Brandschutzhistorie mit Lokalkolorit

3.2.2011, 09:00 Uhr
Brandschutzhistorie mit Lokalkolorit

© Thomas Scherer

Die Faktenlage ist dünn, weiß Alexander Günzel, der sich abkommandieren ließ, um die Historie einer der ältesten Dorfwehren Bayerns bis ins Gründungsjahr 1862 zurückzuverfolgen. Das FFW-Archiv — ein Schrank voller Akten in der Feuerwache — „ist sehr schlecht geführt und beschränkt sich im wesentlichen auf Einsatz-Berichte“. Je weiter zurück Günzel auf der Zeitschiene geht, desto magerer wird die Ausbeute.

Günzels Forschungen sind mühselig. Im Rathaus-Keller hat er sich einen halben Tag durch einen von

zig Kartons aus mehreren Regalen gewühlt. „Da sind die Papiere lose zu Bündeln geschnürt, vieles ist handschriftlich und in Sütterlin.“ Für den 25-Jährigen ist das kaum zu entziffern. Gänzlich verlaufen sich die Spuren während des Zweiten Weltkriegs. „Da ist das Vereinsleben völlig eingeschlafen“, berichtet Günzel. Klar sei allerdings, dass der Verein nie von nationalsozialistischen Organisationen vereinnahmt wurde. Zeitzeugen, die das miterlebt haben könnten, suchte der junge Mann im Altenheim. Doch die Gespräche mit den hochbetagten Kameraden brachten Günzel kaum weiter. Die Senioren waren gesundheitlich zu angeschlagen.

Ergiebiger war die Suche auf den Dachböden in Wache und Museum. Was er dort ausgegraben hat, ist bereits in Glasvitrinen drappiert. Eine alte Uniform anno 1912, mit kleiner Signalpfeife, über die sich die Floriansjünger verständigten, ist darunter. Trommeln erinnern an die zwei Jahre, als die Wehr einen Musikzug hatte. Echte Raritäten sind prunkvolle Helme der Führungsriege aus der Zeit nach 1900, die sich mit Rosshaarbüscheln als Zierde wenig für den Einsatz im Funkenregen geeignet haben dürften, wie FFW-Sprecher Peter Karl meint. Die älteste Lederhaube, die daherkommt wie ein Militärhelm von einst, stammt aus der Zeit, als die Wehr entstand.

Turnen und Löschen

Wie andernorts auch ging die FFW Zirndorf aus einem Verein hervor. Üblich war es, dass sich Turnvereine zum organisierten Brandschutz berufen fühlten. In Zirndorf waren es die Sänger von der „Liedertafel“. Dass es vorübergehend eine zweite Freiwilligen-Wehr gab, die sich aus dem Turnverein rekrutierte, belegte Günzel ein reichlich zerfledderter Zeitungsartikel der Allgemeinen Rundschau aus dem Jahr 1892, den der Laienforscher in ein Buch eingeklebt fand. Mangels Interesse, so hieß die offizielle Lesart, wurde die zweite Wehr eingestellt. Tatsächlich aber plagte die Brandschützer offensichtlich mangelnde Anerkennung: Nach einem Einsatz in einer Papierfabrik in Stein stellten die Bauern schlicht keine Pferde zur Verfügung. So mussten die Floriansjünger ihre Gerätschaften selbst heimwärts ziehen.

Während die Allgemeine Rundschau 1927, nachdem eine Zirndorfer Mühle ausgebrannt war, noch bedauerte, „eine eifrige, pflichtbewusste Feuerwehr durch völlig veraltetes Gerät zur Stümperei verurteilt zu sehen“, erhielt die Feuerwehr fünf Jahre später ihre erste Motorspritze. Das Flader-Löschfahrzeug blieb ihnen bis 1960 erhalten. Dann stand es jahrelang im Bauhof herum, bis es ein Oldtimerfreund aus dem Zenngrund entdeckte.

Wo ist das Löschfahrzeug?

Die Drehleiter Baujahr 1962 ist über das Nürnberger Feuerwehrmuseum in Bubenreuth gelandet. Wo das Löschfahrzeug aus den 60er Jahren, das den Zirndorfern eine Feuerwehr nahe Regensburg abkaufte, die es nach fast 40 Jahren Einsatz schließlich an einen Oldtimer-Club abtrat, abgeblieben ist, versucht Vorstand Christian Kund noch herauszufinden. Zu gern würde die Wehr zum Kirchweih-Festzug 2012 mit dem Original-Löschzug der 60er Jahre ausrücken.

Aktuell wollen sich die Brandschützer nicht beklagen über ihre Ausstattung. Erst im vergangenen Herbst erhielt die Stützpunktwehr ein mit High-Tech ausgestattetes Einsatzleitfahrzeug. Fast Geschichte sind dagegen die Pläne für eine neue Feuerwache an der Realschule im Pinder Park, die unter der Kommandantur von Thomas Rieß schon gezeichnet waren. Auch wenn zwischenzeitlich ein anderes Grundstück reserviert ist, können die Brandschützer derzeit für einen Ersatz des eng gewordenen Domizils keine positiven Signale in der Kommunalpolitik ausmachen.

Das klassische Drei-Tages-Programm im Festzelt haben sich die Feuerwehrler fürs Jubiläum nicht vorgenommen. Dafür, sagt Kund, ist Zirndorf schon zu groß und anonym. Nach dem Festkommers zum Auftakt am 3. März 2012 hofft Kund, mit einem Fackelumzug am 25. Mai sowie beim Aktionstag am Kirchweihsonntag, 19. August, viel Publikum zu gewinnen. Und vielleicht finden doch noch ein paar Zirndorfer alte Dokumente zur FFW, sodass deren Geschichte ausführlich dokumentiert werden kann.