Bürgerversammlung wurde zur Wahlkampf-Plattform

7.2.2020, 06:00 Uhr
Bürgerversammlung wurde zur Wahlkampf-Plattform

© Roland Fengler

Ein paar wichtige Zahlen zum Haushalt hatte Dießl im Gepäck, informierte über die Aktivitäten des Kreises in Stein von der Sanierung des Gymnasiums über die Seniorenmesse bis zum Projekt Wallenstein-Erlebnisweg. In 20 Minuten hatte er Wesentliches abgehandelt.

Doch Klaus John, Landratskandidat der ÖDP, nutzte seine Chance zu einem Statement zum Thema Klimaschutz. Dießls Erwiderung auf die zuletzt angehängte Frage, was der Landkreis tue, fiel länger aus: Mit Zahlen untermauert, nannte der Landrat Investitionen in den öffentlichen Nahverkehr, das Radwegenetz oder energetische Sanierungen.

"Großer Wohndruck"

Danach nahm sich Bürgermeister Kurt Krömer eine Stunde Zeit, um auf die jüngste Entwicklung in der Stadt einzugehen. Stein ist gewachsen auf inzwischen 14 755 Einwohner. 114 Geburten wurden 2019 verzeichnet. "Der Wohndruck ist weiterhin groß", sagte er. Das hat Folgen, insbesondere für die Kinderbetreuung: Immer mehr Plätze in Krippen und Kindergärten sind nötig. Die Stadt wird bis September eine mobile Zwischenlösung mit 75 Plätzen anbieten. Und es sollen weitere Wohnungen und Häuser entstehen. Auf dem Krügelareal mit derzeit noch unbekanntem Baubeginn, auf der an einen Bauträger verkauften Fläche zwischen Blumen- und Lilienstraße. Der Bebauungsplan dafür muss noch aufgestellt werden.

Nach Krömers Vortrag sollten eigentlich die Bürger Gelegenheit haben, ihre Anliegen vorzubringen. Doch erneut kam ihnen ÖDP-Mann John zuvor und hielt mit dem Rücken zum Bürgermeister eine rund 15-minütige Rede an die Versammelten. Vom zweiten Bürgermeister Bertram Höfer, der den Abend moderierte, wurde er nicht gestoppt.

Zu später Stunde verließen dann die Ersten den Saal im Rathaus, bevor doch noch einige wenige Fragen beantwortet werden konnten. Eine davon: Wieso hat die Stadt so wenige Abfallkörbe? Krömer erläuterte, dass diese oft für die Hausmüllentsorgung missbraucht würden, deshalb werde man es bei der angebotenen Zahl belassen. Einige barrierefreie Haltestellen mehr wurden geforderte. 17 der am stärksten frequentierten Einstiege hat die Stadt bereits umgebaut. In den kommenden Jahren sollen weitere hinzukommen.

Tempo 30 vor dem Palm Beach

Unverständnis gab es dafür, dass das Tempo-30-Gebot in der Faber-Castell-Allee nur vor dem Gymnasium gelte, aber nicht vor dem Freizeitbad Palm Beach, dort dürfen 50 km/h gefahren werden. Der Bürgermeister musste ausholen und Details der Straßenverkehrsordnung erläutern.

Über die Bauleitplanung mehr Solarthermie und PV-Anlagen auf Dächern zu fördern, war ein Vorschlag einer Bürgerin. Krömer sagte, dies sei eine gute Idee, doch wegen der Wünsche der Bauherren und der Lage der Grundstücke nicht immer möglich. "Wir müssen uns auch nach dem Markt richten", meinte er. Wer eine halbe Million für ein Haus ausgebe, wolle nun mal keinen Garten in Richtung Norden.

Zuletzt witterte nochmals Klaus John seine Chance und versuchte, mit dem Thema Fairer Handel, aus der Bürgerversammlung eine ÖDP-Wahlversammlung zu machen. Das war der Zeitpunkt für fast ein Drittel der Anwesenden, den Saal zu verlassen.

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