Schulen, Handel, Diskotheken

Corona: So urteilen Fürther Experten über die neuen Regeln

3.9.2021, 11:00 Uhr
Corona: So urteilen Fürther Experten über die neuen Regeln

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Schulen

Lange hat Markus Braun auf Änderungen aus dem Staatsministerium gewartet. Nun, rund eineinhalb Wochen vor Ferienende, wurde der Fürther Schulreferent für seine Geduld belohnt. "Das war überfällig, dass die Inzidenzzahlen künftig nicht mehr ausschlaggebend sein sollen für den Unterricht."

Anstelle der Zahl der Neuinfektionen pro 10.000 Einwohner binnen sieben Tagen soll nun ein Ampelsystem treten, das sich an den Covid-Patienten in den Kliniken orientiert. So lange sich deren Zahl nicht drastisch erhöht – auf Rot springt die Ampel etwa, wenn mehr als 600 Patienten auf bayerischen Intensivstationen liegen – bleibt es beim Präsenzunterricht in den Schulen, was Braun begrüßt. "Wir haben ja jetzt erfahren, welche Kollateralschäden Wechsel- und Distanzunterricht mit sich bringen. Das darf sich nicht wiederholen." Hätte man weiter an der Inzidenz festgehalten hätten die Schulen bald wieder schließen müssen, glaubt Braun.

Auch im neuen Testverfahren an den Schulen sieht er einen Vorteil. Anstelle der Selbsttests sollen an Grund- und Förderschulen nun sogenannte Lolli-Tests gemacht werden. Dabei lutschen die Kinder an zwei Wattetupfern; danach kommt eines der Stäbchen in eine gemeinsame Pool-Lösung, in der die Proben aller Schüler gesammelt werden. Mittels des PCR-Verfahrens wird diese Lösung im Labor ausgewertet. Zeigt sie ein positives Ergebnis an, werden die zweiten, personalisierten Lollis ausgewertet. Das Kind, das dann als positiv erkannt wird, soll gleich in der Früh des darauffolgenden Schultags informiert werden und zuhause bleiben.

In der fünftägigen Quarantäne sollen nur jene Kinder daheim sein müssen, die unmittelbaren Kontakt zu positiv Getesteten hatten. Braun hält diesen Vorgang für stimmig, freilich müsste er sich aber auch erst in der Praxis beweisen.

Sicher ist er sich hingegen, dass die Zahl infizierter Kinder mit dem Schulstart steigen wird, da die meisten von ihnen noch ungeimpft sind. In Nordrhein-Westfalen, wo die Schule bereits wieder begonnen hat, lässt sich dieser Trend schon beobachten. Für wichtig hält Braun deshalb die Maskenpflicht am Platz – zumindest in den ersten Wochen nach den Ferien. Dass in öffentlichen Verkehrsmitteln nun einfache Masken anstelle von FFP2 getragen werden dürfen, sieht er als kein großes Risiko für Schüler, die Bus oder Bahn nutzen müssen. "In der Regel sind sie ja nicht lange damit unterwegs."

Bedauerlich findet er aber, dass es für Kitas kein neues Testkonzept gibt, auch wenn hier ebenfalls "Quarantäne nach Augenmaß" gelten soll. Wie bislang können Eltern ihre Kinder mit Gutscheinen von Apotheken testen lassen – allerdings nur auf freiwilliger Basis. Hier würde er sich ein ähnliches Konzept wie an den Grundschulen wünschen. Doch dafür, so seine Vermutung, reichten die Kapazitäten der Labore nicht aus.

Einzelhandel

Neue Regelungen gibt es auch beim Einzelhandel - der große Jubeltanz darüber bleibt aber bislang aus. So zumindest bewertet die Fürther Innenstadtmanagerin Verena Tykvart die Lage.

"Natürlich ist es grundsätzlich eine Erleichterung, dass die Kundenbeschränkungen wegfallen", sagt die Frau aus dem städtischen Wirtschaftsreferat auf FN-Nachfrage. Ab heute dürfen also wieder unbeschränkt viele Kunden in die Geschäfte; ihre Zahl wird nicht mehr anhand der Größe des Ladens festgelegt. Für die Einzelhändler bedeutet dies, dass sie, bei großen Geschäften, kein zusätzliches Personal mehr brauchen, das den Einlass regelt, oder selbst im Blick haben müssen, wie viele Personen gerade im Laden sind.

Auch dass die FFP2-Maske durch eine durchlässigere OP-Maske ersetzt werden kann, sei sicher ein wichtiger Schritt. Die Probleme, mit denen der Handel kämpfe, würden damit allerdings nicht gelöst.

Tykvart denkt da an die Kunden, die sich längst an Online-Shopping gewöhnt haben, oder diejenigen, die noch immer ängstlich sind und ihre Einkäufe auf ein Minimum begrenzen. Sie wiederzugewinnen, das sei das Ziel.

Zu schaffen sei das vielleicht, wenn die Maskenpflicht ganz fällt und die Menschen wieder mehr Zutrauen in die Situation hätten. Und auch mit Hilfe der vielen inhabergeführten Geschäfte in Fürth. "Dass dort der Kundenkontakt immer noch so groß geschrieben wird, ist ein echtes Alleinstellungsmerkmal", findet Tykvart. Darauf könne man aufbauen.

Diskotheken

Ab Oktober sollen Diskotheken und Clubs wieder Gäste empfangen dürfen – unter Einhaltung der 3G-Regel. Im A-Danceclub (Avangio) in der Waldstraße stößt diese Information auf gemischte Gefühle.

„Nach etwa anderthalb Jahren Schließzeit ist das für uns erst mal eine positive Entwicklung“, sagt Betriebsleiterin Samantha Berger. Doch gebe es noch einige Unwägbarkeiten. Söder hatte betont, dass für den Einlass in Discos und Clubs Schnelltests nicht ausreichen würden. Dies ginge nur mit negativen PCR-Tests. Das sorgt bei Berger für Unverständnis: „Schnelltests mit den Kunden könnten wir selbst am Eingang durchführen. Wenn die Bürger ihre PCR-Tests bald selbst bezahlen müssen, dann wird der Discobesuch ein teurer Spaß.“

Auch sei, Stand jetzt, unklar, ob die Menschen während ihres Clubbesuchs Masken tragen müssten. „Wir haben zwar ein Lüftungssystem, aber keine festen Sitzplätze wie in der Innengastronomie, wo die Maske abgenommen werden darf“, so Berger. Zu späterer Stunde dürfte es dann ohnehin schwierig werden, die Gäste zur Einhaltung einer möglichen Maskenpflicht zu bewegen.

Verwandte Themen