Auf zu neuen Ufern

11.6.2008, 00:00 Uhr
Auf zu neuen Ufern

© Hans-Joachim Winckler

Was der Bühnenbildner Peter Engel auf dem Kasten hat, war im Frühjahr in der Nachbarstadt zu begutachten. Für das Theater Erlangen stattete der Arzberger, der in Regensburg lebt und an der Nürnberger Akademie studierte, «Iwona, Prinzessin von Burgund» aus. Das Spiel mit Räumen, mit Nähe, Weite, Ferne charakterisiert auch seine Arbeit für die containART fürth. «Langweilig», sagten Schüler gestern in Engels Kunstkiste auf der Freiheit. Irrtum.

Engels bringt zuallererst das Kunststück fertig, die Begrenzungen des Containers neu auszumessen, indem er den Raum mit einem neuen Raum versieht; im Grunde genommen sogar mit zweien, denn man betritt das Werk durch einen schlichten, durch Stuhl und Garderobenleiste skizzierten Vorraum - eine Amtsstube vielleicht? Rechter Hand ein kleiner Gang, daraufhin ein weiterer Raum mit Gegenständen, die zunächst wunderlich erscheinen. Dunkle, abgeschrappte Parkettdielen, Stuhl, Personenwaage, zwei Atlanten. An der Decke eine klinisch weiße Lampe. Was soll das bloß? Engels inszeniert einen Raum als Summe vieler Räume - Wohnzimmer, Bad, Studierstube, Separée, Warteraum; eine Summe, die ein Bündel an Assoziationen weckt.

Zugleich deutet das abgegriffene Material auf einen Raum hin, der von anderen, alten Zeiten berichtet. Engels: «Ich stelle mir vor, mein Container wird von ,Roswitha‘, einer nicht mehr ganz jungen Frachterin, heruntergehoben mit einem haushohen Verladekran in Bremerhaven» und dann in der Nacht nach Fürth transportiert. Und so kommt die Hohe See zur Kleeblattstadt: Durch einen Sehschlitz kann der Betrachter mittels Fernglas auf unfertig wirkende Zeichnungen blicken. Und nicht anders ist es auf dem Meer. Man schaut träumend zum unerklärlich weiten Horizont, bricht auf zu neuen Ufern und bleibt doch Gefangener an Bord. mab

Fürther Freiheit, täglich 11-20 Uhr.