Betreuungspionier: Erster Tagesvater am Start

24.2.2020, 11:00 Uhr
Betreuungspionier: Erster Tagesvater am Start

© Foto: Marion André

Ein Knirps kommt angewackelt und sucht Blickkontakt: Michael Höfler unterbricht seine Ausführungen, beugt sich herunter, lächelt, streicht dem Jungen kurz über das Köpfchen, richtet sich wieder auf und erzählt dann weiter: "Die Nachfrage ist enorm. Bei den kleinen Kindern sind unsere Kapazitäten im Moment schon ausgeschöpft."

Seit Dezember bietet Höfler in Wachendorf eine professionelle Kinderbetreuung an. Er hat Biologie und Chemie für das Gymnasiallehramt studiert, sein 1. Staatsexamen absolviert, aber kein Referendariat gemacht. Höfler ist der dritte Mann im Landkreis, der beim fmf FamilienBüro, das im Auftrag des Kreisjugendamtes für den Ausbau der Kindertagespflege zuständig ist, eine Pflegeerlaubnis erworben hat. Allerdings hat noch kein männlicher Kollege vor ihm eine entsprechende Einrichtung aufgebaut und eröffnet – das macht ihn zum Pionier.

Hausaufgabenbetreuung inklusive

Mit seiner Ehefrau Britta, einer Heilerziehungspflegerin, die sich derzeit ebenfalls in der Qualifizierung befindet, will Michael Höfler künftig mit zwei nach Alter getrennten Gruppen arbeiten: kleinere Kinder und Schulkinder mit Hausaufgaben- und Ferienbetreuung.

Zusammen mit Angelika Igel vom fmf FamilienBüro, Cadolzburgs Bürgermeister Bernd Obst und Vertretern des Kreisjugendamts besucht Landrat Matthias Dießl Höfler an dessen Arbeitsplatz – einem gemütlichen Wohnhaus am Ortsrand von Wachendorf.

"Es gibt erfreulicherweise wieder mehr Kinder", sagt Dießl. "14 Prozent der unter Dreijährigen werden in Tagespflege-Einrichtungen betreut. Im Landkreis gibt es derzeit 179 solcher Plätze, 160 davon sind belegt. Wir möchten dem steigenden Bedarf gerecht werden." Dabei sei ihm die Vielfalt von Trägern und Konzepten in der Kinderbetreuung wichtig, damit die Eltern wählen könnten, wo sie ihr Kind unterbringen möchten.

Der Kreishaushalt sieht bei den Mitteln für Kindertagespflege dieses Jahr eine Erhöhung um 100.000 Euro auf 1,27 Millionen Euro vor, um die Tätigkeit als Tagespflegeperson attraktiver zu machen.

"Vielen ist noch nicht bewusst, dass das auch gut als Hauptberuf ausgeübt werden kann", weiß Angelika Igel. Sie freut sich, dass Höflers Ausbildungshintergrund die Tagespflegelandschaft um eine weitere Qualifizierung bereichert: Hausaufgabenbetreuung am Nachmittag für Schulkinder.

"Das reizt mich besonders", sagt der studierte Naturwissenschaftler, "aber natürlich werde ich auch mit den Schülern viel draußen sein. Naturnähe ist ein wichtiger Bestandteil unseres Gesamtkonzepts." Bisher verbringen die Kinder etwa zwei von sechs Stunden im riesigen Gartengelände mit Waldanteil, spielen, erleben die Jahreszeiten, ziehen Karotten aus der Erde oder helfen, die Eier der familieneigenen Hühner einzusammeln: "Den Kindern ein Bewusstsein für ihr Essen zu vermitteln, ist uns wichtig, ebenso wie Nachhaltigkeit."

Bei Fragen zur Qualifizierung zur Kindertagespflegeperson steht das fmf Familien-Büro in Stein gern zur Verfügung. info@fmf.familienbuero.de

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