Corona: OB Jung talkte mit Heißmann und Rassau

2.4.2020, 21:00 Uhr
Corona: OB Jung talkte mit Heißmann und Rassau

© Hans-Joachim Winckler

Das Konzept, das von den Zuschauern offensichtlich angenommen wird. In den Kommentaren, die ja ohne Umweg über die jeweilige Online-Plattform zu den drei Akteuren kommen, ist viel Schmeichelhaftes zu lesen. Es werden aber auch handfeste Fragen gestellt. Zum Beispiel: Wie gut ist man im Klinikum Fürth für einen Ansturm von Corona-Patienten gerüstet? Jung bestätigt, dass "über 130 Betten freigemacht wurden", außerdem sei die Zahl der Beatmungsbetten von 30 auf 60 verdoppelt worden (die FN berichteten). "Wir sind super vorbereitet und das Schöne ist, von den Betten sind derzeit noch ganz viele leer." Dies treffe allerdings nur für den Augenblick zu: "Morgen kann die Lage leider schon ganz anders sein."

Gut 500 Menschen verfolgen das Gespräch live mit. Am nächsten Morgen haben sich schon mehr als 13 000 Personen die Sendung, die nach wie vor auf Facebook angeklickt werden kann, angesehen.

Mit jeder Menge digitaler Post dürfte sich Jung nun an seinem Arbeitsplatz im Rathaus konfrontiert sehen. Er scheut sich nicht zuzugeben, dass er die Antwort auf eine Zuschauerfrage nicht weiß und bittet, ihm persönlich eine E-Mail zu senden. Er werde sich informieren und zurückschreiben. Eine Auskunft, die es unter anderem auf die Frage gibt, ab wann die vom Freistaat in Aussicht gestellte kostenlose Verpflegung für Mitarbeiter im Klinikum beginnt.

Eindeutig ist das Stadtoberhaupt in anderen Punkten. Ob die vielen Menschen, die sich derzeit etwa in den pflegenden Berufen besonders engagieren, im Anschluss wenigstens mit einer Urkunde belohnt werden, will jemand wissen. "Natürlich werden Überstunden bezahlt", versichert Jung. Große Prämien oder Urkunden seien freilich nicht in Sicht. Aber: "Ich erlebe gerade eine große Solidarität, viele Leute engagieren sich ehrenamtlich und helfen, wo sie können. Es gibt einen großen Zusammenhalt."

 

Immenser Steuerausfall

 

Ein zentrales Thema bilden die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie. "Die ganz großen finanziellen Erwartungen an die Stadt zu stellen, ist schwierig, weil die Stadt selbst extrem unter den wegbrechenden Einnahmen leidet", erklärt der OB. Die Stadtkämmerin schätze, dass die aktuelle Krise einen Steuerausfall von bis zu 70 Millionen Euro nach sich ziehen wird. "Es gibt Rücklagen in Höhe von 80 Millionen Euro, das bringt uns also in einem Jahr nicht um, aber in einem zweiten wird es schon happig."

Von Seiten der Stadt gebe es derzeit keine "direkte, unmittelbare Hilfe" für Fürther Wirtschaftsbetriebe. Bundes- und Landesmittel müssten jetzt erst einmal ankommen.

Jung bezeichnet es als Aufgabe der Kommune, sobald es möglich ist, "wieder Leben in die Stadt zu bringen". Dafür wolle man zum Beispiel Festivals organisieren. Von einer Absage der Kärwa, des New Orleans Festivals oder Fürth-Festivals will er zu diesem Zeitpunkt nichts wissen.

Offensichtlich wurde die Fürther Runde nicht nur von Menschen aus der Kleeblattstadt goutiert. "War auch für mich aus der Pfalz sehr interessant", kommentiert etwa ein Facebook-Nutzer die Talkrunde.

Direkte Forderungen an Jung gibt es auch: "Wir brauchen so jemanden in Nürnberg. Rückt ihn raus." Eine User-Meldung, die zwar spontane Zustimmung findet, vom Angesprochenen aber erwartungsgemäß abgelehnt wird. Überraschend ist die Bitte aus dem Kreis der Live-Zuhörer, der Stadtchef möge doch "einen Appell" an die Fürther richten. Jung kommt dem nach und bittet darum, achtsam auf die Krise zu reagieren: "Panik wäre das Letzte, was weiterhilft."

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