Awo Weiherhof: "Es geht nichts mehr"

29.5.2020, 10:52 Uhr
Awo Weiherhof:

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Was macht Corona mit Ihrem Ortsverein, Frau Übler?

Das Coronavirus nimmt uns derzeit das ganze gesellschaftliche Leben. Das ist nicht nur für unsere Mitglieder traurig, sondern auch für all jene Menschen, die ansonsten unsere Angebote nutzen. Aber seit März ist unsere Begegnungsstätte am Dorfplatz geschlossen. Es geht nichts mehr.

 

Was bieten Ihre Mitglieder und Sie normalerweise an?

Da wäre zum Beispiel unser Kaffeeklatsch, alle 14 Tage unser Mittagstisch, einmal im Monat das Schafkopfen. Wir organisieren außerdem Computerkurse, unternehmen Tagesfahrten mit dem Bus. Im April wären wir nach Bayreuth gefahren. Am 24. Mai sollte das Dorffest in Weiherhof stattfinden. Da grillen wir, verkaufen Kuchen und Getränke – alles abgesagt.

Mit welchen Konsequenzen für den Ortsverein?

Wir haben keine Einnahmen mehr, aber auf der anderen Seite fixe Kosten. Wir sind natürlich froh, dass wir unsere Begegnungsstätte am Dorfplatz haben. Aber das ist ein 300 Jahre altes Bauernhaus. Da warten, was Reparaturen angeht, immer wieder Überraschungen. 2012 haben wir eine komplett neue Heizung gebraucht, das Darlehen zahlen wir noch immer ab. Vor vier Jahren mussten wir die eine Hausseite mit dem Fachwerk sanieren lassen. Bei den Arbeiten wurden Schäden entdeckt, mit denen wir nicht gerechnet haben. Auch das müssen wir stemmen. Dazu kommen Ausgaben für Gas, Strom oder Versicherungen. Insgesamt haben wir monatliche Fixkosten von 600 Euro.

 

Wie finanzieren Sie die normalerweise?

Wir vermieten beispielsweise unser Haus für Veranstaltungen an Vereinsmitglieder. Aber die Hauptsache sind die Überschüsse aus unseren Veranstaltungen. Die teilen wir auf: Wir decken die laufenden Kosten, spenden an verschiedene Awo-Einrichtungen und unterfüttern unsere Rücklagen. Davon zehren wir jetzt, aber das kann natürlich nicht ewig so weitergehen. Und, um nicht missverstanden zu werden: Ich will nicht jammern und auf die Tränendrüse drücken, auf keinen Fall. Aber wir sind sicher nicht der einzige Verein, dem es so geht.

 

Kann Ihnen der Kreisverband nicht weiterhelfen?

Der Kreisverband hat sich über den Bezirk erkundigt – es gibt keine Möglichkeiten. Für Vereine, die bezahlte Mitarbeiter haben, sieht es anders aus, ganz im Gegensatz zu den Ehrenamtlichen. Dabei leisten doch gerade diese Menschen eine sehr wertvolle Arbeit für die Gesellschaft. Das sollte der Staat auch irgendwie anerkennen. Unser Kreisverband hat ebenfalls genug zu kämpfen: Die Kindertagesstätten, die Tagespflege – nichts geht mehr, auch da brechen Einnahmen weg. Dazu kommen aber zusätzliche Ausgaben, beispielsweise für die Schutzausrüstung in den Senioreneinrichtungen.

 

Die Regelungen werden jetzt gelockert. Bringt Sie das nicht weiter?

Wir hoffen, ab Mitte Juni wieder unseren Mittagstisch und den Kaffeeklatsch anbieten zu können – natürlich in reduzierter Form, weil ja die Abstandsregeln gewahrt werden müssen. Ich habe unsere Gäste schon angerufen, um zu fragen, ob sie kommen wollen. Da habe ich am Telefon das Gefühl gehabt, die fallen mir um den Hals. Aber das alles wird unsere Einnahmesituation nicht entscheidend verbessern.

 

Und andere Möglichkeiten haben Sie nicht, um Geld in die Kasse zu bringen?

Im vergangenen Jahr wurde die

Awo 100 Jahre alt. Da hat sich bei uns eine Gruppe gegründet, die Schals gegen die soziale Kälte gestrickt hat. Die haben wir auf Weihnachts- und Adventsmärkten gegen eine angemessene Spende abgegeben, um dafür in Zusammenarbeit mit den Tafelausgabestellen Essen für sozial Bedürftige zu finanzieren. Weil viel von der damals gespendeten Wolle übrig geblieben ist, sind wir jetzt wieder aktiv geworden. Wir haben Einkaufstaschen, Sommerschals, Stolen und Mützchen für kleine Kinder gemacht, die man gegen Spenden bekommt, die sich am Warenwert orientieren sollen. Wir geben nicht auf, sondern beißen die Zähne zusammen.

 

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