„Bill Gates hat auch mal in einer Garage angefangen“

27.3.2012, 22:00 Uhr
„Bill Gates hat auch mal in einer Garage angefangen“

© H.-J. Winckler

Wie begegnen Ihnen die Menschen, seitdem das Geheimnis um den anonymen SpVgg-Investor gelüftet ist?

Thomas Sommer: Bis jetzt überraschenderweise nur positiv. Selbst Nürnberger sagen, „toll, was du da machst“.

Wieso überraschenderweise?

Sommer: Es gibt eigentlich bei jedem Projekt negative Reaktionen. Und am Ronhof hängen ja auch viele Fürther mit dem Herzen. Trotzdem hat mich noch niemand kritisiert.

Was bedeutet es Ihnen, dass in der Vereinschronik ewig stehen wird: Dieses Stadion hat Thomas Sommer gebaut.

Sommer: Wenn’s ich nicht bauen würde, dann wäre vielleicht irgendwann ein Ernst Hubert oder sonst wer gekommen...

Das ist sehr unwahrscheinlich. Die SpVgg wartete ja ziemlich lange vergeblich auf einen Sponsor.

Sommer: Wie auch immer. Mir geht es darum, etwas zu gestalten, von dem alle profitieren: die Fans, mein Lieblingsverein und die ganze Stadt. Ob ich dadurch berühmt werde, ist mir egal. Ich habe schon so viele Großprojekte durchgezogen, da stand nirgendwo Thomas Sommer drauf.

Aber jetzt werden Sie als Stadion-Held gefeiert.

Sommer: Trotzdem. Meine Hauptmotivation ist eine andere. Das gilt auch für mein Stammgeschäft. Es ist einfach toll zu sehen, was sich in Fürth alles tut.

Sind Sie Lokalpatriot?

Sommer: Ja, das kann man so sagen. Ich verdiene mein Geld nicht in Hamburg oder Frankfurt, sondern in der Region. Meine Immobilien liegen alle in einem Radius von rund 60 Kilometern um Fürth herum.

Sie haben erst vor 14 Jahren damit begonnen, Immobilien aufzukaufen und zu vermieten. Wie kommt man in so kurzer Zeit zu so viel Geld, dass man mal eben für 35 Millionen Euro ein Stadion bauen kann?

Sommer: Der Vergleich hinkt zwar hinsichtlich der Größenordnungen, aber ich sage gerne: Bill Gates hat auch in einer Garage angefangen und ist einer der reichsten Männer der Welt geworden. Mein Wohlstand kommt daher, dass ich immer alles alleine gemacht und auch verantwortet habe. Ich bin Einzelunternehmer, stehe voll im Risiko, verdiene aber auch sehr gut, wenn die Geschäfte laufen. Ich denke, ich habe ein Gespür dafür, wo was entstehen kann und was Unternehmen brauchen.


Aber man fängt doch nicht bei null an und kauft gleich mal im großen Stil leere Grundig-Hallen auf. Wie haben Sie wirklich begonnen?

Sommer: Ich habe ursprünglich eine Lehre als Installateur gemacht. 1988, ich war damals noch Zeitsoldat bei der Bundeswehr, kaufte ich mir in Fürth für 30 Mark einen Gewerbeschein. Mein Startkapital waren 9000 Mark, die ich mir im Lauf der Jahre zusammengespart hatte. Ich habe zum Beispiel in Stadeln in der Christuskirche Hausarbeit gemacht. Da bin ich nach der Arbeit mit meinem Mofa hingefahren und habe Brunnen gestrichen, Hecken geschnitten und so was. Für zehn Mark in der Stunde. In den 9000 Mark, das weiß ich noch genau, da war sogar mein Konfirmationsgeld drin. Und dann habe ich angefangen, mit Funkanlagen, Autotelefonen, Faxen, mit Telekommunikation überhaupt, zu handeln. Ende der 90er habe ich auf Immobilien umgesattelt. Tja, und irgendwann steht man halt da, wo man ist.

