Betriebswirtin und Künstlerin

21.11.2010, 09:00 Uhr
Betriebswirtin und Künstlerin

© Anton

Als die „gute Seele das Betriebs“ mag sie eigentlich nicht bezeichnet werden. Birgit Osswald ist Betriebswirtin, IT-Business-Assistentin, dreifache Mutter und „Meisterfrau“ – die Frau des selbstständigen Kachelofen- und Luftheizungsbaumeisters Rudi Osswald. Sie führt Bankgespräche und wertet Bilanzen aus. Sie diskutiert mit dem Steuerberater, pflegt Kundenkontakte und dekoriert Ausstellungen.

„Birgit ist Frontfrau und Strippenzieherin im Hintergrund“, sagt ihr Mann Rudi, der sie für die Auszeichnung vorgeschlagen hat. Eine Jury wählte die 44-Jährige. „Ich freue mich, dass mit diesem Preis anerkannt wird, was wir Meisterfrauen leisten“, sagt die gelernte Speditionskauffrau, die in Seukendorf aufgewachsen ist und seit 1989 in Laubendorf lebt.

In ihrem Beruf war sie zwei Jahre beschäftigt. „Das hat mir auch sehr viel Spaß gemacht. Aber dann heiratet man einen Meister – und der braucht Unterstützung.“ Im Geschäft ihres Mannes war ihr Organisationstalent gefragt. „Außerdem habe ich meine kreative Ader entdeckt, die im Speditionsbereich nicht so gefordert war.“ Als die Kinder Verena, Hannes und Amelie – heute elf, 15 und 18 Jahre alt – aus dem Gröbsten heraus waren, wurde sie auf das Bildungsprogramm der Handwerkskammer aufmerksam. Zusammen mit anderen Unternehmerfrauen meldete sich Birgit Osswald für die Ausbildung zur kaufmännischen Fachwirtin an. Eineinhalb Jahre lang, ein voller Tag pro Woche: „Das war nicht einfach zu organisieren, die Kleinste war gerade im Kindergarten – ohne die Unterstützung der Familie hätte das nicht funktioniert.“

Rückblickend habe diese Zeit auch die Kinder „einen Schritt nach vorne gebracht“, weil sie lernen mussten, sich selbst zu organisieren. Nein, ehrgeizig sei sie nicht, sagt die dreifache Mutter. Das klinge so – sie bewegt die Ellenbogen. Aber „zielorientiert“ schon. Deshalb hängte sie bei der Handwerkskammer noch den Betriebswirt dran, sowie die Weiterbildung zur „IT-Business-Assistentin“.

„Ich habe einen hohen Anspruch an andere und an mich selbst.“ Dazu gehöre aber auch, bei all dem Stress auf die eigenen Bedürfnisse zu achten. Manchmal fühle sie sich wie im Hamsterrad. „Dann muss man mal die Reißleine ziehen.“ Dann geht die 44-Jährige mit Hund „Ossi“ im Wald spazieren, besucht einen Yogakurs, oder greift zu einem historischen Roman, „um den Kopf frei zu bekommen“. Außerdem sollte immer Zeit bleiben für ein Frauenfrühstück mit den Freundinnen und acht Stunden Schlaf. „Nicht alles, was andere für wichtig und dringend halten, ist es tatsächlich.“

Geschätzte Tugenden

Wichtig ist ihr zum Beispiel Verlässlichkeit – bei den sechs Angestellten genauso wie bei ihren Freunden – Durchhaltvermögen und „Vorsprung durch Bildung“. Letzteres predige sie ihren Kindern, die alle drei das Gymnasium besuchen, täglich.

Um zur „Meisterfrau des Jahres“ gewählt zu werden, reicht es aber nicht, die Familie und den Betrieb zu managen. Auch der soziale Einsatz der Betriebswirtin überzeugte die Jury. Lange engagierte sie sich als Vergnügungswart bei den Sportfreunden Laubendorf und organisierte Kindergarten- und Schulfeste im Elternbeirat. Die Unternehmerfrau ist Beisitzerin im CSU-Ortsverband Langenzenn, Mitglied beim Seukendorfer Skiclub, beim Hospizverein Fürth und beim Bund Naturschutz. „Ich bin nicht der Typ, der um sechs auf der Couch sitzt und irgendwelche Serien anschaut“, sagt die Meisterfrau.