Das Auto soll in Fürth Konkurrenz bekommen

17.1.2020, 16:00 Uhr
Das Auto soll in Fürth Konkurrenz bekommen

© Wolfgang Händel

So langsam kommt der Kommunalwahlkampf auf Touren. Plakate der Parteien zieren schon manchen Straßenrand in der Stadt, und in dieser Woche sind zum ersten Mal auch die Bewerber um das Amt des Oberbürgermeisters bei einer Podiumsdiskussion aufeinander getroffen. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) wollte wissen, wie sich Fürths Kandidaten künftige Verkehrspolitik vorstellen – und brachte dabei viel Einigkeit zu Tage.

"Nachhaltiger und ökologischer" müsse die Mobilität der Bürger werden, meinte etwa Dietmar Helm von der CSU. Eine Einschätzung, die die anderen fünf Teilnehmer der Veranstaltung im Bistro der VHS – eine Frau und vier Männer – grundsätzlich teilten. Sowohl Stephan Eichmann (FDP), Niklas Haupt (Linke), Kamran Salimi (Grüne) und Heidi Lau (Freie Wähler) als auch Amtsinhaber Thomas Jung (SPD) wollen, wie sie betonten, künftig mehr für Fußgänger, Fahrradfahrer, Busse und Bahnen tun.

Man wolle das Auto nicht verbieten, "aber überflüssig machen", brachte es Niklas Haupt auf den Punkt. Er machte sich darüber hinaus für das 365-Euro-Ticket und langfristig sogar für einen kostenlosen öffentlichen Nahverkehr stark. Zumindest ersteres sei finanzierbar, argumentierte er, wenn man es nicht betriebswirtschaftlich, sondern volkswirtschaftlich gegenrechne — also mit Kosten beispielsweise für Unfälle oder Erkrankungen durch den motorisierten Individualverkehr.

Kamran Salimi kritisierte, dass viel zu lange und in Teilen immer noch das Konzept der autofreundlichen Stadt verfolgt worden sei. Für Projekte des Straßenverkehrs würden häufig Millionenbeträge ausgegeben, Bus und Bahn dagegen zu oft zweitrangig behandelt: "Der Autoverkehr wird nie an seinen Kosten gemessen, während der ÖPNV immer an den Kosten scheitert."

Mit seiner Einschätzung, das hiesige Stadtplanungsamt befasse sich bei der Erschließung neuer Wohn- oder Gewerbegebiete meistens zu spät mit deren Auswirkungen und ÖPNV-Erfordernissen, rief der Grünen-Kandidat dann die fast einzige echte Kontroverse des Abends hervor. Trotz des beispiellosen Wachstums der Stadt leiste das Amt und sein Leiter Dietmar Most "hervorragende Arbeit", verwahrte sich OB Thomas Jung gegen Salimis Vorwurf.

Ansonsten nutzte der Amtsinhaber die Veranstaltung, um auf das bereits Erreichte zu verweisen: neue Linien und Beschleunigung der Busse, mehr Fahrradwege, Ausweitung der Fußgängerzone. Diese Politik wolle er behutsam, aber konsequent fortführen und so den motorisierten Individualverkehr bis 2030 von derzeit 50 Prozent auf 30 Prozent reduzieren. Außerdem, so der OB, werde er sich im Falle seiner Wiederwahl für ein Ende der Nachtflüge auf dem Nürnberger Flughafen stark machen und für einen barrierefreien Hauptbahnhof.

Stephan Eichmann fordert Tempo 30 vor allen Schulen und mehr Spielstraßen in Wohngebieten. Gegen den Straßenlärm regt er einen Fonds an, aus dem besonders stark betroffene Bürger Lärmschutzfenster finanzieren könnten. Sein Vorschlag, neue Wohnhäuser künftig höher als bisher zu errichten, also mit mehr Stockwerken auszustatten, stieß in der Runde auf Kritik.

Mehr Barrierefreiheit

So widersprach Heidi Lau: Es könne nicht das Ziel sein, irgendwann eine Stadt mit 160 000 Einwohnern zu werden. Sie plädierte außerdem für mehr Barrierefreiheit im gesamten öffentlichen Raum sowie für deutlich günstigere Tickets für Senioren.

Dietmar Helm sieht in den Fahrkartenpreisen ebenfalls "die wichtigste Säule" eines attraktiven Nahverkehrs, flankiert von einer verbesserten Taktung und der Stärkung des gesamten VGN-Verbunds. Das Prinzip "Wegnehmen, um zu geben" müsse im Straßenraum jedoch ausgewogen und für alle Generationen gerecht sein, so Helm, der sich als einziger auf dem Podium gegen die komplette Streichung der Parkplätze auf der Freiheit aussprach.

 

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