Aus Schwere entsteht Leichtigkeit

19.5.2018, 18:34 Uhr
Aus Schwere entsteht Leichtigkeit

© Foto: Th. Scherer

Kuriose Tierchen bevölkern die Spitzweedscheune. Ein Hund aus rostigen Altmetall-Fundstücken, der auf verbogenen fingerdicken Schrauben steht. Ein springender Fisch aus einem Metallband, dem urchristlichen Ichthys-Symbol nachgebildet, der von drei metallischen Schilfrohren gehalten wird. Eine Libelle: Ihr Korpus besteht aus einer Zange, ihre Flügel aus einer Schere.

Das wirkt teils kurios, teils gruselig. Dabei war Florian Gerhardt (1947-2017) von Beruf Betriebswirt. Erst spät wandte er sich erst dem Holz, dann dem Metall zu. Autodidaktisch experimentierte er mit dem Material, schließlich ließ er sich zum Schweißer ausbilden. Als Mitarbeiter der ersten Stunde saß er am Runden Tisch Kultur. An ihn, der mit seinen Fotografien viele Roßtaler Ausstellungen und Vernissagen dokumentierte, erinnert die aktuelle Schau.

Selten nur glänzt sein Rohstoff, das Metall, in polierter Pracht. Meistens ist es rostig, rotbraun, und in dieser Gestalt verleiht der Rost seinen Objekten nicht einfach die Anmutung des Alten und Gebrauchten, sondern des Archaischen. Das gilt vor allem für die abstrakten Objekte, namentlich die Windspiele. Gerhardt konzipierte diese mannshohen Objekte als Zusammenspiel von Massivität und Fragilität, von Schwere und Leichtigkeit, von Stabilität und labilem Gleichgewicht.

Breite Metallplatten weisen unverhoffte Schlitze und Durchlässe auf; auf einem Massivität erheischenden, meist pyramidalen Korpus dreht sich ein Windspiel aus Metallbändern oder Drähten. Andere Konstruktionen betonen die Diagonale, sind vorsichtig mit Gewichten aus Ketten oder Glasbrocken ausbalanciert, als ob sie bei der leisesten Berührung krachend zu Boden gingen.

Doch keine Sorge, der Fuß dieser Figuren ist schwer genug, die Konstruktion im Gleichgewicht zu halten. Schwer und massiv muten auch Gebrauchsobjekte wie Kerzenhalter oder gar ein Kamin für den Garten an. Hingegen eignet Florian Gerhardts "Katze" wieder die Leichtigkeit des Grafischen: Zwei miteinander verschweißte Ringe bilden die Ziffer 8, auf dem oberen Ring ragen zwei Spitzchen, am unteren Ring ein gewundenes Metallband, also Ohren und Schweif.

Florian Gerhardt: Metallobjekte, Spitzweed-Kulturscheune Roßtal (Schulstraße 25). Sonntag und Pfingstmontag 10-19 Uhr.

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