Corona in Pflegeheimen: Hoffnung im Landkreis Fürth

8.1.2021, 15:30 Uhr
Corona in Pflegeheimen: Hoffnung im Landkreis Fürth

© Foto: Hans-Joachim Winckler

In der Stadt Fürth sehen sich aktuell sechs Heime mit Corona-Fällen konfrontiert. Besonders schwierig ist die Lage im städtischen Heim an der Stiftungsstraße, wo viel Personal ausfällt und nun sogar die Bundeswehr hilft.


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Im Landkreis ist Covid-19 derzeit in sieben von 22 Einrichtungen, die die digitale Pflegeplatzbörse (Ahis Fürth) auflistet, nachgewiesen, wie die Zahlen aus dem Landratsamt belegen – darunter ist das BRK-Seniorenheim Willy Bühner Oberasbach (ein Bewohner, ein Mitarbeiter) sowie das Caritas-Seniorenheim Albertus Magnus in Stein (zwei Bewohner, sechs Mitarbeiter). Weitere drei Häuser verzeichnen Kreissprecher Christian Ell zufolge Einzelfälle.

Den massivsten Ausbruch erlebt im Landkreis derzeit das Pflegezentrum Spectrum (77 Plätze) in der Eisenstraße in Stein. Von dort sind dem Gesundheitsamt 18 positiv getestete Bewohner und drei Infizierte (Stand Donnerstag) unter dem Personal gemeldet.

In einem Wohnbereich zusammengezogen

Hinter der Einrichtung steht die Charleston Holding, die an 47 Standorten in ganz Deutschland Pflegeeinrichtungen betreibt. Auf Anfrage teilte deren Regionalleitung mit, dass alle positiv getesteten Bewohner in einem eigenen Wohnbereich zusammengezogen und von einem festen Mitarbeiter-Team versorgt werden, "sodass eine weitere Ausbreitung verhindert werden konnte".

In diesen Quarantäne-Arealen wurden Besuche eingestellt. Wer in die noch zugänglichen Zonen möchte, muss eine FFP2-Maske, Schutzkleidung und einen negativen Coronatest mitbringen, der nicht älter als 48 Stunden ist.

Stark betroffen ist darüber hinaus in Oberasbach das Pflegezentrum Senimondo in der Meißener Straße: Von den 40 Bewohnern wurden 15 positiv getestet, fünf Mitarbeiter sind infiziert. Der Leiter des Hauses war gestern nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Die Awo atmet auf

Aufatmen kann die Awo Neustadt /Aisch-Bad Windsheim, die in Cadolzburg-Egersdorf und Langenzenn je ein Pflegeheim betreibt. Das Langenzenner Haus hatte im Frühjahr während der ersten Welle schwer zu kämpfen. Über die Hälfte der 110 Heimbewohner infizierten sich, 26 starben. 43 Mitarbeiter wurden ebenfalls positiv getestet. Am Standort Egersdorf überlebten sieben Menschen die erste Welle nicht. Mit der zweiten Welle im November erreichte das Virus das Egersdorfer Heim erneut, bis zu 16 Personen hatten sich angesteckt.

"Aktuell haben wir zum Glück keinen einzigen Fall", sagt Awo-Geschäftsführer Robert Schneider. Er führt das darauf zurück, "dass wir mittlerweile extrem engmaschig testen – das Personal muss sich drei Mal die Woche einem Test unterziehen – so dass wir die Infektionsketten sehr gut unterbrechen können".

In Egersdorf sind alle geimpft

In Egersdorf sind zwischenzeitlich auch alle Bewohner geimpft, die das Virus noch nicht hatten und immunisiert werden wollten, so dass etwa 95 Prozent der Personen geschützt sein sollten. Nach wie vor greift ein strenges Hygienekonzept. Jeder Bewohner darf maximal eine Stunde am Tag einen Besucher empfangen.


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Bevor man zu den Angehörigen kann, braucht es einen Schnelltest. Für die Testungen ist während der Besuchszeiten ein Mitarbeiter abgestellt. Das Ergebnis gilt 48 Stunden lang, dann muss vor einem erneuten Besuch wieder ein Abstrich genommen werden.

Auf eigene Rechnung

Ein Service, den mangels Personal nicht alle Einrichtungen leisten können, wie etwa Lydia Hoffmann berichtet. Die 73-jährige Oberasbacherin konsultiert, um ihren Mann in einer Zirndorfer Einrichtung regelmäßig besuchen zu können, alle drei Tage ihren Hals-Nasen-Ohren-Arzt. Er untersucht sie auf das Virus – zahlen muss sie dafür selbst.

Das Testzentrum im Golfpark von Fürth-Atzenhof, wo es dieses Angebot kostenlos gibt, "hilft mir gar nichts, bis ich da mit den Öffentlichen hinkomme, bin ich stundenlang unterwegs".

"Die Menschen verarmen sozial"

In der Langenzenner Seniorenresidenz soll Schneider zufolge am Sonntag geimpft werden. Er setzt auf die Aussage von Ministerpräsident Markus Söder, der als Ziel vorgegeben hat, dass bis Ende Januar alle Bewohner der bayerischen Pflegeheime "durchgeimpft" sein sollen.

"Und dann", so Schneider, "können wir hoffentlich endlich darüber reden, wie wieder etwas mehr Normalität in den Pflegealltag zurückkehrt und wie wir das soziale Leben wieder hochfahren. Denn die Menschen verarmen sozial."

Dass davon auszugehen ist, dass die Bewohner, die bereits im Frühjahr Corona hatten, Antikörper entwickelt haben, nütze den Angehörigen derzeit wenig, berichtet Schneider: "Für sie ist verständlicherweise nicht nachvollziehbar, warum sie für einen Besuch trotzdem einen negativen Test brauchen; aber ihnen kann ich nur sagen, das Gesundheitsamt erlaubt es anders halt nicht."

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