Archivperlen-Auflösung: Der Baureferent

FÜRTH - Melone, Mantel, Stock: Vier formvollendet gekleidete Herren laufen übers Trottoir, vorbei am Theaterfriseur Ernst Kehr, rechter Hand ein Geschäft, über dessen Auslage "M. L. Hirschhorn" steht. Viele Hinweise trafen ein zum nostalgischen Foto der Vorwoche. Und manche offene Frage lässt sich nun beantworten.

Der Friseurladen Kehr befand sich im Haus Blumenstraße 11, hatte aber seinen Eingang in der Hirschenstraße. Ernst Kehr trat 1903 in Fürth in Erscheinung, damals noch mit seinem Geschäft in der Blumenstraße 2. Zur neuen Adresse wechselte er 1905, wo er bis 1913 Haare schnitt.

Das Schnittwarengeschäft des Webermeisters Moses Löb Hirschhorn, später M. L. Hirschhorn genannt, gab es bereits 1865 in der damaligen Königstraße 49. Etwa um 1890, das Geschäft führten schon seit ein paar Jahren Witwe Louise Hirschhorn und Sohn Anton, kauften diese das Anwesen Blumenstraße 6, schräg gegenüber von Kehr, und führten den Laden dort weiter. Um 1907 wurde Anton Hirschhorn Privatier, ab 1909 wurde das Geschäft von Jul. Wallerstein, Uhren und Goldwarenhandlung genutzt.

Wir kombinieren: Die Herren sind in der Hirschenstraße unterwegs, Blickrichtung Kohlenmarkt. Bezieht man die Kehr- und Hirschhorn-Historie ein, dann entstand das Foto zwischen 1905 und 1907.

Bleibt die Frage: Wer sind die vier Herren, deren Äußeres mindestens auf Repräsentanten der gehobenen Verwaltungsebene schließen lässt? Kulturpreisträgerin Gisela Naomi Blume, Fachfrau für die jüdische Geschichte der Kleeblattstadt, schrieb uns mit hilfreichen Anmerkungen zur Familie Hirschhorn. Anton Hirschhorn war zwischen 1897 und 1908 Magistratsrat. Ob er einer der Vier ist, weiß auch Blume nicht zu sagen. Einer aber ist identifizierbar im Abgleich mit anderen Fotos. Bei der zweiten Person von rechts handelt es sich um den damaligen Baureferenten Otto Holzer. Das Amt bekleidete er von 1903 bis 1911. Und der zweite Herr von links, da ist sich Stadtrat und Stadthistoriker Kamran Salimi sicher, erscheint auch auf Fotos der Ehrengäste zur Eröffnung des Klinikums 1931. Wer es ist, bleibt indessen offen.