Bauvorhaben in Stein: Blüten sollen Fledermäuse weglocken

9.6.2020, 21:45 Uhr
Bauvorhaben in Stein: Blüten sollen Fledermäuse weglocken

© Foto: Thomas Scherer

Was aussieht wie eine wilde, kunterbunte Wiese, ist ein Experiment im Steiner Rednitztal. Unter der Regie des Vereins FürthNatur, in dem sich Landwirte zum Zweck der Pflege und Anlage naturnaher Areale zusammengeschlossen haben, gedeihen Wildkräuter und Stauden.

Die blühenden Pflanzen auf dem rund 5000 Quadratmeter großen Feld sollen Insekten anlocken – und die wiederum Fledermäuse. Wie das klappt, ist noch offen und wird von Fachleuten begleitet.

Anlass für den Aufwand ist eine Auflage des Naturschutzes: In Stein soll ein Grundstück an der Deutenbacher Straßeoberhalb des Rednitzgrunds bebaut werden, auf dem Fledermäuse leben. Das neue Nahrungsangebot, nicht weit entfernt im Talgrund, soll die fliegenden Säugetiere von dort weglocken und so den Weg für die Wohnhäuser frei machen.

Rainer Tiefel vom Verein FürthNatur steht am Rand der Wiese und meint: "Was da an Arbeitsschritten drinsteckt, kann man nicht sehen." Ein Landwirt aus Nürnberg, der die Fläche gepachtet hat, bereitete den Boden aufwendig vor. Im darauffolgenden Jahr wurde das Areal auf eine Höhe von 15 Zentimetern abgemäht, dann eine spezielle Saatmischung ausgebracht und gewalzt.

Mit einer Blühwiese oder einer sogenannten Bienenweide, wie sie in Zeiten des Insektensterbens beliebt sind, hat diese Fläche allerdings nichts gemein. "Das Saatgut wurde nach Angaben von Experten eigens zusammengemischt," berichtet Tiefel – und es ist sehr teuer.

Da Fledermäuse von der Abenddämmerung bis in die Morgenstunden hinein aktiv sind, müssen die Pflanzen nachtaktive Insekten anlocken. Das geschieht häufig über Duftstoffe.

25 Jahre gesichert

Nelkenarten sind dazu geeignet oder auch Levkojen, genauso sind kleine, am Boden kriechende Gewächse wichtige Nahrungsgrundlage für die Insekten. All das wächst nun bis in den Oktober auf dem großen Feld.

Auch im nächsten Jahr sollen die Pflanzen wieder aufkeimen; wann nachgesät werden muss, steht noch nicht fest. 25 Jahre besteht die Ausgleichsverpflichtung, so lange soll auch die Fledermauswiese bestehen bleiben.

Ob das neue Angebot nun wie geplant die streng geschützten Tiere anlockt, hier auf die Jagd zu gehen – das kann noch nicht endgültig beantwortet werden. Zweimal jährlich soll es ein Monitoring geben, bei dem Fachleute mit einem speziellen Gerät die Ultraschallgeräusche der Tiere hörbar machen.

Die Laute geben Auskunft darüber, um welche Arten es sich handelt. Die Auswertung aus diesem Frühjahr liegt noch nicht vor.

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