Ausrangiert: Das passiert jetzt mit Christbäumen in Fürth

14.1.2020, 06:00 Uhr
Ausrangiert: Das passiert jetzt mit Christbäumen in Fürth

© Hans-Joachim Winckler

Dem Christbaum ist kein allzu langes Leben beschieden. Fünf bis zehn Jahre braucht er, um eine verkaufsfähige Größe zu erreichen. Wird er gefällt, darf er für wenige Wochen weihnachtliche Stimmung in deutschen Wohnzimmern verbreiten, Kinderherzen höher schlagen lassen und als Kulisse für Geschenkeberge dienen, um schließlich auf einer der zahlreichen Sammelstellen im Stadtgebiet zu landen.

Und dann? Holt ihn die Fürther Müllabfuhr. Eigentlich sollte das bereits geschehen sein, aber die Feiertage hätten den Terminplan verschoben, sagt Antonius Kaiser, Leiter der städtischen Abfallwirtschaft. Wie viele Christbäume da zusammenkommen, kann er nicht sagen, sie werden nicht gezählt.

200 Bäume in Plastiknetzen verbrannt

Kaiser kann aber eine andere Zahl nennen: 575 Kubikmeter. Diesen Raum beanspruchen die Bäume, wenn sie – im Wagen der Müllabfuhr schön gepresst – am Kompostplatz in Burgfarrnbach ausgeladen werden. Zum Vergleich: Mit dieser Menge ließen sich fünf große Gelenkbusse der infra füllen.

In Burgfarrnbach wandern die Bäume in den Häcksler und werden anschließend – zusammen mit anderem Grüngut – den Mikroorganismen zum Fraß vorgeworfen: Kompost entsteht. Kann es sein, dass gespritzte Bäume diesen mit Pestiziden belasten? Nein, heißt es bei der Abfallwirtschaft: Die Mikroorganismen machen auch den Schadstoffen den Garaus, und bevor der Kompost in den Verkauf gelangt, werde er regelmäßig analysiert.

In Unterfranken schrieb vor ein paar Tagen ein Landwirt Schlagzeilen, weil er etwa 200 Weihnachtsbäume, die er nicht hatte verkaufen können, kurzerhand in einem Waldstück verbrannte – sie steckten noch in ihren Plastiknetzen.

Viel vorbildlicher geht der Christbaumhof Zeilinger im Wilhermsdorfer Ortsteil Unterulsenbach mit seinen Restbeständen um. Sie trocknen bis zum Herbst und kommen nach dem Häckseln in der hofeigenen Hackschnitzelanlage zum Einsatz. Gleich zwei Wohnhäuser können die Zeilingers damit beheizen.

Berge von Holz

So lief es jedenfalls jahrelang. Seniorchef Hans Zeilinger räumt ein, dass er nun umdenken wird. Wegen der Trockenheit musste auch er  massenhaft Schadholz aus den Wäldern holen. "Es gibt Berge davon", sagt Zeilinger. Berge, die er kaum verkaufen kann und deshalb wahrscheinlich selbst verschüren wird. Für die Christbäume ist dann kein Platz mehr in der Hackschnitzelanlage.

Jahr für Jahr bleiben an seinen fünf Verkaufsstellen – von Unterulsenbach über Leichendorf bis Nürnberg – mehr als 500 Exemplare übrig. Diese will er zwar noch häckseln, aber dann verrotten lassen. Das ergebe einen guten Mulch, der auf seinen Weihnachtsbaumplantagen an der Landkreisgrenze dabei helfen könne, trotz Trockenheit und Hitze den Boden feucht zu halten. "Es verdunstet dann weniger."

Zeilinger verwertet übrigens nicht nur die eigenen Restbestände, sondern alle Christbäume, die in Wilhermsdorf nach der Weihnachtszeit eingesammelt werden. Den Transport übernimmt aber nicht die Müllabfuhr, sondern – gegen eine kleine Spende – der örtliche CVJM.

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