Gespannte Direktkandidaten

Bundestagswahl im Kreis Fürth: Endspurt vor der Abstimmung

24.9.2021, 18:01 Uhr
Bundestagswahl im Kreis Fürth: Endspurt vor der Abstimmung

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Optimistisch und gelassen blickt Tobias Winkler auf den Sonntagabend. Zuversichtlich darf er durchaus sein, denn als Direktkandidat für die CSU und damit als Nachfolger für Christian Schmidt, die langjährige sichere Bank der Christsozialen, dürfte er gute Karten für einen Einzug in den Bundestag haben.

Trotzdem: Die Wahlkampfphase war kürzer als bei den Konkurrenten Carsten Träger und Uwe Kekeritz, die beide bereits im Bundestag vertreten sind. Denn nach dem Rückzug seines Vorgängers Schmidt wurde Winkler – er steht auf dem eher ungünstigen Listenplatz 35 – erst Ende Juni zum Direktkandidaten gekürt.

Hinter ihm liegen inzwischen 100 Tage Wahlkampf – "viel zu kurz", wie er betont. Obendrein musste er in dieser Zeit "einige Bälle gleichzeitig" jonglieren. Denn im Sommer begann er mit dem Hausbau, nichtsahnend, was auf ihn zukommen würde. Einige Wochen später sagt er mit Blick auf Sonntag: "Wenn es am Ende nicht klappen würde, wäre das schon eine Enttäuschung."

Die Nervosität hat Winkler trotzdem bislang nicht gepackt, denn noch immer befinde er sich im Stimmenfang-Modus. Sein Umfeld würde anlässlich der Wahlkreisprognosen "mit zweifelhafter Datenherkunft", wie er sagt, zwar am liebsten schon die Sektkorken knallen lassen, doch er selbst mahne Freunde und Kollegen zur Ruhe. Sollte es für ihn am Ende nicht reichen, schreibt Winkler das der Kürze des Wahlkampfs zu.

Einer der emotionalen Höhepunkte in dieser Zeit war für ihn die handgeschriebene Karte einer 97-Jährigen, "die mir sehr rührend viel Mut zugesprochen und zehn Euro für den Wahlkampf gespendet hat. Mehr könne sie nicht geben, da sie etwas für ihre Beerdigung zurücklegen wolle", erzählt er. Bei seinen Gesprächen mit den Menschen habe er viel Herzlichkeit und Unterstützung erfahren, Aufbruchstimmung sei zu spüren gewesen.


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Die hat auch Carsten Träger wahrgenommen: "Das war ein toller Wahlkampf mit viel Rückenwind für uns." Die Themen der SPD – soziale Gerechtigkeit, Klimaschutz, stabile Renten – seien bei den Menschen auf Interesse gestoßen. Mit Spannung fiebert er dem Sonntagabend entgegen, weil es gelingen könnte, "eine Regierung ohne Union" zu bilden – "wer hätte das vor wenigen Wochen gedacht?" Trotz aller Euphorie und guter Chancen, es angesichts Platz drei auf der SPD-Landesliste in den Bundestag zu schaffen, ist Träger auch bewusst, dass die Abstimmung im schlechtesten Fall das vorläufige Ende seiner Karriere als Bundestagsabgeordneter bedeuten könnte.

Selbst- und siegessicher gibt sich der Dritte im Bunde der chancenreichsten Direktkandidaten, Uwe Kekeritz. Aktuell möchte der Grüne nicht daran denken, wie es für ihn weitergeht, falls er aus dem Parlament ausscheidet – das werde er sich eventuell in vier Jahren überlegen. Bislang gelangte er stets über die Landesliste ins Gremium, in diesem Jahr aber steht er mit Platz 20 recht weit hinten.

Dessen ungeachtet fällt seine Wahlkampfbilanz rundum positiv aus: Noch nie seien die Grünen an den Ständen so stark frequentiert und beim Haustürbesuch derart freundlich empfangen worden. "Ich fühle mich wohl, bemerke keine Spur von Nervosität, weil ich eben auch sehr zuversichtlich hinsichtlich des Wahlausgangs bin", sagt der 67-Jährige.

Alle drei Kandidaten wollen am Samstag noch einmal möglichst viele Wählerinnen und Wähler von sich überzeugen. Uwe Kekeritz ist beispielsweise beim Klimastreik in Bad Windsheim dabei, an Infoständen will er sich zudem ein letztes Mal präsentieren. Freilich werden ebenso Tobias Winkler und Carsten Träger das Gespräch mit den Menschen aus dem Wahlkreis suchen. Denn am Ende zählt bekanntlich jede Stimme . . .

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