Bei Frau Wemuth bleibt der Trockner arbeitslos

25.5.2012, 11:00 Uhr
Bei Frau Wemuth bleibt der Trockner arbeitslos

© Thomas Scherer

Die Medienberichte über die Reaktorkatastrophe von Fukushima wühlten Helga Wemuth auf. „Jetzt und nicht irgendwann musst du etwas tun“, dachte sich die 58-Jährige, die im Fürther Stadttheater in der Verwaltung arbeitet. „Aus dem Bauch heraus“ beschloss sie, ihre persönliche kleine Energiewende einzuläuten. Die Folge: In dem Haushalt, den sich Wemuth mit ihrem Mann Jochen teilt, steht neuerdings der Wäschetrockner still.

Die Frau des Hauses hat Wäscheständer und Wäschespinne reaktiviert. Dass sie dadurch mehr Arbeit hat, Handtücher, T-Shirts und jede einzelne Socke erst aufhängen und dann wieder abnehmen muss, empfindet Wemuth ganz und gar nicht als lästig. Im Gegenteil: „Ich genieße das“, versichert sie, und beim Fototermin in ihrem am Hang gelegenen Garten wird klar, warum.

Bei ihrer neuen Hausarbeit im Freien ist Wemuth umgeben von einer zwitschernden, trällernden, bisweilen auch schimpfenden Vogelschar, von Gartenrotschwanz, Kleiber, Buntspecht. Und der Blick kann wandern — vorbei an Baumwipfeln bis hinüber auf die andere Seite des Zenntals.

Lächelnd breitet Helga Wemuth die Arme aus: „Im Job arbeite ich mit Headset und guck’ gegen eine Wand. Hier schalte ich beim Wäscheaufhängen ab, bin außerdem an der frischen Luft und somit ist es auch noch gut für meine Gesundheit.“

Natürlich ist der Langenzennerin bewusst, dass ihr winziger Verhaltenswandel in der großen globalen Energieverschwendung untergeht. Aber, meint sie mit schelmisch-entschlossener Miene: „Wenn es hundert, tausend, hunderttausend oder noch mehr Menschen genauso machen, dann bringt das schon was.“ Den Wäschetrockner nutzen vorerst übrigens nur noch die vier Katzen Alena, Elvis, Paulchen und Dino — als Absprungrampe zur Katzenklappe, die hinausführt in ihr Freigehege. 

Expertin rät zu Verzicht auf Trockner

Tina Kienzl, Umweltexpertin der Verbraucherzentrale Bayern, zum Verzicht auf den Trockner: Grundsätzlich ist es das Beste, keinen Gerätetrockner zu verwenden, sondern die Wäsche zum Trocknen im Garten, auf dem Balkon oder im Trockenraum aufzuhängen. Das ist günstiger und auch umweltfreundlicher. Wer keine Möglichkeit hat, die Wäsche aufzuhängen, sollte den Trockner möglichst energiesparend benutzen.

Wie hoch der Verbrauch ist, hängt wesentlich von der Restfeuchte der Wäsche ab. Es ist daher ratsam, die Wäsche, die anschließend getrocknet werden soll, mit möglichst hoher Drehzahl, auf circa 1200 Touren, zu schleudern.

Grundsätzlich gilt: Lieber hoch schleudern und dann den Trockner kürzer laufen lassen, denn das höhere Schleudern braucht weniger Energie als das längere Trocknen. Wichtig ist auch, das Gerät voll zu beladen, denn zweimal die halbe Menge verbraucht etwa 30 Prozent mehr Strom. Ein weiterer Tipp: Ein Trockner mit vollem Flusensieb braucht länger, deswegen sollte man es regelmäßig reinigen.

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