Dachplatten illegal entsorgt: Steckt eine Firma dahinter?

7.8.2020, 10:30 Uhr
Dachplatten illegal entsorgt: Steckt eine Firma dahinter?

© Foto: Polizei Mittelfranken

Offenbar steckt eine miese Geschäftsmasche dahinter: Seit Ende März wurde die Polizei zu immer wieder neuen Stellen im Landkreis gerufen, an denen illegal Müll abgelegt wurde – in Waldgebieten und Feldern sowie neben Flurwegen. 

Die Polizeipressestelle listet als Fundorte auf: Stein (Ortsteile Loch und Unterbüchlein), Roßtal (Buttendorf und Weitersdorf), Großhabersdorf (Fernabrünst), Langenzenn (Erlachskirchen) und Zirndorf (Weinzierlein). Meist handelte es sich um größere Mengen alter Eternit-Wellplatten – das sind asbesthaltige Faserzement-Platten, die früher massenhaft für Dächer verwendet wurden. Außerdem fanden die Beamten abgeschnittene Regenrinnen, Kühlschränke, Mikrowellen und Hausmüll vor.

Die Art des Mülls lässt die Ermittler vermuten, dass auf diese Weise Firmen oder Dienstleister dreist Material loswerden, das eigentlich teuer als Sonderabfall zu entsorgen wäre. Schon vor einem Jahr war im Fürther Landkreis eine solche Serie aufgefallen. Zunächst hatte die Polizei es noch für möglich gehalten, dass sie es mit Platten von einem einzigen großen Garagen- oder Scheunendach zu tun hatten. Doch als sich die Fälle häuften, lag ein anderer Verdacht nahe: Firmen oder Bautrupps könnten dahinter steckten, die Dachsanierungen anbieten.

Auch beim jetzigen Umweltfrevel ziehen die Beamten dies in Betracht. Die einschlägigen Betriebe haben möglicherweise "schon ab Ende des Jahres 2019 Aufträge für Dachreparaturen, Hausentrümpelungen oder die Entsorgung von Sondermüll angenommen oder durchgeführt", heißt es in einer Pressemitteilung.

Unschönes "Geschenk" für den Pulzermärtl

Um die Aufklärung der Fälle bemüht sich inzwischen die Kriminalpolizei, sie betont: "Die Auftraggeber für solche Arbeiten könnten wichtige Zeugen für die Ermittlungen sein." Die Kripo bittet daher Privatpersonen, die im Lauf des Jahres entsprechende Dienstleistungen in Anspruch genommen haben, aber auch Zeugen, die womöglich das Abladen beobachtet haben, sich mit dem Kriminaldauerdienst Mittelfranken unter der Rufnummer (0911) 2112 3333 in Verbindung zu setzen.

Entsetzt zeigen sich über die Fälle Roßtals Pfarrer Jörn Künne und der "Pulzermärtl a. D.", Erwin Hemmeter, der die "ungewollte Bescherung" sogar aus der Nähe erlebte: Auf der Zufahrt zu seinem Gartengrundstück haben die Täter Bauschutt einschließlich des giftigen Eternits entsorgt. Den Friedhofsgärtner traf es ebenfalls, so Künne.

Er zücke schon einmal die Rute, schreibt der ehemalige Pulzermärtl Hemmeter den FN – und fügt ernst hinzu: Er hoffe auf einen schnellen Ermittlungserfolg der Polizei und "eine saftige Strafe für die Umweltverbrecher, die sich die hohen Entsorgungsgebühren sparen und dafür Wald und Flur verschmutzen."


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