Auf der Cadolzburg duftet der Braten

25.5.2018, 06:00 Uhr
Auf der Cadolzburg duftet der Braten

© Peter Budig

In der Vorburg stand ein Arbeitszelt, das ein wenig an tibetische Bauweise erinnerte. Beate Ludwig vom Süßkramladen in Fürth und der Historiker und Archäologe Andreas Klumpp hatten eine transportable Feuerstelle samt Küchen-Grundausstattung aufgestellt.

In irdenem Geschirr, das ein Töpfer aus Postbauer-Heng archäologischen Funden nachempfunden hat, wurden die Kräuter und Gewürze für die Füllung eines Rinderbratens gemörsert. Das Fleisch bekommt einen Schnitt, der befüllt und wieder zugenäht wird. Anschließend wird der Braten aufgespießt und langsam über dem Feuer zubereitet.

Klumpp, der Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit studiert hat und sich nun auf Recherchen zur Küche, zum Gartenbau und der Landwirtschaft jener Zeit – etwa 15. bis 17. Jahrhundert spezialisiert hat, ist um größtmögliche Echtheit der Vorführung bemüht. Er bezieht sich beim Kochen auf historische Dokumente, wie das "buoch von guoter spiese" das um 1350 verfasst wurde. So gibt es neben dem Braten "Höfische Erbsen" – kleine Erbspureewürmchen mit einer Honig-Weißweinsauce, während nebenan Beate Ludwig Küchlein ("ohne Zucker") für die Besucher backt.

Die Fürtherin, die etliche Formate der freien Jugendarbeit gestaltet und anbietet, hat bereits vorgeführt, wie man einst mit Mandeln gekocht hat: die ganzen Nüsse im Wasserbad erhitzt, die Haut entfernt, im Mörser daraus ein Mandelmus hergestellt, mit Rosenwasser, Stangenzimt und Honig gewürzt.

Kinder halfen gern

Aus dieser Masse entsteht ein Mandel-Milchreis. Die "Hauptarbeit" durften dabei die Kinder unter den Besuchern leisten, die nur zu gerne in der mittelalterlichen Küche Hand anlegen.

Das Konzept der Museumsführung, auf diese Weise neue Besuchergruppen anzusprechen, scheint jedenfalls aufzugehen. Eine kurze Umfrage im Rund bringt zutage, dass die meisten Besucher extra durch die Kochvorführungen "angelockt" wurden und anschließend noch die Ausstellung in der Cadolzburg besuchen.

Das Ehepaar Flohr aus Cadolzburg etwa, das die Enkelkinder Lea und Mia übers Wochenende zu Gast hat, sorgt so für einen kurzweiligen Nachmittag und die Mädchen (11 und 9 Jahre alt) interessieren sich sehr für die Zubereitung der Speisen. Schließlich helfen sie auch daheim in der Küche – und die ältere backt bereits selbständig.

Während er die Füllung für seinen Braten mörsert, erzählt Knaupp von den Gebräuchen des Mittelalters. Wenn der Fürst oder der päpstliche Gesandte mit großem Gefolge unterwegs war, mussten Klöster und Bauern dem "Gastungsrecht" Folge leisten und Wohnraum und Speisen bieten. "Ein Fürstenzug", erzählt Knaupp lächelnd, der gerade seine Doktorarbeit über "culina historica" schreibt, "war wie ein Heuschreckenschwarm und konnte ein Kloster oder Dorf ruinieren".

Wer durch diese Veranstaltungen "auf den Geschmack gekommen" ist, kann beim Kräuterworkshop am 2. Juni oder ab Ende Oktober rund um eine eigene kleine Sonderausstellung zur Kulinarik im späten Mittelalter auf der Cadolzburg Näheres erfahren.

www.burg-cadolzburg.de

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