Bürgerliche und Sozis

13.1.2012, 13:00 Uhr
Bürgerliche und Sozis

© Repro der Geschichtswerkstatt

Der Metallschlägermeister Bernhard Bammessel — zugleich Kaufmann und Ziegeleiverwalter — war bereits 69 Jahre alt, als er im Dezember 1911 im Amt bestätigt wurde. Nach der nun gültigen städtischen Verfassung erfolgte die Wahl nicht mehr durch die Bürger, sondern durch das Gemeindekollegium. Bammessel war der Kandidat des Bürgervereins, seine politische Heimat hatte er in der Deutsch-Freisinnigen Partei. 1918 legte er „wegen Alters und Kränklichkeit“ das Amt nieder.

Sein Nachfolger Wilhelm Stettner war der erste berufsmäßige Bürgermeister. Er kannte Zirndorf wie seine Westentasche, seit 1888 wirkte er als hauptamtlicher Marktschreiber und später Sekretär. Als Beamter war er keiner Partei verpflichtet. Im Frühjahr 1924 beantragte Stettner seine Pensionierung

Die Sozialdemokraten schlugen als Nachfolger den bisherigen zweiten Bürgermeister Anton Emmerling vor. Die „Vereinigten bürgerlichen Parteien“ bestanden auf einem Juristen und schrieben die Stelle öffentlich aus. Dr. jur. Hanns Beer aus Mannheim wurde ihr Kandidat. Er siegte bei der Wahl mit knappem Vorsprung.

Das Amt wollte Beer erst dann antreten, wenn ihm eine Wohnung in Zirndorf zur Verfügung gestellt würde. Darüber kam es im Stadtrat zum Streit, der Vertrag wurde annulliert, die bürgerlichen Stadträte boykottierten anschließend die Sitzungen. Erst 1925 zog Beer nach Zirndorf. Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten verlor er das Amt.

Julius Eichner aus Homburg, gelernter Maschinenbauingenieur, wurde nicht gewählt, sondern 1933 von der Kreisleitung der NSDAP eingesetzt. In Zirndorf amtierte er auch als Ortsgruppenleiter. Nach dem Führerprinzip gab es keine Stadträte mehr, die etwas zu beschließen hatten. Der Bürgermeister hatte sich an die Anordnungen aus Fürth, Ansbach, München oder Berlin zu halten. Eichners Amtszeit endete 1945.

Die US-Armee berief im Mai 1945 den Kaufmann Michael Emmerling zum ehrenamtlichen Ersten Bürgermeister. Er war der Sohn von Anton Emmerling, der sich bis zur Nazizeit in Zirndorf vor allem als Gemeinderat und Magistratsrat sowie als Parteipolitiker und Gewerkschafter einen Namen gemacht hatte. Emmerling junior (SPD) wurde durch die Gemeindewahl im Januar 1946 im Amt bestätigt. Weil ihm die Doppelbelastung durch sein Geschäft und die Aufgabe in der Stadtverwaltung zu groß war, trat er im Oktober 1949 zurück.

Bürgerliche und Sozis

© Repro der Geschichtswerkstatt

Nachfolger wurde der bisherige Zweite Bürgermeister Leonhard Förtsch (ebenfalls SPD), hauptberuflich Lagerhalter der Konsumgenossenschaft. Der erfahrene Kommunalpolitiker gehörte dem Stadtrat schon seit 1919 an. Im Dritten Reich mussten seine politischen Aktivitäten ruhen. Im Amt als Erster Bürgermeister wurde er mehrmals bestätigt. Der populäre Kommunalpolitiker verstarb mit 73 Jahren im Dezember 1961.

Bürgerliche und Sozis

© Übler

Für die SPD ging der 33-jährige Stadtoberinspektor Virgilio Röschlein ins Rennen. Er war bereits Stadtrat und saß für Zirndorf im Kreistag. Die bürgerlichen Parteien schlossen ein Bündnis und nominierten den Stadtamtmann Josef Forster — im Rathaus Röschleins Vorgesetzter. Der Jüngere gewann die Wahl und war insgesamt 32 Jahre Erster Bürgermeister. 1994 trat er aus freien Stücken zurück.

Gert Kohl, der frühere Leiter der Stadtwerke, setzte sich bei den Wahlen gegen die politischen Konkurrenten durch. Sechs Jahre später votierte die Mehrheit der Zirndorfer erneut für ihn. Doch nach zwei Wahlperioden wollte er die Amtsgeschäfte in jüngere Hände legen.

Bürgerliche und Sozis

© Thomas Scherer

Mit Thomas Zwingel (SPD) stand ein Nachfolger Gert Kohls bereit. Der Verwaltungswirt hatte sich bereits bei der Stadtverwaltung Fürth Meriten erworben. Im Jahr 2006 holte er an den Wahlurnen die meisten Stimmen. Ein Ziel, das er auch im März 2012 vor Augen hat.

Keine Kommentare