Bus zum Nulltarif: Ein Wunsch mit Tücken

15.2.2018, 06:00 Uhr
Bus zum Nulltarif: Ein Wunsch mit Tücken

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Gegen die Idee von Verkehrsminister Christian Schmidt, Umweltministerin Barbara Hendricks und Kanzleramtschef Peter Altmaier hat der Fürther Verkehrsbetriebsleiter Klaus Dieregsweiler gar nichts einzuwenden. Neu ist sie schließlich auch nicht. Doch an der Realisierung sind alle bisherigen Initiativen gescheitert. Zwei Aspekte stehen dem Vorhaben in den Augen des Verkehrsexperten vor Ort im Wege: erstens muss jemand muss für den Gratisservice aufkommen und zweitens könnten die vorhandenen Busse und Bahnen den Anstieg der Fahrgastzahlen nicht verkraften.

In Fürth verkehren viele Linien jetzt schon am Limit der Leistungsfähigkeit. Wegen häufiger Verspätungen können Anschlüsse nicht erreicht werden, was für Verstimmung bei den Fahrgästen sorgt. Deshalb wird derzeit intensiv an Maßnahmen zur Busbeschleunigung gearbeitet. Darüber hinaus entsteht gerade ein neuer Nahverkehrsplan (Bericht folgt), der Verbesserungen im Fahrplantakt und Versorgungsnetz vorgibt.

Maxibusse im Einsatz

Für den großen Ansturm hat sich speziell der infra-Verkehrsbetrieb zwar längst gewappnet. Zusätzlich zu Gelenkbussen sind seit 2010 drei 23 Meter lange Gespannbusse für jeweils 150 Passagiere im Einsatz: Fahrzeuge mit abkoppelbaren Anhängern. Außer in Fürth, wo Vorläufer bereits 1939 in Dienst gestellt worden waren, gehören diese Gespanne laut Diregsweiler landesweit nur in München zum regulären Fuhrpark. Aber ohne ausreichende Busspuren werde auch die modernste Flotte zur lahmen Ente.

Billiger kann die infra ihren Busverkehr nach Einschätzung des Betriebsleiters aus eigener Kraft nicht anbieten. Der Überschuss der Versorgungssparte reiche gerade mal, um den Verlust der Bäder und des öffentlichen Nahverkehrs aufzufangen. Dass Wien Fahrten für einen Euro anbietet, lässt Dieregsweiler nicht vor Neid erblassen. Er verweist auf das 26-Euro-Abo, bei dem die Fahrten sogar noch günstiger sind. Und obwohl eine Nahverkehrsabgabe von Betrieben und exorbitante Parkgebühren zur Finanzierung des Wiener Sparmodells beitrügen, fahre der Verkehrsbetrieb dort noch einen Milliardenverlust ein.

Eine Abgabe – etwa als Aufschlag auf die Kfz-Steuer – hält der Fürther Experte für unabdingbar, wenn Fahrkarten so billig werden sollen, dass die Menschen massenhaft umsteigen. Und selbst dann glaubt Dieregsweiler nicht daran, dass das Privatauto gänzlich außer Mode kommt: "Viele werden trotzdem nicht darauf verzichten wollen." Die Fürther Dieselbusse der Euro-6-Norm leisten in seinen Augen jetzt schon einen Beitrag zur Luftreinhaltung. Im Schadstoffausstoß seien sie nicht schlechter als Erdgasbusse. Zudem hat die infra neuerdings auch den ersten Elektrobus im Einsatz.

Der Leiter des infra-Verkehrsbetriebs ist jedoch davon überzeugt, dass auch die saubersten Busse nur dann wirklich von Nutzen sind, wenn sie dem Individualverkehr den Rang ablaufen. Denn nur durch eine Reduzierung der Fahrzeuge könne die Luftverschmutzung eingedämmt werden. Dabei sind für Diregsweiler nicht die Autos im Stadtverkehr Hauptursache von Feinstaub, sondern große Industriebetriebe und Kraftwerke.

Wie bei den Bussen hält der Fachmann auch im Schienenverkehr Investitionen in Milliardenhöhe für erforderlich, um die zusätzlichen Fahrgäste bei einer Preisermäßigung verkraften zu können. Der 5-Minuten-Takt in den Stoßzeiten der U-Bahn zum Beispiel lasse sich nur mit einer aufwendigen Automatisierung noch geringfügig unterbieten.

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