Cadolzburg singt zu Klöß und Seidla

6.2.2018, 13:00 Uhr
Cadolzburg singt zu Klöß und Seidla

© Foto: Florian Burghardt

Wie sieht der perfekte Sonntag im Wirtshaus aus? Vielleicht so: Auf dem Teller dampfen Braten und Klöße, am frisch gezapften Seidla perlen die Kondenswassertropfen herunter – und plötzlich stimmt der Nebenmann ein Liedchen an, das durch den ganzen Gastraum schallt.

Wer die abrupte Gesangseinlage als unpassend empfindet, steht anscheinend nicht alleine da. "Wenn im Wirtshaus plötzlich einer zu singen anfängt, dann sagt man gleich: Der ist besoffen", schreiben die Gebrüder Robert (72) und Hans Treuheit auf ihrer Internetseite.

Zumindest haben sie das Anfang der 80er Jahre so empfunden. Aufgewachsen sind sie anders. In ihrer Jugend in den 60er Jahren hatte man sich an einem Sonntag im Wirtshaus zunächst unterhalten und gekartelt. Irgendwann wurden die Karten zur Seite gelegt und es wurde gemeinsam gesungen. Im Idealfall war sogar ein Musiker mit Akkordeon beziehungsweise Quetschn da.

Tour durch die Gaststuben

Als erwachsene Männer mussten sie mitansehen, wie das gemeinsame Singen, und damit auch ein Stück ihrer Kindheit und Jugend, nach und nach aus den fränkischen Gaststuben verschwand. Das wollten sie nicht hinnehmen. Eifrig sammelten sie Lieder – mittlerweile umfasst ihr Gesangsbuch 175 Stücke – und tourten unablässig durch Gasthäuser, Sportheime und Bürgerhallen. So wurde ihre, wie sie sagen, eigene Wortschöpfung geboren, das Wirtshaussingen. Angefangen haben die Trautskirchener 1993. In diesem Jahr feiern sie ihr 25. Jubiläum, voraussichtlich im Dezember wird es das 400. Wirtshaussingen geben. Auf dem Weg dorthin machen sie das ganze Jahr über in vielen Schankstuben im Fürther Land Station.

So auch in Deberndorf, wo das Brüder-Duo im vollbesetzten Saal vom Roten Roß für Stimmung sorgte – vor über 100 Gästen. Die Mitarbeiter mussten auch den letzten Stuhl aus der Abstellkammer holen, damit jeder Platz fand.

Nach all den Jahren sind die Gebrüder Treuheit, die unter dem Namen "Die Wirtshaussänger" auftreten, auch in Deberndorf keine Unbekannten. "Die beiden haben hier schon häufig gesungen. Etwa einmal im Jahr sind sie bei uns und es zieht immer viele Leute an, die gerne mitmachen", sagt Wirtin Gerti Striebel.

Liederhefte auf den Tischen

Damit sollte sie auch dieses Mal Recht behalten. Obwohl offensichtlich viele textsichere Sängerinnen und Sänger unter den Gästen weilten, hatten "Die Wirtshaussänger" zuvor ihre mitgebrachten Liederhefte auf den Tischen verteilt. Auf einer Tafel zeigen die beiden, welche Liednummer als nächstes gespielt wird.

Robert singt die erste Stimme und spielt die Quetschn, Hans singt die zweite Stimme. "Wohlauf die Luft geht frisch und rein" oder "Oh du schöner Westerwald" tönt es dann durch den Saal.

Zwischen einem Bissen vom Sonntagsbraten und einem Schluck vom Gerstensaft stimmen dann die Gäste mit ein. Komisch angeschaut wird nur, wer hier nicht mitsingt.

Weitere Termine: 16. 2., Sportheim Schulstraße in Münchaurach; 9. 3., Gasthaus Kirchberger in Merzbach; 11. 3., TSV Sportheim in Geslau; 6. 4., Bergclubheim in Zirndorf; 22. 4., Schwarzer Adler in Neuhof/Zenn; 11. 5., Schwarzer Adler in Warzfelden; 8. 6., Gasthaus List in Cadolzburg; 29. 6., Gasthaus Wick in Eschenbach. Beginn: freitags um 20 Uhr, an den Sonntagen um 13.30 Uhr.

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