Begehrte Freiheit

3.5.2010, 00:00 Uhr
Begehrte Freiheit

© Roland Huber

Grundsätzlich positiv bewertet es der Vorsitzende des Fürther Einzelhandelsverbandes, Norbert Staudt, wenn von Großveranstaltungen Kundschaft in die Stadt gezogen wird. Allerdings sollte darauf geachtet werden, dass das Programm nicht ausfranst und die Freiheit als zentraler Stadtplatz ihr Gesicht nicht verliert.

Handlungsbedarf hinsichtlich der Platzgestaltung sieht auch Stadtheimatpfleger Alexander Mayer. Wie die Eingangstore der Stadt sei die Freiheit kein Aushängeschild. An eine Aufwertung – etwa mit mobilen Pflanzelementen - denkt Andre Hollitzer, Sachgebietsleiter Markt- und Veranstaltungsservice des Fürther Liegenschaftsamtes. Zudem arbeitet er an einem Konzept für einen dauerhaften Standort des Wochenmarktes. Der hat sich angesichts häufigen Ausweichens auf den Bahnhofplatz oder an die Adenaueranlage zu einem regelrechten Wanderzirkus entwickelt.

Sortieren im Gemischtwarenangebot der Großveranstaltungen ist für Wirtschaftsreferent Horst Müller ein Muss. Restriktiv werde vor allem bei Privatveranstaltungen verfahren, zu denen die auf sechs Termine begrenzten Trödelmärkte gehören. Keinen Sinn machen in Hollitzers Augen noch mehr Veranstaltungen schon deshalb, weil die Kaufkraft in der wirtschaftlich gebeutelten Stadt begrenzt ist. Auf eine gute Mischung komme es an, um ein möglichst breit gefächertes Publikum anlocken zu können.

Das Marktamt muss sich als Veranstalter eng mit dem Stadtmarketingverein Vision Fürth abstimmen, der für Stadtfest, Fürth Festival und New Orleans Festival verantwortlich zeichnet. Eine stärkere Konzentration von Veranstaltungen wünscht sich dabei Norbert Staudt. Nachdem das Stadtfest heuer zusammen mit dem Fischmarkt über die Bühne gegangen ist, denkt der Verbandssprecher über eine dauerhafte Verbindung mit dem Gartenmarkt nach.

Verstecktes Potenzial

Grundsätzlich sollte der Platzcharakter nicht durch Buden und Wagen entwertet werden. »Wer die Freiheit mit fremden Augen sieht, kann ermessen, welch Potenzial in ihr steckt«, weiß Staudt aus Kommentaren von Besuchern. Etwas mehr Lokalpatriotismus wäre seiner Meinung nach bei der Präsentation von Veranstaltungen angebracht.

Eher nüchtern betrachtet Vision-Geschäftsführer Thomas Schier die Angelegenheit. Die mit Großgerät zum Aufbau der bis zu elf Tonnen schweren Bühnen befahrbare Freifläche sei in ihrer unverbauten Form für Veranstalter ein Glücksfall. Kaum eine andere Stadt verfüge über eine so belastbare 120 mal 40 Meter große Freifläche mit Wasser- und Stromanschluss. 7000 Menschen finden hier Platz.

Noch mehr Publikum, als jetzt schon angezogen wird, möchte Schier allerdings nicht mobilisieren. Auch für ihn ist das Limit erreicht. Gegen Leben und Jahrmarktsatmosphäre hat der Stadtheimatpfleger gar nichts einzuwenden. Mayer: »Bei einem historisch gewachsenem Areal müsste man vorsichtiger sein.«

Nach dem Rummel des tausendjährigen Stadtjubiläums 2007 sorgt heuer das 175-jährige Jubiläum der ersten deutschen Eisenbahnlinie zwischen Nürnberg und Fürth für zusätzlichen Auftrieb. Schwerpunkt ist eine Zeitreise vor der nachgebauten Kulisse des ehemaligen Ludwigsbahnhofs auf der Freiheit in der zweiten Augusthälfte. Schier rechnet mit 30 000 bis 40 000 Besuchern. Getoppt wird das nur noch durch die Kirchweih Ende September. Vom Faschingsrummel über Frühlingsmarkt, Fisch-, Garten- und Stoffmarkt bis hin zu den Festivals und dem Marathon muss die Freiheit viel über sich ergehen lassen. Für Hollitzer ist das Angebot ausgereizt. Schier kann sich allenfalls noch spontane Aktionen wie Public Viewing vorstellen, sollte es Deutschland ins Fußball-WM-Finale schaffen.