Aus Liebe zum Blech

10.4.2009, 00:00 Uhr
Aus Liebe zum Blech

© Thomas Scherer

Für gewöhnlich drehen auf dem Verkehrsübungsplatz zwischen Boxdorf und Bislohe Fahranfänger und solche, die es werden wollen, ihre Runden. Wo sonst Motorenabwürgen und rückwärts Einparken üben auf der Tagesordnung stehen, war jetzt zentimetergenaues Rangieren gefragt. Ein halber Meter Abstand zum nächsten Auto muss reichen, so sieht es die Planung von Organisator Steve Weber vor.

«Fünf Monate haben wir am Ablauf des Treffens gefeilt. Schließlich erwarten wir über 1500 Autos», erklärt der Fürther Tuning-Fan. Bereits letztes Jahr sollte der Saisonauftakt für Autofans aus ganz Bayern in fränkischen Gefilden stattfinden, doch leider endeten die damaligen Bemühungen in einem Chaos.

Kratzer am Image

Da die Versammlung bei der Stadt Nürnberg nicht angemeldet war, musste die Polizei über 1000 Autos vom Parkplatz am Tiergarten vertreiben. Mehrere kleine Auffahrunfälle, teure Blechschäden und ein tiefer Kratzer im Image der Fürther Tuningszene waren die Folgen.

Diese Situation wollten Weber und seine Kollegen vom Tuning-Forum streetculture.de als Veranstalter des diesjährigen Treffens kein zweites Mal erleben. Frühzeitig hat man sich um eine Genehmigung bei der Stadt und um die Gnade der Polizei bemüht – mit Erfolg. Beim jetzigen Treffen gab es keinerlei Beschwerden, sowohl von Seiten der Stadt als auch von den Anwohnern. Sogar der Verkehr wurde von der Polizei geregelt, was auf Grund des enormen Andrangs auch dringend notwendig war.

Teures Hobby

«Ich hatte echt Glück, dass ich einer der Ersten war und einen guten Platz ergattern konnte», meint Carsten Kotulla (38). Kaum ein Tuningtreffen lässt der passionierte Schrauber aus und hat bereits über 30 000 Euro in sein Schmuckstück gesteckt. Mit elf Monitoren, einer eingebauten Playstation und einem mit Subwoofern vollgepackten Kofferraum ist sein Auto aber ein echter Hingucker und würde wohl besser in einen Science-Fiction-Film passen.

Doch nicht nur futuristische Modelle, auch ein paar echte Klassiker gab es zu bestaunen. Mit einem 1957er Chevrolet Bel Air kann Klaus Wartenfelser zwar nicht die schnellste oder lauteste, aber mit Sicherheit die älteste Karosse sein Eigen nennen. Bis auf ein paar Kleinigkeiten hat er auch kaum etwas daran verändert. Seine Liebe zu dem roten Oldtimer geht sogar so weit, dass er ihn sich auf den rechten Oberarm tätowieren ließ.

So weit wie Wartenfelser würden vielleicht nicht alle der über 2000 begeisterten Autofans, die das Spektakel besucht hatten, gehen, engagiert dabei waren jedoch alle. Besonders die zahllosen freiwilligen Helfer vom streetculture.de-Forum waren unerlässlich für den reibungslosen Ablauf des größten Tuningtreffens im süddeutschen Raum.

Nicht nur als Ordner und Einparkhilfe auf dem Platz, auch an der eigens aufgestellten Würstchenbude und beim Kassieren war stets jemand zu Stelle. Zwei Euro pro Person betrug die Kostenpauschale für Platzmiete, Absperrungsbänder und extra aufgestellte Mülleimer. «Sonst haben wir immer nur einen Euro verlangt. Den Überschuss der Veranstaltung wollen wir aber einer sozialen Einrichtung spenden», erklärt Weber. Zapfenstreich für alle Autofreunde war beim jüngsten Treffen übrigens schon um 23.30 Uhr. Nur Weber und seine Helfer blieben noch länger, um das eine oder andere Überbleibsel der weitergezogenen PS-Herde zu beseitigen. Schließlich will man ja im nächsten Jahr wiederkommen.

FLORIAN BURGHARDT