Das Endlos-Projekt am Ziel

23.10.2010, 09:00 Uhr
Das Endlos-Projekt am Ziel

© Hans-Joachim Winckler

Der Planer: Als Karl Betz vor neun Jahren zum Staatlichen Bauamt Nürnberg kam, hatte der Radweg Langenzenn – Raindorf bereits eine Geschichte. Erste Planungen datierten aus dem Jahr 1988. Elf Jahre später hatte die Behörde die Betreuung der Kreisstraßen im Fürther Land übernommen und in dem Packen an Unterlagen, die der Landkreis damals mit übergab, steckte auch besagter Radweg.

Entmutigen lassen hat sich Betz, der als Abteilungsleiter für den Landkreis Fürth zuständig ist, trotz der „wechselvollen Geschichte“ des gesamten Vorhabens nicht. Straßenbauer seien nun einmal „große Optimisten“, sagt er.

Auch wenn sich beispielsweise der Grunderwerb als schwieriger als gedacht erweist, schließlich stehen und fallen damit in der Regel die Projekte. Dann müssen Alternativen aufgezeigt werden. So vor fünf Jahren geschehen, als der Kreis-Bauausschuss empfahl, den Radweg nicht an der Kreisstraße, sondern einige hundert Meter entfernt entlang des Hardwaldes zu führen. Die damalige Landrätin Gabriele Pauli entzückte insbesondere die Ausgabenseite: Mit 215000 Euro hätte diese Lösung nur einen Bruchteil der heutigen Variante gekostet.

Auf keine große Gegenliebe stieß die Trassenführung, die 2008 realisiert werden sollte, aber bei den Bürgern. Zu abgeschieden und für Frauen und Kinder abends nicht mehr zumutbar lautete die Kritik, die in einer Protestliste mit 290 Unterschriften mündete und die Variante kippen ließ.

Auch die Tatsache, dass die Bahn mit im Boot saß, vereinfachte die Sache nicht. Als „lang und schwierig“ beschreibt Betz den Prozess. Drei Bahnübergänge an den parallel zum Radweg verlaufenden Gleisen spielten eine wichtige Rolle. In Langenzenn sorgen nun Lichtsignale und eine Schranke für Sicherheit, von den beiden weiteren Bahnübergängen Richtung Raindorf wird der bei Göckershof geschlossen.

Aufwändige Entwässerung

Wenn der Radweg in der nächsten Woche der Öffentlichkeit übergeben wird, hat er rund 900000 Euro verschlungen. 40 bis 50 Prozent davon trägt der Freistaat Bayern. Eine stolze Summe für 3,1 Kilometer Streckenlänge, die Betz auch mit dem Aufwand für die Entwässerung erklärt. So leitet die Bahn Wasser über Durchlässe unter den Gleisen ab, die durch die Straße verlängert werden mussten. Die Radler können jetzt zwischen Langenzenn und Raindorf sicherer fahren. Abzuwarten bleibt, ob die Stadt Langenzenn die Trasse von Schnee und Eis befreit, die Winterdienstvereinbarung mit dem Landkreis ist — wie berichtet — noch nicht unterzeichnet. Die Kommune fordert mehr Geld.

Karl Betz wird die Angelegenheit noch länger beschäftigen. Über den Winter wird die Gesamtmaßnahme abgerechnet, die Akte dann im Frühjahr endgültig zugeklappt. Das Projekt mit der längsten Historie war der Radweg im Zenngrund für den Planer aber nicht. Beim Spatenstich für eine Ortsumgehung im Landkreis Roth, erzählt Betz, habe ihm der Bürgermeister gesagt, dass damit eine 40-jährige Planungsgeschichte ihren Abschluss gefunden habe.

Der Radfahrer: „Zwiespältige Gefühle“ beschleichen Olaf Tobiasch bei dem Blick auf das scheinbar endlose Projekt. Zwar freuen den ehemaligen Kreisvorsitzenden des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) — gerade mit Blick auf Schüler und Pendler — Investitionen in den Radverkehr, als Steuerzahler müsse er sich aber fragen, so Tobiasch, ob es nicht sinnvoller sei, mit weniger Geld mehr Radverkehr in den Orten zu erzeugen.

Außerdem hofft er darauf, dass der neue Weg nicht als „benutzungspflichtig“ ausgeweisen wird. „Das ist Irrsinn“, sagt Tobiasch, weil schnelle Radler seiner Meinung nach auf die Straße gehören.

Die Politiker: An viele, viele Anträge erinnert sich Veitsbronns Bürgermeister Peter Lerch, die er, aber auch sein Vorgänger Adolf Meyer, mit Unterstützung des damaligen Langenzenner Amtskollegen Manfred Fischer gestellt hatten. Die Planung sei liegen gelassen, mitunter vergessen worden. Froh ist Lerch, dass die finanzielle „Light Version“ durch den Hardwald gescheitert ist. „Da hätte ich im Dunklen auch nicht fahren mögen“, sagt er. „Das war eine Schnapsidee.“

Ähnliche verbale Freundlichkeiten musste sich Hans Meyer des Öfteren in seinem Geschäft anhören. „Da habe ich Prügel eingesteckt“, sagt der Metzgermeister, der seit 1987 im Langenzenner Stadtrat und seit 1995 im Kreistag sitzt. Für die Probleme beim Grunderwerb und die Tatsache, dass bei Göckershof sogar mit dem Zwangsinstrument der Enteignung gedroht wurde, macht Meyer die Flurbereinigungsmaßnahmen verantwortlich, die seien „nicht durchgeplant“ gewesen. Unabhängig davon ist der Radweg für ihn aber „eine hervorragende Sache, hoffentlich wird er vom Bürger auch angenommen“.