Blech mit Zukunft

13.11.2009, 00:00 Uhr
Blech mit Zukunft

© Bernd Böhner

Blech könnte richtig gut dazu passen, hatte Professor Robert Singer gesagt. Zu geschäumtem Aluminium und den neuen Kunststoffen, die das Zentralinstitut für Neue Materialien und Prozesstechnik erforscht und die die Neue Materialien GmbH in Form verarbeitet.

Marion Merklein fand die Idee gut. Die 36-Jährige ist seit einem Jahr Professorin für Fertigungstechnik an der Universität Erlangen-Nürnberg. Und sie ist die erste Frau, die einen Sonderforschungsbereich («Blech-Massivumformung») der Deutschen Forschungsgemeinschaft leitet. Nun will sie nach Fürth und hat dafür Mittel aus dem Konjunkturpaket II losgeeist.

Im kommenden Frühjahr soll Baubeginn für Halle 3 sein, die auf dem ehemaligen Grundig-Gelände direkt gegenüber der Fertigungshallen der Neue Materialien GmbH entsteht. Drei Millionen Euro kostet das Gebäude, rund 4,6 Millionen die Maschinen darin. Dazu gehören eine Walze, eine Presse und Laser.

Damit sollen – zunächst – hochfeste Alubleche bearbeitet werden. «Mehrfaches Wälzen führt zu einer feineren Struktur und hoher Festigkeit», sagt Merklein. Genau zu dem also, was die Industrie verlangt: steifere, leichtere Werkstoffe. Für die Autoproduktion natürlich, aber auch im Flugzeugbau und bei Schienenfahrzeugen seien sie zunehmend gefragt. Relativ neu ist der Einsatz von Blechen im Anlagen- und Roboterbau, sagt Merklein. Doch Maschinen, die beispielsweise Käse, Kekse und andere Einzelteile verpacken, arbeiten inzwischen mit Beschleunigungen von vier bis fünf g und müssen deshalb extrem belastbar sein.

Welche Werkstoffe die gewünschten Eigenschaften haben oder wie sie solche erreichen können, erforscht Merklein am Lehrstuhl in Erlangen. In Halle 3 sollen Werkstoffverbindungen - zum Beispiel Alu mit Stahlgewebe oder Stahl mit Kunststoff – erprobt werden.

Dabei ist die Professorin überzeugt, dass Blech eine große Zukunft haben wird: Etwa, wenn in der Elektronikfertigung Anschlüsse und Leiterbahnen gleich integriert werden können und so das Zusammenfügen mehrerer Bauteile entfällt. Oder wenn vielfältig formbare Blechteile das aufwändige Schneiden und Zerspanen ersparen.

Schon angeklopft

Der Technologietransfer von der Universität zur Anwendung in der Industrie ist dabei ein Hauptziel der Arbeit in Fürth. Schon im Oktober kommenden Jahres soll die Halle bezugsfertig sein. Die ersten Firmen, berichtet Marion Merklein, hätten schon angeklopft und mit Aufträgen gewunken. Einige von ihnen aus dem Großraum, der Rest aus Deutschland – aber «noch kein ausländisches Unternehmen». Doch Merklein ist überzeugt, dass auch sie kommen werden. Ihr Lehrstuhl habe Kooperationen mit Niederlanden, Frankreich, Spanien, Schweden und Slowenien. Und das Geld wird gebraucht: Der Betrieb soll - über einen Grundsockel staatlicher Förderung - ausschließlich über eingeworbene Aufträge finanziert werden. Ein hehres Ziel: In der Endstufe sollen sich über 20 Vollzeitstellen um die Halle drei gruppieren, angefangen vom Techniker bis zu promovierten Ingenieuren. Dazu kommen Studenten, die ihre Diplom- und Masterarbeiten in Fürth erarbeiten. «Sie bringen kreative Ideen und innovative

Ansätze mit», sagt Merklein. Sie selbst wird ein Büro in Fürth haben - wahrscheinlich im «Technikum», in dem auch das ZMP und die Neue Materialien ihren Sitz haben.