Club gegen Kleeblatt mal anders: Frankenderby reloaded!

1.12.2017, 14:32 Uhr
Club gegen Kleeblatt mal anders: Frankenderby reloaded!

© Archivfoto: Kreuzer

Auf den ersten Blick wirkt alles wie gewohnt: Eine Schar Jugendlicher hat es sich vor einem Großbildschirm im Zett9 mit Chips und Limo bequem gemacht. Die SpVgg Greuther Fürth spielt in Grün gegen den 1. FC Nürnberg in Rot. Die Kamera schaut von oben aufs Spielfeld, die Fans im Stadion brüllen nach Leibeskräften, erst recht bei Toren und gefährlichen Situationen. Bei Fouls tritt der Schiri in Aktion und zückt gelbe oder rote Karten. Und beim Freistoß bilden die gegnerischen Spieler eine Mauer und schützen per Hand ihre wertvollsten Körperteile.

Bloß, dass es da nichts zu schützen gibt. Denn das Spiel ist virtuell. Ein Videogame namens "Fifa". Sämtliche "Spieler" haben zwar die in etwa wiedererkennbaren Gesichter der kickenden Fußballer der laufenden Saison, doch die Partie ist eine Simulation.

Hier spielen nicht elf Fußballer gegen elf andere, sondern zwei bzw. vier Gamer. Und dies nicht mit den Füßen, sondern mit den Fingern am Controller. Längst ist aus dem Freizeitvergnügen ein Sport und aus dem Sport ein kommerzielles Unternehmen geworden. Bei der 3. "Fifa"-Stadtmeisterschaft ist davon aber noch nichts zu spüren.

36 Teams hatten sich für den Wettkampf beworben, 14 sind ausgewählt worden. Sieben für Fürth, sieben für Nürnberg. Sie tragen so phantasievolle Namen wie "Weggla Kickers" und "Brezel Connection", "HalliGalliEdgarSalli" oder sogar "Lebende Lehrerlegenden". Das Alter der Spieler reicht von zarten zwölf Jahren bis zu gestandenen 51. Eine Partie dauert nicht neunzig Minuten, sondern zweimal fünf Minuten (plus einige Sekunden Nachspielzeit).

Das jeweilige Fürther Duo sitzt in einem gemütlichen superbreiten Couchsessel im Jugendmedienzentrum Connect, die Nürnberger Gegner hingegen samt Anhang in einem Saal des Nürnberger Künstlerhauses. Doch auch sie sind "anwesend", ein Bildschirm zeigt die Kontrahenten, wie sie konzentriert auf ihren Stühlen hocken.

Purer Nervenkitzel

Und damit die Simulation an Vollkommenheit gewinnt, moderiert ein echter Sportreporter vom Bayerischen Rundfunk: Oliver Tubenauer spricht pausenlos ins Mikro und kommentiert jeden Haken von Ishak, Erras und Ewerton, den ein Sontheimer, Hilbert oder Wittek wieder zunichtemacht. Überhaupt ist der Videofußball viel schneller als eine echte Partie, in Sekunden wandert der Ball vom Verteidiger vor das Tor des Gegners. Und was im Stadion die Ausnahme ist, ist beim Game beinahe die Regel – in zehn Minuten fallen schon mal vier Tore. Sieben Partien werden gespielt, die Anzeigentafel indes arbeitet nicht mit Leuchtschrift, sondern mit grünen und roten Zahlenkarten. Sie zeigt lediglich das Endergebnis jeder Partie an. Ein Sieg (wie auch ein Remis) bedeutet eine 1, eine Niederlage zählt Null.

Ojeoje, die Nürnberger machen anfangs gewaltig Druck, vier Mal hintereinander schlägt der Ball im Fürther Tor ein. Auch die zweite Partie endet mit einem Sieg für Nürnberg. Nun aber: der erste Sieg, 2:1 für Fürth. In jeder Pause zwischen den Spielen gibt es natürlich "Expertengespräche". So fragt Reporter Tubenauer den Medienexperten Klaus Lutz nach den Spielern, die dem E-Game verfallen sind. Sind das nun Couch-Potatoes, die mit Pommes und Cola vor der Playstation hocken? "Im Gegenteil, kontert Lutz, "so ein Spiel erfordert hohe Konzentrationsfähigkeit. Fitness und Konzentration gehen Hand in Hand bei den Gamern."

Indes, das Publikum drängelt sich im mit grünen Fanschals dekorierten Saal im Zett9 dann doch nicht. Und wahrer Nervenkitzel will sich auch nicht einstellen. Man spürt in jedem Moment: Das ist nicht echt. Wie es ausgegangen ist? 6:3 für Nürnberg. Die Fürther können’s verkraften – ist ja bloß ein Videospiel. Oder doch mehr?

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