Bahn frei für die Radler im Landkreis Fürth

30.11.2017, 16:00 Uhr
Bahn frei für die Radler im Landkreis Fürth

© Foto: Daniel Karmann/dpa

Jetzt geht es in den Zielsprint: Sieben mögliche Routen im Großraum Nürnberg hat die Studie untersucht, die bereits im September vorgestellt, dem zuständigen Kreisgremium aber erst jetzt zur Kenntnis gebracht wurde. In einer ersten Sichtungsrunde wurden die vier Strecken mit dem größten Potenzial ausgewählt, darunter die Verbindungen von Zirndorf nach Nürnberg und die von Fürth nach Nürnberg.

Der Landkreis-Schnellweg ist dabei der mit Abstand teuerste. Vier Meter breit, so der Standard, sollen alle Trassen sein, damit sich Radler beim Überholen oder im Gegenverkehr nicht in die Quere kommen. Parallel dazu wird in Teilabschnitten ein Gehweg für Fußgänger laufen. 29 Minuten veranschlagt die Studie als Fahrzeit von der Kreuzung Zirndorf-Leichendorf zum Endpunkt, dem Nürnberger Plärrer. Schneller, in 24 Minuten, erreichen die Steiner das Ziel.

2,1 Millionen Euro kostet grob geschätzt ein Kilometer Strecke. Zum Vergleich: Die Konkurrenz – neben Fürth-Nürnberg noch Nürnberg-Erlangen sowie Nürnberg-Lauf – liegt hier zwischen 900 000 und 1,4 Millionen Euro. Was die Variante im Fürther Land — sie soll, aus Wintersdorf kommend, vom Biberttalradweg durch Zirndorf und Oberasbach in weiten Bereichen auf der alten Trasse der Bibertbahn laufen – so teuer macht, sind diverse Bauwerke, um kreuzende Straßen zu überwinden.

Bei der Zirndorfer Westspange braucht es einen Tunnel, im Rednitzgrund zwischen Altenberg und der Kreuzung Fürth-Süd eine Brücke über den Fluss. An der Albrecht-Dürer- und der Zirndorfer Straße heißt es Stopp für Autofahrer, die Radler haben Vorfahrt. Übergänge mit einer Art Mittelinsel sollen den Bikern hier das gefahrlose Queren ermöglichen.

Bei einer Streckenlänge von insgesamt 14,3 Kilometern zwischen Leichendorf und Nürnberg kommen so 29,9 Millionen Euro zusammen. Angesichts dieser Summe blieb auch den Kreisräten die Luft weg: "Sehr ambitioniert", lautete die Einschätzung von Maximilian Gaul (CSU).

Alles also nur wenig realistische Planspiele? Dießl gab sich durchaus optimistisch. Und das hat weniger mit anderen Kriterien zu tun, wie der Einwohnerzahl im Einzugsbereich des Schnellwegs, wo der Landkreis mit 110 000 Menschen den Spitzenplatz einnimmt.

Wichtig sind vielmehr die sogenannten "Widerstände", die es bei den einzelnen Routen gibt. Man könne den Radschnellweg, zumindest jene 8,2 Kilometer von Leichendorf inklusive der Anbindung nach Stein bis zur geplanten Endhaltestelle der U-Bahnlinie 3 in Gebersdorf, "schnell konkret realisieren", glaubt Dießl. Schließlich befänden sich die dafür notwendigen Flächen bereits weitgehend in der Hand des Landkreises bzw. der Städte Zirndorf und Oberasbach. Kostenpunkt: immer noch stolze 19,2 Millionen Euro.

Ob es für diesen ersten Schritt einen groben Zeitplan gebe, fragte Kreisrätin Marianne Schwämmlein (Grüne). 2025, meinte Dießl. Denn dann soll die U 3, das ist zumindest Stand der Dinge heute, bis Gebersdorf fahren.

Bei einem Abstimmungsgespräch, das derzeit vorbereitet wird, nehmen die Beteiligten die vier Trassen genauer unter die Lupe. Mit am Tisch sitzen neben den Städten und Landkreisen Vertreter des Staatlichen Bauamts. Zur Sprache kommen dann sicher auch die beiden Kernprobleme: So soll die Planung der Radschnellwege, Dießl hat das in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Kommunen bereits des Öfteren betont, Landessache werden.

Denn: Der Freistaat hat die Möglichkeit der Planfeststellung. Dieses Instrument schafft nach Ansicht des Landratsamts insbesondere die Rechtssicherheit für den Flächenerwerb. In letzter Konsequenz wären damit sogar Enteignungen möglich. Auch die so genannte Baulast, also die Finanzierung und der Unterhalt der Routen, wäre eine Angelegenheit für München.

Wobei es ohne Beteiligung der Städte und Landkreise natürlich nicht gehen wird. Zuschüsse habe Innenminister Joachim Herrmann immerhin schon in Aussicht gestellt, sagte Dießl im Ausschuss. Es könne sein, dass sich die Förderung zwischen 80 und 85 Prozent bewegt.

Für ein Taschengeld wäre der Radschnellweg aber selbst dann nicht zu haben: Allein die Route bis zum Gebersdorfer U 3-Halt würde den Landkreis immer noch etwa vier Millionen Euro kosten.

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