Reiche sollten ihr Geld lieber für soziale Zwecke spenden. Wie finden Sie das?

Sommer: Grundsätzlich stimmt das. Allerdings behaupte ich: Dieses Stadion erfüllt auch einen sozialen Zweck. Da werden Kinder motiviert, von der Straße weg zu kommen und das Fußballspielen zu lernen. Außerdem zahlt die Fußball-GmbH der SpVgg ja auch Steuern, die umso höher ausfallen, je rentabler Profi-Fußball in Fürth ist. Und es ist ja auch so, dass ich seit Jahren für soziale Zwecke, zum Beispiel für Schulen und für Kindergärten Geld spende. Das werde ich nicht einstellen.

Sie vermieten an Siemens, an adidas, an die Deutsche Post, an die Telekom, an Uvex und an andere Großkunden. Warum bauen und unterhalten diese Unternehmen ihre Verwaltungs- oder Produktionsstätten nicht selbst?

Sommer: Wenn Unternehmen selbst bauen, belasten die Kosten für die Immobilie ihren Kreditrahmen. Wenn sie nur mieten, ist das nicht der Fall. Steuerliche Vorteile gibt es auch, und die Firmen sind flexibler, weil sie im Falle eines Standortwechsels einfach den Mietvertrag kündigen können.

Sie wollen einen Teil Ihrer Immobilien verkaufen. Schwächt das nicht Ihre Verhandlungsposition, wenn potenzielle Käufer wissen, dass Sie das Geld für das Stadion brauchen?

Sommer: Nein. Es gibt da keinen Druck. Ich kann aufgrund meiner Vermögenssituation das Stadion auch zwischenfinanzieren, das ist nicht das Thema. Mir geht es nur darum, dass ich dem Verein das Stadion irgendwann lastenfrei übergeben will. Ich habe noch nie verkaufen müssen.

Was kann noch schiefgehen?

Sommer: Wenn ich nicht vor der Zeit sterbe, gar nichts. Ich ziehe das durch. Und im Gegensatz zu manchen anderen, bleibe ich der SpVgg ganz sicher auch in schlechten Zeiten erhalten.

Gibt es bereits Verträge?

Sommer: Die ganzen Verträge kann es noch gar nicht geben, weil die Dinge im Detail halt doch sehr kompliziert sind. Für mich ist ein Handschlag aber genauso bindend. Ich habe weltberühmte Unternehmen als Mieter, die haben keinen schriftlichen Mietvertrag mehr, weil der irgendwann ausgelaufen ist. Da redet man dann halt miteinander. Ich mache vieles noch mit Handschlag.

Was tun Sie, wenn die SpVgg in fünf oder zehn Jahren aus unerfindlichen Gründen nur noch in der Regionalliga kickt und die Stadionmiete nicht mehr zahlen kann?

Sommer: Zumindest die Dritte Liga könnten wir auf jeden Fall noch aushalten. Die Faszination, die vom Fußball ausgeht, wäre für mich die gleiche. Einen noch tieferen Sturz halte ich für genauso unwahrscheinlich wie eine Pleite. Ich werde künftig mit im Aufsichtsrat der SpVgg sitzen und mit darauf schauen, dass da weiter vernünftig gewirtschaftet wird.

Werden Sie sich – wie Dietmar Hopp in Hoffenheim – auch in sportliche Belange einmischen?

Sommer: Nein, dafür gibt es Experten, die das seit Jahren gut machen. Da fehlt mir das Wissen und die Erfahrung.

Angenommen, es findet sich kein anderer Namenssponsor, ist dann auch ein Sommer-Stadion denkbar?

Sommer: Ich bin sicher, dass es mindestens zehn Interessenten für dieses Sponsoring geben wird. Da muss ich nicht auch noch ran.

 

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