anmeldung besucht werden können, sei hoch. "Wahrscheinlich weil dahinter keine Institution wie etwa eine Klinik dahinter steht, was auf manche wie eine Hürde wirkt", glaubt sie.

Als neutrales Format, das Emotion und Diskussion verbindet, seien die "Präventionsgespräche" niederschwellig, hier wird nicht einfach Wissen vom Podium herab vermittelt. Drei Stunden Zeit sind jeweils eingeplant.

Kontakt fällt leichter

Im Zusammenspiel zwischen Laien und Experten Indikatoren für mögliche seelische Erkrankungen kennenzulernen, das ist für Alexander Steinhart von der Techniker Krankenkasse eine Stärke dieser Veranstaltungsreihe. Die Krankenkasse finanziert sie zusammen mit den anderen Kooperationspartnern: der Stadt Fürth, dem Bezirk Mittelfranken und der Gesundheitsregion Fürth.

"Man findet deutlich leichter Kontakt, wenn man schon einmal einen der Ansprechpartner persönlich gesehen hat", betont Agnes Mehl von der Erziehungsberatungsstelle der Stadt. Ihr ist es besonders wichtig, dass bei den Gesprächen die Aspekte Familien und Gesundheit einen hohen Stellenwert bekommen.

"Hier werden nachhaltig Herzen und Köpfe erreicht", lobt Bürgermeister Markus Braun die von Mehl, Göttlein und Berndl initiierten "Präventionsgespräche". Diese seien beste Gesundheitsbildung, weil sie das Umfeld von Betroffenen dafür sensibilisieren, negative Entwicklungen frühzeitig zu erkennen. Deshalb sind sich alle Beteiligten bereits jetzt einig, die Veranstaltungsreihe im Herbst mit einem neuen Schwerpunkt fortzusetzen.

Bis Ende Mai stehen im Kulturforum jeweils von 14 bis 17 Uhr noch drei weitere "Präventionsgespräche" auf dem Programm – es geht dabei um traumatische Erfahrungen bei Kindern (Dienstag, 30. April), Alkoholsucht (Dienstag, 7. Mai) und Schulangst (Donnerstag, 16. Mai). Die abschließende Veranstaltung zum Thema Deeskalation ist als Fortbildung für Fachkräfte konzipiert und findet am Donnerstag, 23. Mai, ab 16 Uhr im Sozialrathaus statt. Hierfür ist im Gegensatz zu den anderen Terminen eine Anmeldung nötig.

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