Caritas erhöht Heimkosten: Auch Fürther Betroffene sind entsetzt

13.2.2021, 06:00 Uhr
Caritas erhöht Heimkosten: Auch Fürther Betroffene sind entsetzt

© Foto: Frank Rumpenhorst/dpa

Dort lebt beispielsweise Stephan Kohlers Patentante. Ab März soll die alte Dame für ihren Heimplatz nicht mehr fast 2000, sondern knapp 2500 Euro aufbringen. Kohler findet die Anhebung um fast 25 Prozent "skandalös". Die frühere Quelle-Angestellte verfüge "zum Glück" über eine gute Rente und habe Reserven. Doch fragt der Patensohn: Wer hat heute schon 2500 Euro Rente? Und wie soll jemand, der weniger gut abgesichert ist, solche Beträge stemmen?

Das fragen sich auch zwei Eheleute aus Fürth, die schon bisher den Betrag für den im Stift lebenden Partner nur mit Mühe aus eigener Kraft stemmen können. Weil der Staat 2020 eine Ausbildungsumlage für Heime einführte, klagen sie, hätten sich die Kosten schon dadurch im Monat um eine zweistellige Summe erhöht. 2021 wurde die dann bereits angehoben. Und nun die Hiobsbotschaft mit den 500 Euro – sie bereitet dem Paar "schlaflose Nächte".

Auch in Nürnberg haben Angehörige empört reagiert. Caritas-Direktor Michael Schwarz ist, wie er versichert, "selbst kreuzunglücklich" über die außergewöhnlich schmerzhaften Erhöhungen, die er in letzter Konsequenz auf die Pandemie zurückführt: auf "überproportional gestiegene" Gehälter für Pflegekräfte, "die ja Wertschätzung" für deren Arbeit in Corona-Zeiten bedeuten"; auf höhere Kosten für Reinigung und Material wie Schutzanzüge sowie auf das höhere "unternehmerische Risiko", das jetzt in die Kalkulation einfließt.

Steigerungen bei Heimkosten nicht ganz so hoch?

Denn: Die Belegung der Häuser schwanke in Corona-Zeiten wesentlich stärker als sonst. Wegen des Infektionsgeschehens und der Sorge vor Ansteckung habe man "mehr leere Betten als je zuvor".

Schwarz weist ausdrücklich darauf hin, dass es sich bei den Anhebungen, die die Caritas den Heimbewohnern ab März angekündigt hat und die auf den Cent ausgerechnet sind, um ein "Worst-Case-Szenario" handelt. Die Verhandlungen mit den Kassen und dem Bezirk über die neuen Pflegesätze sind noch nicht abgeschlossen. Schwarz rechnet damit, dass die Steigerung niedriger, aber immer noch empfindlich ausfallen wird. Und er ist überzeugt, dass andere Träger ähnlich verfahren werden und müssen wie sein Verband.

Diakonie erhöht nicht mehr als sonst

Auf Nachfrage bei der Diakonie, die das Sofienheim (Fürth) und das Seniorenpflegeheim Gustav Adolf (Zirndorf) betreibt, verneint das Vorständin Ruth Papouschek. Ihr Verband habe zum Jahresbeginn turnusgemäß um rund drei Prozent oder rund 60 Euro erhöht, die nächste Runde stehe in einem Jahr an. Auch Papouschek berichtet von mehr freien Betten und von Angehörigen, die sich aus Angst vor Covid-19 im letzten Moment gegen ein Heim entscheiden, um "Omi lieber doch zuhause zu betreuen".

Dass die Diakonie ihre Preise nicht stärker als sonst erhöht, überrascht Caritas-Chef Schwarz. Er könne sich nur vorstellen, dass es dort dann in der nächsten Runde dicker kommt.

Sein dringender Appell: Die Politik müsse den Eigenanteil der Heimbewohner deckeln, indem sie das jetzige Prinzip umkehrt, wonach die Pflegeversicherung einen Sockelbetrag der Kosten für die Heimunterbringung übernimmt und alles, was darüber liegt, zulasten der Versicherten geht. Sonst seien immer mehr Bewohner auf Sozialhilfe angewiesen.

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